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Die Gartenkunst — 14.1912

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Neuhann, ...: Photographie von Blumen und Pflanzen am Standorte
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0331

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324

DIE GARTENKUNST.

XIV, 21

Anemone nemorosa. Aufnahme von Dr. Neuhann, Münster.

Moment zur Belichtung zu benützen, wenn die Sonne
gerade hinter einer Wolke verschwindet. Des öfteren
kann man sich dadurch helfen, daß man sich so stellt,
daß der eigene Schatten Kamera und Blume trifft.
Man exponiert dann ganz im Schatten und nur zum
Schlüsse noch einen Moment in voller Sonne, weil
dann das Bild plastischer wird. Sehr zweckmäßig ver-
wendet man auch einen hellen Schirm, der sich
übrigens auch sehr gut als Windschutz eignet.
Exponiert man ganz im Schatten, so wird das Bild
leicht kraftlos, exponiert man nur in der Sonne, so
wird das Bild wegen der starken Schlagschatten leicht
zu unruhig. Kann man obige Hilfsmittel nicht an-
wenden, und ist man gezwungen in voller Sonne die
Aufnahme zu machen, so belichte man nur kurz und ent-
wickele die Platte in einen sehr dünnen Entwickler.
Es gelingt auf diese Weise noch oft die zarten Details
in den Blütenblättern zu erhalten.

Die Belichtungszeit ist naturgemäß sehr ver-
schieden, je nach der Beleuchtung, Blende, Größe des

aufzunehmenden Objekts, Licht-
empfindlichkeit der Platte etc.
Nach einigen Versuchen wird es
schon bald gelingen, die richtige
Expositionszeit, die man sich übri-
gens bei jeder Aufnahme notieren
sollte, zu finden. Im Zweifel be-
lichte man lieber zu lange, als zu
kurz, oder mache 2 Aufnahmen.
Vorsichtig muß man mit der Be-
lichtung von Blumen auf dem
Wasser sein, da man auch bei
trüben Tagen sehr leicht über-

exponierte, flaue Platten erhält.
Bei diesen Aufnahmen ist auch
die Verwendung einer Gelbscheibe
anzuraten.

Dem Anfänger rate ich mit
Gruppenaufnahmen von Blumen

zu beginnen, die weiße Blüten und grüne Blätter
besitzen, dann zu bunten Blumen und schließlich
zu Einzelaufnahmen überzugehen. Legt man Wert

darauf zu zeigen, in welcher Umgebung eine Pflanze
wächst, ein sogenanntes Vegetationsbild zu erhalten,
so wählt man einen größeren Ausschnitt aus der Natur.
Bei solchen Aufnahmen stelle man auf den Haupt-
gegenstand bei offener Blende scharf ein und blende
ruhig stark (auf 36—40) ab, um gestochene Schärfe
zu bekommen. Die Belichtung einer solchen Auf-

nahme bei obiger Blende und hellem Wetter beträgt
ungefähr 1 Sekunde. Bei den Einzelaufnahmen wähle
man zuerst ebenfalls die weißblühenden und von diesen
wieder diejenigen mit kurzen dicken Stengeln, da diese
vom Winde nicht so leicht bewegt werden. Bei diesen
Einzelaufnahmen, die häufig Naturgröße erreichen,
achte man sehr auf ein gutes Exemplar und vor allem
auf den Hintergrund. Man will ja die Pflanze aus
ihrer Umgebung hervorheben. Oft erreicht man dies,
dadurch, daß man scharf auf die Pflanze einstellt und
nur gerade so weit abblendet, als
eben notwendig erscheint. Es bleibt
so außer dem Objekt alles unscharf,
und der Hintergrund wird nur ver-
schwommen angedeutet. Ein an-
deres Mal kann man als Hinter-
grund mit Vorteil einen Baum,
einen Zaun, eine Mauer, den dun-
klen Wald, eine Felspartie etc.
verwenden. Von künstlichen Hin-
tergründen halte ich nicht viel.
Wieder ein anderes Mal gelingt es
durch Auswahl eines Exemplars,
das auf einer Bodenerhebung steht,
einen ruhigen Hintergrund zu be-
kommen. Zu starke Abblendung
empfehle ich nicht, sie verbietet
sich auch oft schon aus einem
anderen Grunde. Der leiseste Luft-

Oxalis acetosella. Aufnahme von Dr. Neuhann, Münster.
 
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