Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 14.1912

DOI article:
Neuhann, ...: Photographie von Blumen und Pflanzen am Standorte
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0332

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
XIV, 21

DIE GARTENKUNST.

325

Der Rosengarten „De l’Hay“ von Mons. Jul. Graveraux. Lageplan.

hauch genügt, namentlich bei den lang-
Stengeligen Pflanzen schon, um eine Be-
wegung derselben hervorzurufen, und gar
bei bewegter Luft hat man des öfteren
eine große Geduldsprobe zu bestehen,
bis nach längst erfolgter Einstellung end-
lich in einem windstillen Augenblick die
Belichtung gelingt.

Muß man wegen eingetretener Be-
wegung die Belichtung unterbrechen, so
rate ich nur bei kurzstengeligen Pflanzen
den Verschluß ein zweites Mal zu öffnen
und nachzubelichten, da man sonst zu
leicht doppelte Konturen und somit un-
brauchbare Bilder erzielt. Lieber versuche
man die unterexponierte Platte in einem
Rapidentwickler hervorzurufen. Wer mehr
Erfahrung hat, weiß, daß die Pflanzen
morgens und abends am wenigsten vom
Winde bewegt werden. Beobachtet man
übrigens an windigen Tagen die Bewe-
gung der Pflanzen, so kann man bemer-
ken, daß zwischen den einzelnen Luft-
stößen mit ziemlicher Regelmäßigkeit
Pausen eintreten, in denen die Pflanzen ruhig sind.
Der geeignetste Moment zur Exposition ist gewöhn-
lich dann vorhanden, wenn ein neuer Windstoß sich
schon wieder in der Ferne ankündigt. Wie oben be-
reits erwähnt, kann ein Schirm oder auch ein auf-
gespannter Mantel sehr gute Dienste als Windschutz
leisten; am besten ist es, wenn diese
von heller Farbe sind, weil sie sonst
zu viel Licht wegnehmen. Für
Aufnahmen in sumpfigem Ge
lande versehe man sich mit
3 durchlochten Brettchen,
die man auf die Spitzen
der Stativbeine steckt,
damit diese nicht
in der Tiefe ver-
sinken. Auch
verhalte man
sich bei
der Auf-
nahme
auf

Aus dem Rosengarten „De l’Hay“.

Aufnahme von Gartendirektor Berthold, Wiesbaden.

sumpfigen Boden selbst ruhig, weil sonst der Apparat
wackelt.

In den meisten Fällen wird man gut tun, die
Blumen so zu photographieren, wie man sie sieht, also
schräg von oben. Man stelle scharf auf dieselben ein
und blende, wie oben bemerkt, nur so weit ab, bis alle
Teile der Pflanze scharf sind. Kann man dies durch
Abblendung nicht gut erreichen, oder muß man zu
stark abblenden, so gehe man mit der Kamera weiter
ab. Man erhält auf diese Weise ein zwar kleineres,
aber schärferes Bild.

Denjenigen Amateuren, die im Besitze
einer Stereokamera sind, rate ich sehr zu stereo-
skopischen Blumenaufnahmen, sie werden über
den Erfolg erstaunt sein und sich in Zu-
kunft häufiger diesem ganz vernach-
lässigten Gebiete zuwenden. Zudem
sind diese stereoskopischen Auf-
nahmen nicht schwer, man hat,
wie bei allen stereoskopischen
Bildern vor allem auf mög-
lichst große Tiefenschärfe
zu sehen.
 
Annotationen