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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienreise der "D. G. f. G." nach Frankreich, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0351

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344

DIE GARTENKUNST.

XIV, 22

Chantilly: Treppenaufgang zur unteren Terrasse.
Aufnahme von kgl. Hofgärtner Potente.

tigen nirgends umschlossenen Hoch-
terrassen recht klein. Auf diese
mächtige Terrasse mit ihren mäch-
tigen dekorativ wirkenden Treppen-
anlagen baute er dann seinen regel-
mäßig-symmetrischen Park auf. Es
ist eine etwas gewaltsame Lösung,
die wir hier sahen, aber man muß
sie trotzdem als gelungen anerken-
nen, wenn auch der organische
Zusammenhang zwischen Schloß
und Park bei weitem nicht so voll-
kommen erscheint, wie ihm dies
bei seinen Schöpfungen in Vaux
le Vicomte und Versailles gelang.

Der Zugang zum Schloß führt
durch ein großes, schmiedeeiseres
Tor, über eine Brücke auf breit
ausladender Rampe zunächst zu
dieser hochliegenden, mächtigen
Terrasse.

Schon das schöne, typische,
wappengeschmückte, schmiede-
eiserne Tor, ist ein lohnendes
Studienobjekt. Man ist bei uns
in den letzten io Jahren oft gegen
das Eisentor zu Felde gezogen.
Dies prächtige hohe Tor zeigt
recht deutlich, wie gut sich auch

Gebäude, diese von Wasser umflutete Burg, deren An- das Eisen in eine jeden Ansprüchen genügende,
fänge bis auf das 9. Jahrhundert hinaufreichen. Es ist künstlerische Form bringen läßt. Wir sahen solche
im Laufe der Jahrhunderte mannigfaltig ausgebaut, Tore, zumeist in dem typischen, schönen Lanzen-
oft zerstört und immer wieder
glänzend aus dem Schutthaufen
neu entstanden, seine jetzige Ge-
stalt erhielt es durch den Archi-
tekten Daumet zu Ende des XIX.

Jahrhunderts. Das Schloß hat seine
Geschichte und seine Blütezeit er-
lebte es wohl zur Zeit Ludwigs XIV.
als Prinz Ludwig der II. von Conde
(1621—86) „der große Conde“ das
Schloß durch Mansard — verschö-
nern und durch Lenötre mit präch-
tigen Parkanlagen umgeben ließ.

Ganz eigenartig ist die Lösung,
welche Lenötre hier fand, um dem
unsymmetrischen, in einem unregel-
mäßiggestalteten, Wallgraben ähn-
lichenWasser liegenden Schloß seine
große, streng symmetrisch aufge-
baute Anlage anzugliedern. Er er-
stellte vor der Hauptfront des Schlos-
ses eine mächtige, hochliegendeTer-
rasse, deren Mitte später mit einem
stattlichen Reiter-Standbild ge-
schmücktwurde. Trotz seiner Größe Chantilly: Treppenabstieg zur großen Platanen-Allee,

wirkt dies Standbild auf die mäch- Aufnahme von Garteninspektor Stähle, Hildesheim.
 
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