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Die Gartenkunst — 14.1912

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Romperit
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0380

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374

DIE GARTENKUNST.

XIV, 24

Rothenburg o. d. T.: Innerhalb der Mauer am Judenfriedhot.

Die Handhabung des Sprengstoffes scheint nun so
einfach und gefahrlos, und die Wirkung ist so sicher und den
jeweiligen Umständen anpaßbar, daß es sich wohl lohnt, die
Verwendung in weiterem Umfange in Aussicht zu nehmen.

Bei der einfachen Auflockerung findet ein Emporschleudern
von Sprengstücken bei Lehmboden überhaupt nicht statt; bei
der Tieflockerung ist mit einem Streukegel von ungefähr io m
Radius zu rechnen und nur bei der Anwendung unter 3 und
4 m, wo ja je nach den Umständen erhebliche Ladungen an-
gewendet werden müssen, ist es notwendig einen Abstand
von ungefähr 100 m zu beachten. Die
Erfolge bei der Auflockerung kann ja
nur die Erfahrung zeigen. Die Tieflocke-
rung stellt sich bei steinigem Boden
sicherlich billiger, als wie eine Locke-
rung auf andere Weise, Tiefpflügen und
dergl. Nach Angabe des Vertreters be-
ziehen die kgl. Domänen zu diesem
Zwecke für jährlich 70—80000 Mark
Sprengstoffe. Bei der Darstellung des
Sprengens von Baumstümpfen wurde
der Stumpf einer Eiche von ungefähr
40 - 50 cm Durchmesser, dessen Ent-
fernung auf andere Art nach Schätzung
15—18 Mk. gekostet haben würde, mit
einer Ladung im Preise von 3,20 Mk.
glatt herausgesprengt und in kleine
Stücke zerrissen.

Bei dem 4. Versuch wurde ein
Stück Basaltsäule durch die Explosion
einer darauf gelegten Patrone, die nur
ungefähr handhoch mit Lehm abgedeckt
war, vollständig zertrümmert.

Ob die Auflockerung des Bodens
durch Sprengungen, anstatt auf andere
Weise, wirklich die, in den Reklame-
nschriften angegebenen Vorteile hat, will
ich nicht beurteilen. Eine große Be-
deutung scheint mir das Sprengverfah-
ren aber für das Ausroden von Wurzel-
stümpfen und bei Winterarbeiten für

das Brechen der Frostkruste zu haben.
Beim Abtreiben von Waldstücken ist
die etwa notwendige Entfernung von
Wurzelstümpfen sehr zeitraubend und
kostspielig. Das Sprengen verbilligt und
beschleunigt diese Arbeiten ganz außer-
ordentlich. Ein besonderer Vorteil ist
auch, daß durch das Sprengen die
Stümpfe sofort in Stücke geringen Ge-
wichts zerrissen werden. Die Erleichte-
rung der Entfernung von Stümpfen kann
auch von Bedeutung werden, weil man
mit ihnen die Brutstätten vieler schäd-
licher Pilze und anderen Ungeziefers
vernichtet. Für sehr zweckmäßig
halte ich auch die Anwendung zum
Brechen der Frostkruste bei Winter-
arbeiten. Wer es durchgemacht hat,
weiß wie schwierig das auf andere Weise
oft ist. Die Patronen lassen sich mit dem
Taschenmesser bequem durchschneiden,
so daß man mit ganz geringen ungefähr-
lichen Ladungen schließlich auch in der
Nähe von Gebäuden, wo eine starke
Explosion zu gefährlich erscheint, zu
diesem Zwecke den Sprengstoff an-
wenden kann.

Das Verfahren im einzelnen zu
beschreiben würde an dieser Stelle zu
weit führen, es ist aber so einfach, daß
jeder einigermaßen brauchbare Arbeiter zu diesen Arbeiten
angelernt werden kann. Eine Schwierigkeit ergibt sich nur aus
den Bestimmungen des Sprengstoffgesetzes. Der Sprengstoff
Romperit ist selbst so ungefährlich, daß er zum Stückgut- und
Eilguttransport bei den deutschen Eisenbahnen zugelassen ist.
Er läßt sich weder durch Schlag, Stoß, noch offenes Feuer
usw. zur Entzündung bringen, auch das Gefrieren erhöht seine
Gefährlichkeit nicht. Die Anzündung ist nur durch Zünd-
hütchen mit einem Knallquecksilbersatz möglich, die ihrerseits
durch den elektrischen Funken oder bequemer und einfacher

Rothenburg o. d. T.: Hofpartie hinter der Spitalkirche.

Vorfrühling.
 
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