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Die Gartenkunst — 14.1912

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Ehinger, Fidel: Im Schloßpark zu Brühl
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0385

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XIV, 24

DIE GARTENKUNST.

379

nommen und nicht so leicht neh-
men können.

Der französische Einfluß ist
auch an dem bestehenden unver-
kennbar: Die beherrschende Lage
des Schlosses auf vorgelagerten
Terrassen, die Parterreanlage und
die Achsenbildung mit tiefen be-
grenzten Blickrichtungen und wohl
abgewogenen Raumverhältnissen,
die strenge Form der Gewässer,
geschnittene Hecken, Baumgänge
und dergl. mehr. Aber man hat
doch außer dem Schloßbau, auf den
sich die ganze Situation aufbaut,
auf bestimmende nur Formen ge-
bende architektonische Massen,

Terrassenanlagen etc., an denen
Versailles und Trianon so reich,
verzichtet, vielleicht auch in Rück-
sicht auf die natürlich deutschen
Verhältnisse, vielleicht aus prak-
tischen oder finanziellen Gründen.

Dies beeinträchtigt jedoch den
künstlerischen Wert der Anlage keineswegs, vielmehr
tritt in überaus glücklicher Weise die mannigfaltige Ver-
wendung des Pflanzenmaterials als Baustoff in den Vorder-
grund. Es kann nicht geleugnet werden, daß gerade die
hier so auffällig in Erscheinung tretende Beherrschung

Schlobpark Brühl: Lindenlaubgang.
Aufnahme von T. Nufäbaum, Cöln a. Rh.

Schlobpark Brühl: Östl. Terrassenanlage. Aufnahme von T. Nußbaum, Cöln a. Rh.

der Gartenform durch den Baustoff der Pflanze unserem
deutschen Empfinden bedeutend näher liegt.

Erreicht man mit der Eisenbahn kommend Brühl,
so läßt uns schon eine Eigentümlichkeit Interessantes
ahnen. Geradeswegs durch die Feldmark führt eine
Lindenallee vom Schloßpark zum Jagdschloß Falken-
lust mit den kugelrunden Köpfen einen eigenen Herr-
scherwillen kündend, der hier gewaltet hat.

Doch wenn man erst von der Bahnhofshalle heraus-
tritt, bietet sich ein Blick, ein Bild überwältigender
Einfachheit und Vornehmheit. Vor uns liegt der zwei-
flügelige Schloßbau in seiner ganzen Ruhe. Seitlich
angeordnete Baummassen ergänzen die Wirkung der
beiden Flügelbauten und schlagen dazu einen stim-
mungsvollen Akkord. Axial führt uns der Weg über
eine Brücke mit verwitterten Skulpturen zum Schloß-
hof. Doch unwillkürlich bleibt man stehen, gebannt
von dem imposanten harmonischen Bild, das hier mit
fast bescheidenen Mitteln erreicht ist. Weiter führt
uns der Weg an der Schloßterrasse vorbei zur Südfront
des herrlichen Baues. Jetzt liegt sie vor mir in der
stolzen, klaren Symmetrie, würdig als Sitz eines großen
Herrschers. Von der vorgelagerten Terrasse mit
schönen, beschnittenen Buxus und Taxusformen leiten
breite Treppenanlagen zum Parkhof, dem eigentlichen
Garten-Salon. Ein Bild von überwältigender Größe
und taktsicherem Raumgefühl, das jeden Beschauer
fesselt und gefangen hält. Ein gerader Weg in der
Schloßachse gibt die Blickrichtung, seitlich gerahmt
durch geschnittene Lindenbaumgänge, Blumenbeete
und Blütensträucher im Frühlingskleide, ist es die
Seele des Ganzen, der Festsaal des Parkes.

Es ist Sonntag, die Parkwege füllen sich mit
Menschen, die Naturgenuß und Erholung suchen. Die
 
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