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Gewerbebtatt
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Schwarzwald.
Fnrtwangen.^^'^M"k^l- ) ^ro. Sonntag, den L. Januar 1832

Wir haben nicht nothwendig, viele Worte darüber
zu verlieren, wie dringendes Bcdürfniß cs sei, dem
Schwarzwald, namentlich dem uhrenmachendcn, ein Ge-
wcrbeblatt zu bieten, das, sich mitten unter die Gewerb-
trcibenden stellend, nicht aus Büchern oder abgerissenen
Beiträgen seinen Stoff sammelt, sondern stets sich im
Leben des Gewerbes bewegt, seine Bedürfnisse bespricht,
die Beseitigung von Mißständen anregt und zum zeit-
gemäßen Fortschritt auffordert. Die Verständigen sind
schon lange darüber einig, daß ein Gewerbsorgan fin-
den Schwarzwald vorhanden sein müsse und werden ein
solches wohl mit Freuden begrüßen, in der Uebcrzengung,
daß es zur Hebung des Wohlstandes, zur Forderung
der Gcwerbthätigkeit und zur Verbreitung von Kenntnis-
sen ein gutes Theil beitragen könne. Man darf zunächst
erwarten, daß ein solches Blatt von Furtwangen ausgehc,
wo durch die Uhrenmacherschule ein Mittelpunkt gegeben
ist, von welchem aus neues Leben in so manche Adern
des gewcrbsamcn Waldes fließen soll. Wir nehmen uns
deßhalb als willkommen an und wollen gleich mit der
Sache beginnen.
Ueber den Schwarzwälder Uhrenhandel.
Während gegenwärtig mancher sonst von der Natur-
reich gesegnete Landstrich in Folge wenig ergiebiger Ernd-
tcn sich in Bcdrängniß befindet, mancher GcwcrbSmann
in der Stadt über Mangel an Arbeit klagt, ist der
Uhrenmacher auf dem rauhen, wenig fruchtbaren Schwarz-
walde in der glücklichen Lage, sagen zu können, daß cs
ihm an Bestellung durchaus nicht fehlt, ja mancher, daß
er den Bestellungen nicht nachkommen kann. Da sollte
man denn glauben, daß der Uhrcmnacher nichts zu kla-
gen haben könne. Und doch ist dem also! Fragen wir
einen Uhrcmnacher, einen Schildmalcr, wie cs mit dem
Geschäft gehe, so wird die Antwort nicht auöbleibcn:
„Zu thun hätten wir schon, aber der Preis ist zn nieder!"

Allerdings wird schwerlich die Zeit wieder kommen,
daß man für eine Schwarzwäldcruhr so viel Kroncntha-
ler bezahlt, als sie jetzt nur noch Gulden kostet, aber
doch könnten die Preise höher stehen als es gegenwärtig
der Fall ist, denn diese sind seit einer Reihe von Jah-
ren immer mehr gesunken, während die Nachfrage nach
Schwarzwälderuhren sich (namentlich seit zwei Jahren)
bedeutend gesteigert hat. Es ist eine bekannte Sache, daß
der Preis einer Waare umsomehr anzicht, je gesuchter
diese Waare ist. In der Natur der Sache läge also auch,
daß die Schwarzwäldcruhren in letzter Zeit wieder etwas
theurer geworden wären. Man konnte vielleicht entgegnen
und diese Entgegnung bei dein eigcnthümlichen Verhält-
niß, welches häufig zwischen dem Uhrenmacher und Uhren-
händler besteht, für begründet halten, daß der Uhren-
händler dem Uhrcmnacher einen höheren Preis nicht be-
willigen könne und werde. Es ist natürlich, daß der
Uhrenhändler die Uhren gerne möglichst billig beziehen
wird, aber damit ist nicht gesagt, daß er überhaupt keine
oder weniger Uhren bezieht, wenn der Preis etwas höher-
ist, denn cs fragt sich nur, ob er Absatz hat; hat er
diesen, sind die Uhren gesucht, so geht er selbst mit den
Preisen hinauf. Wir haben schon manchen reellen Uhren-
händler selbst seine Verwunderung darüber aussprechcn
hören, daß die Uhrenmacher über niedere Preise klagen,
während doch in ihrer Hand liege, die Preise auf eine
billige Größe zu erhöhen. Wo mag also die Schuld lie-
gen ? Zum großen Theil in nichts Andern:, als daß die
Schwarzwälder statt zusammcnzuhalten, sich unnöthigcr-
wcise gegenseitig hcrunterbietcn! Denn wird man darum,
weil fürs Stück einige Sechser mehr gefordert werden,
die Schwarzwäldcruhr, diesen in der ganzen Welt ein-
heimischen und auch bei erhöhtem Preise immer noch bil-
ligen Zeitmesser, entbehren können, oder wird man sic
anderwärts billiger anfertigen und den Scharzwald vom
Weltmärkte verdrängen? Wir zweifeln sehr daran. Man
 
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