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57 gibt ""/z und wenn man nun theilt mit 60,
so erhält man schließlich als mittleren Durchmesser
des Triebes 5"/>oo oder auch 5'/g Millim. —
Wir werden später bei jeder Normaluhr die mittle-
ren Durchmesser der Triebe angcben. Richtet man dann
den Spindclbohrer so ein, daß die Bohrcrleitungen für
sämmtliche Bohrer in gleicher Entfernung von einer
Achse liegen, so daß man nur ein Loch für das zu
spindcliidc Rad nöthig hat, so kann der Abstand zwi-
schen der Bohrspitze und der Radachsc jedesmal genau
eingestellt werden und man hat nicht mehr nothig, die
Spindelung durch Probiren zu bestimmen.
Es wird bei der llhrcnmacherschule ein solcher Spin-
dclbohrer ausgcführt werden.
Für die genaue Ausführung der Spindlung in Holz
wäre zu wünschen, daß einfache Einrichtungen getroffen
würden, um die Zapfen anzufräßcn.
Für das Einstcllen deö Räderwerks nehmen gute
Schwarzwälder Uhrenmacher als Regel an, daß die
Zahnspitze nie weniger eingrcifen solle, als bis zu der
geraden Linie, welche man sich an dem innern Umfang
zweier Triebstäbc gezogen denken kann. Bei den untern
Nädern, sowie wenn der Trieb das Rad treibt, soll die
Zahnspitze etwas über jene Linie hinausgreifen. Wo zwei
Räder ineinander greifen, müssen die Mittel der Wäl-
zungen aufeinander treffen.
Die nach Schwarzwälder Gebrauch sogenannten Dohle
(richtigere Bezeichnung Zapfen, wcßhalb wir diesen
Ausdruck in Zukunft gebrauchen werden, während wir
das, was der Schwarzwälder Zapfen nennt mit der
richtigem Bezeichnung Welle belegen) sollen nie stär-
ker sein, als für den Druck, welchen sie auszuhalten
haben, nothig ist. Je dünner der Zapfen, desto geringer
die Reibung. Nach der Richtung der Achse sollten die
Zapfen auf beiden Seiten zusammen nicht mehr als 1
Millimeter Spielraum im Gestell haben; für feinere
Uhren wäre dieser Spielraum natürlich zu groß. Der
Spielraum in den Büchsen sollte je nach der Dicke des
Zapfens nicht über Vs bis höchstens V- Millimeter ge-
hen. Die zweckmäßigste Form der Zapfen ist die gerade.
Man findet häufig bei den Schwarzwäldcruhren etwas
ovale Zapfen (in der Mitte dicker als an den Enden),
bei guter Anfertigung der Uhrwerke ist übrigens dafür
kein Grund vorhanden.
Der auf dem Schwarzwald gebräuchliche Zapfcnrol-
lirstuhl sollte durch eine zweckmäßigere, genauer arbei-

tende Vorrichtung ersetzt werden, etwa unter Zugrund-
legung des Schweizer RollirstuhleS.
Um das schon lange gefühlte Bedürfnis; eines ein-
fachen und genauen Zapfen maß cs zu befriedigen,
bringen wir ein solches in Vorschlag, das die Dicke ei-
nes Drahts oder Zapfens auf V-« Millimeter genau
angibt; wir haben ein solches Maß auöführcn lassen
und es hat den Beifall der Sachverständigen gefunden.
Es besteht einfach aus zwei 100 Millimeter langen stäh-
lernen Maßstäbchen, welche sich im Nullpunkt durch-
schneiden nnd am andern Ende, also bei der Zahl 100
genau 10 Millimeter von einander entfernt sind. Schiebt
man nun z. B. einen 4Vi« Mm. dicken Draht zwischen
die Maßstäbe, so wird er bei der Zahl 44 stehen blei-
ben und man kann also seine Stärke mit 44 bezeichnen.
Würde der Draht in der Mitte zwischen der Zahl 44
und 45 sich stellen, so wäre er '/-° Mm. dicker, seine
Bezeichnung nach dem Zapfenmaß wäre dann Nr. 44'/r-
Diescr Maßstab kann ebenso zur genauen Bezeichnung
der Stärke anderer Uhrentheile oder Materialien, welche
nicht über 3 V, badische Linien dick sind und zwischen
die Maßstäbe eingeschoben werden können, benutzt wer-
den. Wir hoffen, daß dieses Instrument allgemeinen
Eingang auf dem Schwarzwald finden werde und lassen
dcßhalb, bis eine Privatwcrkstätte solche liefert, bei der
Uhrenmacherschule davon zur Abgabe um billigen Preis
an Schwarzwälder Meister anfcrtigcn.
Die messingenen Büchsen für die Zapfen, für Mi-
nuten- und Stundenröhren werden am besten aus gezo-
genen Stücken verfertigt, diese sind egaler als die ge-
schlagenen. Zu den Büchsen sollte wenigstens 5 Bug,
zu den Zeigerröhren l'/r Bug genommen werden. Das
Nachbohren und genaue Ausrciben soll übrigens auch
bei gezogenen Rohren nicht unterlassen werden. Zeigen
sich die Büchsen beim Einstcllen etwas zu eng, so reibt
man sie mit einer Reibahle aus, drückt sie aber nicht
auf, weil dies umsonst ist, denn sie gehen dann jeden-
falls wieder zusammen, wenn das Holz etwas feucht
wird. Die einfache Vorrichtung, bei welcher eine kleine
(allenfalls aus einer abgängigen Stockuhrenfcder verfer-
tigte) Zirkelsägc, die man durch den Drchbankriemcn
rasch in Bewegung versetzt, von dem gezogenen Draht
je nach Bcdürfniß die Büchsen kürzer oder länger genau
abschneidet, ist noch nicht hinreichend verbreitet auf dem
Schwarzwald. Sie ist als förderlich für Schnelligkeit
und Genauigkeit der Arbeit sehr zu empfehlen.
 
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