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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 2.1937

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Holter, Kurt: Die frühmamlukische Miniaturenmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.6337#0019

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Wim

14. Abu Zaid predigt in einer Moschee (28. Makame). Oxford, Bodl. Libr.

seinem Buch, Mittelalterliche
Gläser und Steinschnittarbeiten
des nahen Orients, 1930, vor-
gelegt hat, in dem wir denselben
Entwicklungsgang von Mosul
nach Syrien und von dort nach
Ägypten dargestellt finden. Bei
der außerordentlich nahen Ver-
wandtschaft der Glasmalerei mit
der Miniaturenkunst gewinnt das
doppelte Bedeutung darum, weil
wir in den betreffenden Gebieten
eine vormongolische Miniatu-
renmalerei nachweisen können,
die sowohl formal, als auch in
vielen Einzelheiten mit der mam-
lukischen Gruppe außerordent-
lich verwandt ist.1 Eine Auf-
zählung derjenigen ihrer wich-
tigsten Elemente, die diesen beiden gemeinsam sind, wird das am deutlichsten bestätigen.
Zum vollen Verständnis ist freilich der ausdrückliche Hinweis darauf notwendig, daß wir die
Mosulgruppe, die zwar nur durch wenige Miniaturhandschriften vertreten, aber durch eine breite
Schicht des Kunstgewerbes reichlich unterstützt ist, von der rein malerischen Bagdadschule
zu unterscheiden haben, welch letztere ich als eine viel verbreitetere und stark entwickelte
Nebenform der ersteren betrachten möchte.

In den Handschriften der Mosulschule finden sich nicht nur Entwicklungsstufen der
Schnörkelfalten, sondern auch diese selbst in ihrer ausgeprägtesten Form, die auch in der
Gruppe der „Mosuler"2 Metallarbeiten und Glasmalereien häufig anzutreffen ist.3 Uberaus
häufig kommen auch die geometrischen Muster vor.1 Die Abhängigkeit ist aber darüber hinaus
eine viel tiefere. Es ist der ganze schattenspielhafte Szenenbau und es sind schließlich auch
alle die symbolhaften Landschaftselemente, die aus der gleichen Quelle stammen. Daß bei
der großen Zeitspanne auch geringfügige Weiterbildungen zu finden sind, bedarf wohl keiner
besonderen Erörterung, da sie nie an Wesentliches rühren. Manchmal lassen sich aber auch
fremde Einflüsse nachweisen, so bei den Wiener Makamen und manchmal im Münchner Bidpai
von christlicher, wahrscheinlich koptischer Seite5 und im Tierbuch des Eskurial, sowie im
Widmungsbild der Wiener Makamen in Einzelheiten von der mongolischen Kunst her.

Zum Abschluß sei auf ein wichtiges Problem hingewiesen, das der mamlukischen und der
vormongolischen, syrisch-mesopotamischen Kunst gemeinsam ist: Beide sind für eine tür-

1 Als Beispiel nenne ich die Galenhandschrift der Nationalbibliothek in Wien und die beiden 1206 datierten
Autouiatahandschriften in Istanbul und Kairo.

2 Der Begriff „Mosul" ist hier weiter zu fassen, er soll auf die wesensgleiche nordsyrische Kunst, die vor den
Mongolen geflüchtet ist, bezogen werden. In der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts war die „Mosuler" Kunst
eben in Aleppo und Damaskus zu Hause.

:i Vgl. Lamm, 1. c, Taf. 130/10, Kühnel, Islamische Kleinkunst, Abb. 114, und Meisterwerke Muhammedani-
scher Kunst, Taf. 147, 170, 173.

4 Lamm, 1. c, Taf. 112/18, 37; 120/23; 130/10; 158/8, 10 usw. Martin, Ältere Kupferarbeiten aus dem Orient,
Taf. 11, und viele andere Beispiele.

5 Es wäre von großem Interesse, diesen Beweis auch exakt zu führen. Annähernd gleichzeitige koptische Mi-
niaturen, wie die des Pariser copt. 13, sind im Gegenteil gänzlich vom islamischen Formbestand abhängig.

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