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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 2.1937

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Holzer, Erwin: Die wunderbaren Bücher des Philippe Gonin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6337#0044

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Et dans Ic bcau dcsir de vivre sous ses loix
Lc plus grand de nos Dieux authorisc mon choix.
Quand les cheveux dorcz surprennent ma foiblcssc,
Je croi faire a l'Aurore un don de ma tendressc.
Ainsi des Dieux vaineus par un je nc scai quoi,
L'Histoirc ne dit rien que je ne trouve cn moi.
Je donne ä la jcunessc& mes ieux& nies crimes:
La vieillcssc en partage a mes votux legitimes,
Et de deux passions puissamment combatu
Si j'aimc les plaisits, j'adorc la vertu.
Enfin toutes les fois qu'on parle d'unc belle,
Sur un simple taport mon caur brülc pour eile:
Et par son changement se voulant menager,
S'cngage totis les jours pour nc pas s'cngager.

CETTE EDITION EST DEDlfiE A
MADAME ET MONSIEUR RENE JUNOD
Les Freres Gonin

J'ai mallge Uli peu de miel tl j'en inenrs..

Micklet

1. Seite aus den „Elegies amoureuses d'Ovide".
Zeichnung von Rodin

2. Seite aus den „Jardins" der Gräfin de Noailles.
Illustriert von Jean Berque

ERWIN HOLZER / DIE WUNDERBAREN BÜCHER DES PHILIPPE GONIN

In aller Stille arbeitet in Paris ein Mann daran,
Bücher zu drucken, die schlechthin Vollendung sind.
Reine, klare Schönheit zu gestalten, betrachtet er als
seine Lebensaufgabe, jene Schönheit, die zugleich
modern ist, in der Richtung unseres ästhetischen Emp-
findens liegt und doch an die Traditionen der Buch-
kunst des 15. Jahrhunderts und die Typen eines Bodoni
anknüpft.

Dieser Mann heißt Philippe Gonin und wirkt in
Paris, VI, 15, rue de Lille. In Frankreich ist diese, den
meisten von uns hier noch unbekannte Adresse längst
berühmt als der Ort, wo noch Bücher geschaffen werden,
die auf der ganzen übrigen Welt nicht ihresgleichen
finden.

Nicht äußerlicher Nachahmung verfallen, sondern
jenen wahrhaft künstlerischen Geist, der den ältesten
Drucken eignet, zu erneuern trachtend, arbeitet er,
und darin liegt auch die innere Einheitlichkeit seiner
Leistung. Denn in ihrem Äußeren binden sich die
Drucke an keinerlei Schema der Gleichartigkeit; For-
mat und Schriftart passen sich vielmehr stets dem
jeweiligen Charakter des einzelnen Werkes an. Die
Satzordnung sucht eine zum Lesen geradezu aneifernde

Gliederung der Seite, die künstlerische Originalgraphik
allererster französischer Meister der Gegenwart fügt
sich in blendender Harmonie in den Text und schafft
so ein vollendetes Ganzes.

Den Inhalt seiner Drucke sucht Gonin unter den
Meisterwerken alter und zeitgenössischer Literatur.

Ovids L'art d'aimer, in nur 225 Exemplaren auf
feinstes französisches Aquarellpapier gedruckt, mit
zwölf Originallithographien und zehn Holzschnitten
von Aristide Maillol, dem berühmten Bildhauer, ge-
schmückt, und das Cantique de Cantiques, das gar nur
in 99 Exemplaren gedruckt und mit farbigen Holz-
schnitten von Jean Berque illustriert ist, sind Bücher,
um die sicher in Bälde Museen, öffentliche Sammlungen
und private Kunstliebhaber auf Auktionen erbittert
kämpfen werden. Nicht weniger als 3527 Drucke waren
notwendig, um die farbigen Holzschnitte zu schaffen,
die das Cantique schmücken, und jeder einzelne ist ein
einmaliges Kunstwerk in seiner unendlich zarten, oft
nur hauchdünnen Farbenpracht und läßt uns, wie ein
Märchen aus Tausend und einer Nacht, das Wunder
der orientalischen Landschaft ahnen.

Aus Baudelaires Fleurs du Mal. die so oft schon mit

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