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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 2.1937

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Benesch, Otto: Zu van Regteren-Altenas de Gheyn-Monographie
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Thiel, Viktor: Die Beziehungen der Kupferstecher Georg Peham und Daniel Höfner zueinander
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https://doi.org/10.11588/diglit.6337#0153

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Nähe zu Aertsens Stil, wie er uns in Entwürfen für ein Geburt Christi-Fenster in Hamburg
oder ein Auferstehungsfenster in der Sammlung Feldmann, Brünn, entgegentritt. Allerdings
erscheint dieser Stil ins handwerklich Flüchtige vergröbert und verderben. Jede einzelne
Scheibe ist mit einer Nummer versehen. Es handelt sich also keineswegs um einen Entwurf-
karton, sondern bloß um eine technische Anweisung an die Glaser, in welcher Reihenfolge sie
die Scheiben in den Fensterrahmen zu versetzen haben. Wir haben also wahrscheinlich gar keine
Künstler-, sondern nur eine oberflächlich durch Aertsens Stil berührte Handwerkerzeichnung
vor uns.

VIKTOR THIEL / DIE BEZIEHUNGEN DER KUPFERSTECHER
GEORG PEHAM UND DANIEL HÖFNER ZUEINANDER1

Wie sich aus dem Zunftbuche der Maler und Bildhauer der Stadt München ergibt, hat Georg
Peham als Schüler des Melchior Pocksberger 1593 das Probestück gemacht, worauf er als
Meister angenommen wurde. 2 Obwohl er wenigstens damals in herzoglich bayrischen Diensten
nicht nachweisbar ist und auch der Briefwechsel zwischen Herzog Wilhelm V. und seiner
Schwester Erzherzogin Maria von Inner-Österreich aus den Jahren 1593—1595 keinen Bezug
auf Peham enthält,3 so liegt doch die Vermutung nahe, daß die lebhaften Beziehungen, wie
sie damals zwischen den Höfen in München und Graz bestanden, einen Antrieb für ihn boten,
1594 nach Graz zu wandern, in der Erwartung, hier Beschäftigung zu finden. In Graz hat
Peham eine Ansicht der Stadt gezeichnet und in Kupfer gestochen, signiert mit p^m- in
einem Flugband ist die Jahreszahl 1594 ersichtlich; im Vordergrunde ein mit dem großen
österreichischen Wappen geschmückter Wagen, ganz in Tuch gehüllt, von acht verhüllten Pferden
gezogen, umgeben von Kavalieren. Von diesem Stiche ist seit langem ein Abdruck im Steier-
märkischen Landesarchive, je ein unvollständiges Exemplar im Stifte Rein und im Schlosse
Mosham im Lungau; seit 1928 ein Abdruck im Besitze der Stadt Graz.4

Es ist anzunehmen, daß Erzherzogin Maria, die den Kunstsinn ihres Vaters, des Herzogs
Albrecht von Bayern, ererbt hatte, auf die Betätigung Pehams in Graz, wenn auch nur mittel-
bar, bestimmenden Einfluß genommen hat.5 Kam er doch gerade zurecht, um der Fürstin in
einer Angelegenheit dienlich zu sein, die ihr sehr am Herzen liegen mochte. Am 10. Juli 1590
war ihr Gemahl, Erzherzog Karl, in der Grazer Burg verschieden. Der tiefe Eindruck, den sein
Tod auslöste, gab den Gedanken ein, die einzelnen Phasen der Bestattung, des Abschiedes
von ihm, im Bilde festzuhalten. Ein Kupferstich (40 x40), den die Stadtgemeinde Graz 1928
vom Wiener Kunsthändler Heck erworben hat, hat die erste Aufbahrung des Erzherzogs zum
Gegenstande; er bietet einen Blick in den Aufbahrungsraum (es dürfte die Burgkapelle sein).
Der Stich ist signiert: F ^_ (Abb. 1, linke Hälfte).

° Georg Behem ^

1 Die Artikel Peham Georg und Hefner (Höfner) Daniel in Thieme-Becker, Allgem. Lexikon der bildenden
Kunst sind ergänzungs- und berichtigungsbedürftig.

2 F. I. Lipowsky, Bayer. Künstlerlexikon (1811) II, 253 f.; G. K. Nagler, Künstlerlexikon (1841) XI,
41; G. K. Nagler, Die Monogrammisten (1863) III, 74 f.; A. Andresen, Der deutsche Peintre-Graveur (1874)
IV, 154 ff. (Nagler berichtigend). — Schon aus dem Jahre 1592 liegen Nadelarbeiten Pehams vor.

3 Die Mitteilungen danke ich dem Bayer. Hauptstaatsarchive und dem Kreisarchive München.

1 V. Thiel, Die landesfürstliche Burg in Graz (Graz 1927) gibt in Abb. 1 einen Ausschnitt aus dem Kupier-
Stiche.

3 J. Wastler, Kunstleben am Hofe zu Graz (Graz 1897). S. 109 nicht ganz zutreffend.

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