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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 2.1937

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Münz, Ludwig: Maes, Aert de Gelder, Barent Fabritius und Rembrandt, [2]
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Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6337#0165

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Absicht erfolgt dieser Hinweis, da er, sosehr dieser Umstand auch nur die Benützung gleicher
Modelle durch die Brüder Fabritius bezeugen könnte, doch vielleicht auch dazu führen kann,
der Frühzeit des Barent näher nachzugehen, zumal da gerade der neue Fund eines Historien-
bildes von Carel Fabritius, „Die Auferweckung des Lazarus" in Warschau,1 kaum (soweit die
Photographie ein Urteil zuläßt) geeignet ist, die Autorschaft des Carel an dem Bilde in Amster-
dam zu stützen. Allein hier kommt es vor allem darauf an, jenseits der Besprechung des farbigen
Zusammenhanges, und der hat immer von Maes weg zu Barent Fabritius geführt, auf alle jene
Elemente hinzuweisen, die es zur Evidenz erheben, daß das Londoner Bild von Barent Fabritius
stammt, wobei auch nicht verschwiegen werden sollte, daß im Kreise um Barent Fabritius,
dessen Stil ebenso von seinem Bruder Carel wie von Rembrandt beeinflußt ist, noch manche
Frage ihrer Lösung harrt. Auf ein Bild sei da noch hingewiesen, auf die „Kartenspieler", Nr. 1247
der National Gallery, die heute noch Maes zugeschrieben werden, und deren farbiger Stil, ganz
zu schweigen von der daneben sekundären Ähnlichkeit der Modelle, nicht minder dafür spricht,
als Schöpfer auch dieses Werkes Barent Fabritius anzusehen, der ja heute mit Recht als der
Maler der „Ehebrecherin vor Christus" in Minneapolis erkannt worden ist.

Das richtige Verstehen der Bedeutung, die der individualistisch-realistischen Gebärde in der
Lehre Rembrandts zukommt, hat dazu geführt, daß im Zusammenhang mit einer Zeichnung
des Barent Fabritius das Bild „Christus segnet die Kinder" diesem zugewiesen werden konnte.
Eine Reihe wichtiger Folgerungen ergeben sich daraus: Zunächst wird das Werk von Nicolaes
Maes von einem Fremdkörper, der nie innerhalb seines Werkes vollkommen zu verstehen war,
befreit, es wird daher sein Werk in seiner organischen Einheit überschaubar. Und dann gewinnt
ein in diesem Zusammenhang vor allem interessierender Maler: Barent Fabritius, der Bruder
Carel Fabritius', für uns mehr an Gestalt; wir sind jetzt besser als früher in der Lage, Umfang,
Richtung und Bedeutung seines Werkes zu bestimmen, das immer wieder, zunächst in seiner
Jugend, durch seine Stellung zwischen Carel Fabritius und Rembrandt und später durch seine
Zuwendung zu einem eigenwilligen Manierismus das Interesse fesselt.

BUCHBESPRECHUNGEN

Heinrich Weizsäcker: Adam Elsheimer, der
Maler von Frankfurt. Erster Teil: Des Künstlers
Leben und Werke. 1 Band Text und 1 Band Tafeln.
Deutscher Verein für Kunstwissenschaft. Berlin 1936.

Ein außerordentlich gründliches Werk, das die vielen
Probleme, die sich an die Künstlerpersönlichkeit Els-
heimers knüpfen, in vorbildlich sorgfältiger, erfreulich
sauberer Arbeit erschöpfend behandelt. Es ist noch von
Wilhelm Bode angeregt und diesem auch pietätvoll
gewidmet. Was vorliegt, ist der, wenigstens in der
erzählenden Darstellung abgeschlossene, erste Teil, der
zweite, der in einem dritten Band das kritische Ver-
zeichnis der Arbeiten Elsheimers bringen wird, steht
noch aus.

Elsheimer hat sich in Rom völlig eingewöhnt. Das
dort herrschende klassische Prinzip war seinem Wesen
wahlverwandt, aber der Kern von diesem war doch die

1 Abb. in der „Weltkunst", Jg. X, Nr. 48/49.

romantische Phantasie, die er aus der Heimat mit-
gebracht hatte. Er wird „für ein ganzes Zeitalter der
deutschen wie der niederländischen Kunst im XVII. Jahr-
hundert zum wichtigsten Vermittler zwischen süd-
lichem Formgehalt und nordischer Gedankentiefe".
Darüber hinaus aber ist in ihm dank der einmaligen
Besonderheit seines Künstlertums der erste moderne
Stimmungslandschafter, der Begründer der „dich-
terisch beseelten Helldunkelmalerei" zu erblicken.

Das Schlußkapitel des zweiten Buches ist Elsheimers
Originalradierung gewidmet.

Wenn etwas an dem schönen, gediegenen Werk ge-
rügt werden darf, so sind es das Fehlen eines Registers,
wofür die ausführliche Inhaltsangabe nicht zu ent-
schädigen vermag, und die Vermengung der Abbil-
dungen der Werke Elsheimers, sei es in Originalen
oder in Kopien, mit solchen anderer Künstler, die nur

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