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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 2.1937

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Benesch, Otto: Wiener Meister mit den Bandrollen um 1881, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6337#0126

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hat vielmehr nachgewiesen, daß eines dieser Blätter, die Albertinazeichnung mit der Schmer-
zensmutter, bereits im Auktionskatalog der Sammlung des Prince de Ligne vom Jahre 1794
vorkommt. Dagegen bleibt der unerfreuliche und verdächtige Eindruck, den diese Blätter
machen weiter bestehen. Die Unverständlichkeit jenes Architekturgliedes oder Möbelstückes
links hinten auf dem Albertinablatt befremdet nach wie vor. Gegen den Liechtensteinischen
Ritter nehmen auch weiterhin ein die Häufung offensichtlicher Fehler, die beim Zeichnen
von Rüstungseinzelheiten unterliefen, die ungotische plump-gedrungene Maßgabe und das
aufdringlich verschnörkelte, allzu große und undeutbare Monogramm links oben. Die Frage,
ob die beanstandeten Blätter wirklich aus der Zeit, in die man sie bisher gesetzt hat, stam-
men, bleibt offen.

NOTIZ UND BUCHBESPRECHUNG

In Heft 1 dieses Jahrganges erwähnten wir, daß
die Zeitschrift "The Print Collector's Quarterly" auf-
höre, unter der Leitung Campbell Dodgsons im Ver-
lage Dent, London, zu erscheinen, und daß sie von
A. Fowler, Kansas City, U. S. A., übernommen wor-
den sei.

Heft 1 der neuen amerikanischen Serie ist erschie-
nen, in der äußeren Form der früheren vollkommen
gleich, im Inhalt scheinbar willens, sich mehr als
früher der neueren Graphik zu widmen.

Wir erneuern unsere Glückwünsche für diese jün-
gere Schwester, die — obwohl wir sie privatim darauf
aufmerksam gemacht haben, daß die „Graphischen
Künste" schon im Jahre 1879 zu erscheinen began-
nen, "The Print Collector's Quarterly" aber erst 1911
zum erstenmal ausgegeben wurde — weiterhin an-
kündigt, "The Oldest Print Magazine in the World"
zu sein, und bitten sie, diesmal auf öffentlichem Wege,
Notiz davon nehmen zu wollen. A. W. A. C.

Hedy Hahnloser-Bühler: Felix Vallotton
et ses amis. Paris 1936, A. Sedrowski.

Die Verfasserin, die über Vallotton als Graphiker
und als Maler bereits 1927 und 1928 in zwei Neujahrs-
blättern der Zürcher Kunstgesellschaft deutsch ge-
schrieben hat, setzt in diesem französischen Buch nicht
nur der Freundschaft, die ihr kunstsinniges, durch
seine Sammlung zeitgenössischer Gemälde und graphi-
scher Blätter berühmtes Haus in Winterthur mit dem
waadtländischen Künstler viele Jahre lang verbunden
hat, ein würdiges Denkmal, sondern schildert auch
anziehend und eingehend, gleicherweise mit dem
Thema innig vertraut wie dafür seelisch erwärmt,
jene fünfzig Jahre Kunstlebens, die durch die Jahr-
hundertwende halbiert sind. Natürlich ist das Zentrum
dieses Lebens Paris, wo Vallotton gelernt hat und wo
er, insbesondere im Kreise der „Nabis", die ihm nächst-
stehenden Künstlerfreunde, Bonnard, Cottet, Maurice
Denis, Roussel, Vuillard u. a., gefunden hat. Das Buch

ist französisch geschrieben, nicht so sehr, weil Fran-
zösisch die Muttersprache des Helden war, sondern
vielmehr um möglichster Verbreitung sicher zu sein.
Vallotton war nicht bloß ein Bahnbrecher in der
Graphik (seine ungemein geistreichen, in schwarzen
und weißen Flächen oft so knapp gehaltenen Holz-
schnitte, daß sie an Vexierbilder erinnern, werden
unvergessen bleiben), sondern auch als Maler, als der
er in der Epoche des Impressionismus gegen den
Strom schwamm und als Vorläufer der neuen Sach-
lichkeit gelten kann. Sosehr er der französischen
Kunst zu Dank verpflichtet ist, bleibt er immer der
Schweizer. In seinen Tagen vertritt er die romanische
Schweiz ebenso wie Hodler die deutsche. Unter den
alten Meistern gilt ihm keiner höher als Holbein.
Vallotton führte auch eine vorzügliche Feder, und
eines der ansprechendsten Kapitel des Buches ist dem
Schriftsteller gewidmet. Als Kunstkritiker, als der er
in jungen Jahren für die Gazette de Lausanne Berichte
aus Paris schrieb, trat er für Forain, Degas, Cheret,
Willette, Lucien Pissarro u. a. ein, zu einer Zeit, da
sie noch um Anerkennung ringen mußten. Er hat aber
auch dramatische Szenen und Romane verfaßt, die
nach den mitgeteilten Proben äußerst wert der Ver-
öffentlichung wären. Die ausgiebig zitierten Brief-
stellen bringen dem Leser den Mann und seine Zeit
ungemein nahe.

Das Buch zählt 355 Seiten Text, in diesem über
130 Klischees, hauptsächlich nach graphischen Arbeiten,
und auf 48 Tafeln 153 Lichtdrucke fast ausschließlich
nach Bildern. Ein kritischer Katalog umfaßt nicht
weniger als 1587 Nummern. Ein Register erleichtert
das Nachschlagen. Der Sohn der Verfasserin, Hans
R. Hahnloser, Professor der Kunstgeschichte an der
Universität Bern, schrieb zu dem Buch ein Vorwort;
dem Andenken seines Vaters, dem ein plötzlicher Tod
es nicht mehr vergönnte, sich an der liebevoll gediegenen
Arbeit seiner Frau zu erfreuen, ist es gewidmet. A. W.

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