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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 2.1937

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Holter, Kurt: Das Antiphonar von St. Peter - Salzburg und die Admonter Riesenbibel - Neuerwerbungen der Nationalbibliothek in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.6337#0128

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darin in der Salzburger Malerei ziemlich allein. Mit Ausnahme von zwei Initialen, f. 182 und
183, sind alle durchaus gleichartig, wenn auch nicht immer gleich erhalten. Besonders das
auf grünem Grunde aufgetragene Muschelgold ist sehr oft abgerieben, so daß der dunkelgrüne
Grund hervortritt. Manchmal sind auch Blau und Grün, neben den roten Konturen und Fül-
lungen die Hauptfarben, des öfteren stark verwaschen. Die Rankenendungen sind durch
reiche Formen gekennzeichnet, einige Male, z. B.f. 86 v und 110, treten Weintraubenendungen
auf.

Der zweite Band enthält 235 Blätter1 mit drei Miniaturen, zwei Initialminiaturen, 76 Initialen
und vier Seiten mit Kanonesbogen. Wie sich die Miniaturen dieses Bandes vom Hauptmeister
der Bibel weitgehend entfernen und nur als Nachahmungen gewertet werden können, so kann
ein ähnlicher Unterschied auch bei den Initialen festgestellt werden. Außer dreien (fol. 1—9),
die denen des ersten Bandes entsprechen, sind alle einheitlich gebildet. Die zweite Gruppe
verwendet zum Teil auch so große und breitrankige Formen wie im ersten Band, ja übertrifft
sie durch die massiven I-Initialen. Erwähnenswert sind auch die Initialen ohne Goldgrund, die
ab fol. 199, besonders im Neuen Testament, häufiger sind und mit denen ebenfalls ein von
der Ausstattung des ersten Bandes abweichender Zug auftritt. Die durchgehenden Merkmale
der zweiten Gruppe sind außer dem fast durchwegs verwendeten Rosa zur Grundierung und
teilweise zur Unterstreichung der Konturen die ausgeprägten Formen der Rankenendungen.
Im Verhältnis zu den reich ausgebildeten Endungen des ersten Bandes sind sie einfach und
bevorzugen Formen, die dort fast gänzlich fehlen, nämlich eine einfache Kleeblatt- und eine
Pfeilspitzenendung, die annähernd gleichzeitig auch sonst in Salzburg nachweisbar ist.2

Da sich in allen den oben genannten Publikationen eine Aufzählung der Miniaturen vor-
findet, soll an dieser Stelle darauf verzichtet werden. Desgleichen auf eine ausführliche Stel-
lungnahme zu den geringen Widersprüchen, die sich in der Aufteilung der Hände zwischen
Swoboda und Buberl ergeben haben.3 Zweifellos ist, daß die wenigen Miniaturen des zweiten
Bandes, außer der auf dem ursprünglich zum ersten Band gehörigen Blatt 1, von zwei Händen
gefertigt wurden, die im ersten nicht vertreten sind, einem Federzeichner und einem Miniator, von
dem die schwachen Doppelbilder fol. 199 v und 229 herrühren. Auch darüber gibt es keinen Zwei-
fel, daß der künstlerische Höhepunkt in den Miniaturen des Hauptmeisters liegt, der nach Buberl
mit dem Künstler der Nonnberger Fresken zu identifizieren ist.4 Von ihm stammen mit einer
Ausnahme (fol. 240) die Gesamtheit der ganzseitigen Doppelbilder und mit zwei Ausnahmen (fol.
43 v und 150 v) überhaupt alle Miniaturen des ersten Bandes bis auf die der letzten fünf Lagen. Es
muß an dieser Stelle genügen, kurz auf zwei der großartigsten Schöpfungen seiner Hand hinzu-
weisen, als welche die DarstellungMosis am Sinai (fol. 70 v und 71) und Daniels in der Löwengrube
(fol. 228, Abb. 1) herausgegriffen werden sollen. Durch einen äußerlichen Umstand heben sie
sich von den anderen Miniaturen ab: sie sind beide aus zwei Teilbildern zusammengesetzt und
dennoch zur Einheit zusammengefaßt. Die Sinaibilder5 sind auf zwei sich gegenüberliegenden
Seiten angebracht, so daß jeweils die äußere Hälfte des Blattes beschrieben, bzw. mit einer

1 Die beiden ersten Blätter, zum vorhergehenden Band gehörig, sind vorgebunden, es folgen 18 Quaternionen
(in der letzten Lage fehlt das letzte Blatt ohne Textverlust), vier Blatt mit den Kanonestafeln und 13 Lagen,
außer der 10. und 13. (Ternionen) Quaternionen. Auch dieser Band ist nicht vollständig, vor fol. 123 fehlen sechs
Blatt (Macc. I, XII/18 — Macc. II, VIII/7). Die Foliierung ist folgende: 1, 1*, 2—234.

2 Vgl. die Handschriften der Nat.-Bibl., cod. 299, 1443, 2136; H. J. Hermann, Die deutschen romanischen
Handschriften. (Beschr. Verz., N. F. II), Nr. 55, 58, 59, S. 108 ff.

3 Eine dritte Meinung findet sich bei Swarzenski.

4 Vgl. P. Buberl, Die romanischen Wandmalereien im Kloster Nonnberg in Salzburg und ihre Beziehungen
zur Salzburger Buchmalerei und zur byzantinischen Kunst. (Kunstgeschichtl. Jahrb. der k.k. Zentralkomm. 1909.)

5 Abbildungen bei Buberl, Beschr.Verz. IV/1, Taf. II, III; Buchmalerei, Abb. 112, 113; Swoboda, Abb. 12,13.

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