Basel
den Kraft. Die technisch wesentlichste Abweichung besteht in der Durchbildung des blumi-
gen Rasens. Außer den einzelstehenden geflammten Grasbüscheln finden sich strichförmige
Lagen, denen zierliche Pflänzchen entsprießen. Die Blumenstauden treten gegenüber dem
Strichelrasen, der eine stärkere Naturähnlichkeit vorzutäuschen sucht, zurück. Verschieden
ist ferner die Wiedergabe des Haares, das sich bei den Männern unruhig flatternd bewegt,
bei den Frauen etwas wirr geschichtet liegt; unwesentliche Unterschiede finden sich bei der
Durchbildung der farbigen Zotteln. Eine teilweise Kopie — Pfropfen des Holunderbaumes,
heimkehrender Wildmann — zählt zu dem Bestände des Frankfurter Kunstgewerbe-
museums (H. 0,78 m, L. 1,82 m, Abb. 20b). Die Farben der Figuren haben sich geändert, der
Hintergrund ist der gleiche geblieben. Der blumige Rasen ist gröber und schematischer.
H. Schmitz und nach ihm B. Kurth98) bringen mit den besprochenen typisch Basler Wild-
leuteteppichen eine Serie in Verbindung, die sich nicht ohne weiteres unserem Rahmen ein-
passen will. Es handelt sich in erster Linie um einen Behang mit Wildleuten bei der länd-
lichen Arbeit, ein Vorwurf, der schon von ikonographischem Gesichtspunkte aus ungewöhn-
lich erscheint; nur in Ausnahmefällen werden die Menschen des Waldes mit der Arbeit des
Feldes bildlich in Beziehung gebracht. Als Material dienen Wolle und Leinen, die Wirkerei
ist ziemlich fein (6—7 Kettfäden auf den Zentimeter; H. 1,00 m, L. 6,00 m, Abb. 21, 22). Die
Handlung entwickelt sich vor einem dunkelblauen, von grünem Hopfengerank mit roten Blü-
ten übersponnenen Grunde. Die Zotteln der Wildleute sind abwechselnd rot, grün oder blau.
Den Auftakt gibt der pflügende Wildmann. Drei in der Zeichnung mißratene Ochsen ziehen
das klobige Gerät"): auf dem scheibenförmig gemusterten Leittier reitet ein junger Bursche,
der, wie das Spruchband kündet — „usta brun" —, mit Zurufen den trägen Wiederkäuer
anfeuert. Eine mehrfach gebrochene Legende schlingt sich über Gespann und Pflüger:
„mit • arbet • mus ■ uch • muhegon •
darum • min ■ pflüg • nit ■ sol ■ müssig • ston ■ "
Die Säerin, mit dem Sack über der Schulter, schreitet mit weit ausholender Gebärde, den
Kranz im Haar, hinterdrein:
„zu • dise • winder • went ■ wir • seiggen •
das • wir • den • summer • hant • ze ■ meiggent ■ "
Ein bekränzter Waldmann, in der Hand eine Rübe, sitzt auf dem Gaul, der die Egge zieht:
„mit • miner • eggen •
wil • ich • das ■ korn ■ vor • den • rappen ■ deggen ■ "
Etwas unmotiviert folgt die Kornmahd; eine Wildfrau und ein Wildmann schwingen die
Sicheln:
„zu • disem ■ summer ■ went • wir • schniden •
das • wir ■ den • winder • bi ■ einand ■ beliben • "
Anschließend trägt ein Paar die Garben einem bärtigen Wildmann zu, der das Geschäft
des Bindens vollzieht:
„mit • truwen ■ bring • ich : das ■ korn •
bind • es • das • es • nuit • wert ■ vloren" •
„ze ■ samen • wil • ich • es ■ binde •
das • wir • es • dem • winder • wider ■ findent ■ "
Für die leibliche Notdurft der fleißigen Wildmenschen ist reichlich gesorgt; ein gezottelter
Junge bewacht in der Hütte den brodelnden Kessel, sein kleiner Gefährte schleppt auf der
Schulter den Brotsack, ein junger Bursche trägt Kannen — im Gürtel steckt der Kochlöf-
fel —, ein Mädchen balanciert auf dem Kopf den gefüllten Korb mit gebratenem Geflügel:
40
den Kraft. Die technisch wesentlichste Abweichung besteht in der Durchbildung des blumi-
gen Rasens. Außer den einzelstehenden geflammten Grasbüscheln finden sich strichförmige
Lagen, denen zierliche Pflänzchen entsprießen. Die Blumenstauden treten gegenüber dem
Strichelrasen, der eine stärkere Naturähnlichkeit vorzutäuschen sucht, zurück. Verschieden
ist ferner die Wiedergabe des Haares, das sich bei den Männern unruhig flatternd bewegt,
bei den Frauen etwas wirr geschichtet liegt; unwesentliche Unterschiede finden sich bei der
Durchbildung der farbigen Zotteln. Eine teilweise Kopie — Pfropfen des Holunderbaumes,
heimkehrender Wildmann — zählt zu dem Bestände des Frankfurter Kunstgewerbe-
museums (H. 0,78 m, L. 1,82 m, Abb. 20b). Die Farben der Figuren haben sich geändert, der
Hintergrund ist der gleiche geblieben. Der blumige Rasen ist gröber und schematischer.
H. Schmitz und nach ihm B. Kurth98) bringen mit den besprochenen typisch Basler Wild-
leuteteppichen eine Serie in Verbindung, die sich nicht ohne weiteres unserem Rahmen ein-
passen will. Es handelt sich in erster Linie um einen Behang mit Wildleuten bei der länd-
lichen Arbeit, ein Vorwurf, der schon von ikonographischem Gesichtspunkte aus ungewöhn-
lich erscheint; nur in Ausnahmefällen werden die Menschen des Waldes mit der Arbeit des
Feldes bildlich in Beziehung gebracht. Als Material dienen Wolle und Leinen, die Wirkerei
ist ziemlich fein (6—7 Kettfäden auf den Zentimeter; H. 1,00 m, L. 6,00 m, Abb. 21, 22). Die
Handlung entwickelt sich vor einem dunkelblauen, von grünem Hopfengerank mit roten Blü-
ten übersponnenen Grunde. Die Zotteln der Wildleute sind abwechselnd rot, grün oder blau.
Den Auftakt gibt der pflügende Wildmann. Drei in der Zeichnung mißratene Ochsen ziehen
das klobige Gerät"): auf dem scheibenförmig gemusterten Leittier reitet ein junger Bursche,
der, wie das Spruchband kündet — „usta brun" —, mit Zurufen den trägen Wiederkäuer
anfeuert. Eine mehrfach gebrochene Legende schlingt sich über Gespann und Pflüger:
„mit • arbet • mus ■ uch • muhegon •
darum • min ■ pflüg • nit ■ sol ■ müssig • ston ■ "
Die Säerin, mit dem Sack über der Schulter, schreitet mit weit ausholender Gebärde, den
Kranz im Haar, hinterdrein:
„zu • dise • winder • went ■ wir • seiggen •
das • wir • den • summer • hant • ze ■ meiggent ■ "
Ein bekränzter Waldmann, in der Hand eine Rübe, sitzt auf dem Gaul, der die Egge zieht:
„mit • miner • eggen •
wil • ich • das ■ korn ■ vor • den • rappen ■ deggen ■ "
Etwas unmotiviert folgt die Kornmahd; eine Wildfrau und ein Wildmann schwingen die
Sicheln:
„zu • disem ■ summer ■ went • wir • schniden •
das • wir ■ den • winder • bi ■ einand ■ beliben • "
Anschließend trägt ein Paar die Garben einem bärtigen Wildmann zu, der das Geschäft
des Bindens vollzieht:
„mit • truwen ■ bring • ich : das ■ korn •
bind • es • das • es • nuit • wert ■ vloren" •
„ze ■ samen • wil • ich • es ■ binde •
das • wir • es • dem • winder • wider ■ findent ■ "
Für die leibliche Notdurft der fleißigen Wildmenschen ist reichlich gesorgt; ein gezottelter
Junge bewacht in der Hütte den brodelnden Kessel, sein kleiner Gefährte schleppt auf der
Schulter den Brotsack, ein junger Bursche trägt Kannen — im Gürtel steckt der Kochlöf-
fel —, ein Mädchen balanciert auf dem Kopf den gefüllten Korb mit gebratenem Geflügel:
40