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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 1): Die germanischen und slawischen Länder: Deutschland einschließlich Schweiz und Elsass (Mittelalter), Süddeutschland (16. bis 18. Jahrhundert) — Leipzig, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.13167#0152
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D. Franken.

I. Nürnberg.

Die fränkische Bildwirkerei, mehrfach in Einzelabhandlungen erörtert, zusammenfassend
von Hermann Schmitz, Herzog Luitpold1) und Betty Kurth bearbeitet, bietet in dem Haupt-
kontingent ihrer Teppiche kaum wesentliche Unklarheiten. Die Gruppe hat den Vorzug,
ähnlich wie das Basler Gebiet, durch stilistische und heraldische Momente stärker gefestigt
zu sein als die voraufgegangenen Abteilungen Ober- und Mitteldeutschlands.

1. Urkundliche Belege.

Die urkundlichen Quellen, zunächst soweit Nürnberg in Frage kommt, fließen spärlich,
immerhin aber noch reichlicher als in den meisten anderen Gebieten Deutschlands. Die
Angaben Johann Neudörfers, in seinen 1547 von Lochner herausgegebenen Nachrichten
über Künstler und Werkleute in Nürnberg2), die Christoph Gottlieb von Murr im 5. Teile
seines Journals zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Literatur 17773) wiederholt, sind
mehr allgemeiner Natur: „Denn vor Jahren" — ein wenig klarer Ausdruck — „sind die
ehrbaren Frauen nicht allein im Seidensticken, sondern auch im Teppichmachen sehr flei-
ßig und geschickt gewesen, wie dann derselbe Teppich, Banklaken, Küssen und Rücktücher
noch viel bei den alten ehrbaren Geschlechtern gefunden werden." Sebald Baumhauer,
„welchen der Albrecht Dürer für einen guten alten Maler rechnete", soll zudem von alten
Leuten gehört haben, „daß vor Zeiten die alten erbern Wittfrauen mit ihrem Teppichmachen
den ganzen Tag auf St. Michaels Chörlein in St. Sebalds Kirchen gewohnt, ihr Gebet gethan
und daselbst Mahlzeit gehalten, und den ganzen Tag ihre Arbeit verricht haben". Die An-
gabe ist insofern von Bedeutung, als hiernach die Bildwirkerei in Nürnberg im ersten, späte-
stens im zweiten Jahrzehnt des 16. Säkulums erloschen sein mußte. Im übrigen ist nicht
ohne weiteres klar, wie die ehrsamen Wittfrauen in dem St.-Michaels-Chor zu St. Sebald
scharenweise der Bildwirkerei pflegen konnten. Handelte es sich überhaupt bei dem „Tep-
pichmachen" um regelrechte Bildwirkerei oder kamen nicht möglicherweise einfachere
Applikationsverfahren oder ähnliche Techniken in Frage, die dem künstlerischen Können
der „alten erbern Wittfrauen" angemessener waren. Abgesehen von den Neudörferschen,
immerhin zweifelhaften Feststellungen, finden sich verschiedene, in der Fachliteratur be-
kannte Belege, die sich bislang leider nicht erweitern lassen, die sich unzweideutig über die
Bildwirkerei Nürnbergs äußern. Eine vielleicht nicht ganz sichere Quelle ist das Familien-
buch des 1716 verstorbenen Nürnberger Patriziers Hanns Wilhelm Löffelholz von Kolberg4),
in dem es heißt: „Frau Cunigunda, Conrad Baumgärtners und Frau Ciaren Zennerin toch-
ter Wilhelm Löffelholz erste frau, ist geboren mittwochs vor Joh. Baptistae a° 1425 hielte
erstlich Hochzeit mit Hieronym. Ebner an S. Agathatag A° 1444. Der starb noch desselben
jars Sambstag vor Andrae, da nähme sie hernach bemelten Löffelholz A° 1446, sie kunte
gar wohl würcken, wie man sihet an den Altartüchern in der Thurmkirchen zu Bamberg
und Würzburg und auf dem altar desz S. Catharina Chörlein bey S. Sebaldt. . .". Der letzt-
erwähnte, von Wilhelm Löffelholz zum Gedenken seiner verstorbenen Gattin, der kunst-

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