Franken
nische Behandlung. Das an beiden Enden unvollständige Rücklaken trägt das Wappen der
Nürnberger Familie Schopper und ein zweites, in seiner schlechten Erhaltung nicht ein-
wandfrei gedeutetes Schild (Muffel [?], ein schwarzer, springender Drache mit roter Krone
und Waffen in Gelb). Die Zeit der Entstehung dürfte, den Trachten zufolge, um 1460 anzu-
setzen sein53). Der Vergleich mit den Teppichen des Katharinenlebens zeigt enge Zusam-
menhänge. Das Stilempfinden, das aus den schweren Körpern der Josephsgeschichte mit
den großen Augen, den unbeholfenen Bewegungen, den tastenden Versuchen nach Tiefen-
wirkung, der schlichten Art der Erzählung, spricht, ist beiden Gruppen gemeinsam. Das
Leben Josephs ist wahrscheinlich in der gleichen Werkstatt wie die Katharinenlegende ent-
standen; geringfügige Unterschiede in der Technik erklären sich aus der verschiedenen
Hand.
In enger Beziehung zu dem Josephbehang steht ein Antependium mit Episoden aus dem
Marienleben, das wiederum zu dem Bestände der Otlingen-Wallersteinschen Sammlung
auf Schloß Maihingen (Abb. 125 b, H. 0,93 m, L. 2,92 m) zählt. Die Wirkerei trägt die
Wappen der Nürnberger Familien Behaim und Schopper und geht aller Wahrscheinlich-
keit nach auf eine Stiftung des Martin Behaim (gest. 1474) und seiner Gattin Agnes Schop-
perin zurück. Die Zeit der Entstehung fällt in die sechziger Jahre. Möglicherweise ist der
Teppich mit dem gewirkten ,.Altartuch mit peheim und schopper schilten" identisch, das
das Inventar der Marienkirche (Frauenkirche) unter dem Schenkungsjahr 1465 verzeich-
net. Als Eigenart des Behanges ist die Tatsache anzuführen, daß mehrfach Stickereitechnik
— vornehmlich in den Gesichtern — Verwendung gefunden hat; die geschickte Einfügung
des Stilstichs in den Wirkereigrund dürfte als deutliches Zeichen für die klösterliche Ent-
stehung des Behanges zu werten sein. Zur Darstellung gelangten drei Szenen:
1. Die Verkündigung vollzieht sich in einem engen kapellenartigen Raum. Der Maler hat
versucht, die Perspektive möglichst anschaulich und vielseitig zu gestalten, selbst die Butzen-
scheiben erfahren peinlich genaue Detaillierung. In der Höhe schweben zwei Cherubim —
die gelappten Flügel weisen unmittelbar auf die Engel des Katharinenlebens —; Gabriel, der
Bote des Herrn, trägt das übliche Spruchband — ,,ave ■ gracia ■ pleä ■ düs ■ tecü" —, mit
besonderer Liebe sind die mit Pfauenfedern besetzten Flügel behandelt. Stilistisch geht das
Motiv völlig mit der Nürnberger Tafelmalerei und Bildwirkerei zusammen; technisch fin-
den sich einige Sonderheiten, die auf eine bislang nicht bekannte, neue klösterliche Werk-
statt deuten. Bemerkenswert ist die Verwendung des Weiß (Leinenfäden), das durchaus
nicht ungeschickt als Lichtfarbe gegenüber dem Gelbbraun der Schattenlagen (Gebetpult
der Madonna) verwandt ist, eine Methode, die stark von dem früheren Verfahren des
älteren Marienlebens auf Schloß Maihingen abweicht, möglicherweise aber auch die lo-
gische Farbenentwicklung unter niederländischem Einflüsse darstellt. Der ausgesprochen
malerische Charakter, der sich in der Behandlung des kleinen Stückchen Himmels (in dem
offenen oberen Teil des Fensters) so typisch bemerkbar macht, läßt es kaum zweifelhaft
erscheinen, daß der Wirkerin ein genau ausgearbeiteter, naturgroßer Karton zur Verfügung
stand. Das lockige Haar Gabriels ist in der gewohnten weichen Technik erfaßt, während
die langen Strähnen der Madonna ganz nach dem alten Verfahren der helldunklen Paral-
lellagen wiedergegeben sind. Die Modellierung der Gewandfalten erfolgte nach der Methode
der Weise-Männer-Propheten-Gruppe, durch niederländische Schraffenbildung bereichert.
Über die Darstellung ist das übliche Balkenspruchband gelegt, das, auf den Kopf gestellt,
mehrfach den alten Engelsgruß Ave maria plena dominus tecum wiederholt. Sofern der
im Material verschiedene Streifen zu dem ursprünglichen Bestände des Antependiums ge-
hört, ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Gesamtwirkerei in tieflitziger Technik
durchgeführt ist.
2. An die Verkündigung schließt sich die Heimsuchung an. Elisabeth trägt die merkwür-
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nische Behandlung. Das an beiden Enden unvollständige Rücklaken trägt das Wappen der
Nürnberger Familie Schopper und ein zweites, in seiner schlechten Erhaltung nicht ein-
wandfrei gedeutetes Schild (Muffel [?], ein schwarzer, springender Drache mit roter Krone
und Waffen in Gelb). Die Zeit der Entstehung dürfte, den Trachten zufolge, um 1460 anzu-
setzen sein53). Der Vergleich mit den Teppichen des Katharinenlebens zeigt enge Zusam-
menhänge. Das Stilempfinden, das aus den schweren Körpern der Josephsgeschichte mit
den großen Augen, den unbeholfenen Bewegungen, den tastenden Versuchen nach Tiefen-
wirkung, der schlichten Art der Erzählung, spricht, ist beiden Gruppen gemeinsam. Das
Leben Josephs ist wahrscheinlich in der gleichen Werkstatt wie die Katharinenlegende ent-
standen; geringfügige Unterschiede in der Technik erklären sich aus der verschiedenen
Hand.
In enger Beziehung zu dem Josephbehang steht ein Antependium mit Episoden aus dem
Marienleben, das wiederum zu dem Bestände der Otlingen-Wallersteinschen Sammlung
auf Schloß Maihingen (Abb. 125 b, H. 0,93 m, L. 2,92 m) zählt. Die Wirkerei trägt die
Wappen der Nürnberger Familien Behaim und Schopper und geht aller Wahrscheinlich-
keit nach auf eine Stiftung des Martin Behaim (gest. 1474) und seiner Gattin Agnes Schop-
perin zurück. Die Zeit der Entstehung fällt in die sechziger Jahre. Möglicherweise ist der
Teppich mit dem gewirkten ,.Altartuch mit peheim und schopper schilten" identisch, das
das Inventar der Marienkirche (Frauenkirche) unter dem Schenkungsjahr 1465 verzeich-
net. Als Eigenart des Behanges ist die Tatsache anzuführen, daß mehrfach Stickereitechnik
— vornehmlich in den Gesichtern — Verwendung gefunden hat; die geschickte Einfügung
des Stilstichs in den Wirkereigrund dürfte als deutliches Zeichen für die klösterliche Ent-
stehung des Behanges zu werten sein. Zur Darstellung gelangten drei Szenen:
1. Die Verkündigung vollzieht sich in einem engen kapellenartigen Raum. Der Maler hat
versucht, die Perspektive möglichst anschaulich und vielseitig zu gestalten, selbst die Butzen-
scheiben erfahren peinlich genaue Detaillierung. In der Höhe schweben zwei Cherubim —
die gelappten Flügel weisen unmittelbar auf die Engel des Katharinenlebens —; Gabriel, der
Bote des Herrn, trägt das übliche Spruchband — ,,ave ■ gracia ■ pleä ■ düs ■ tecü" —, mit
besonderer Liebe sind die mit Pfauenfedern besetzten Flügel behandelt. Stilistisch geht das
Motiv völlig mit der Nürnberger Tafelmalerei und Bildwirkerei zusammen; technisch fin-
den sich einige Sonderheiten, die auf eine bislang nicht bekannte, neue klösterliche Werk-
statt deuten. Bemerkenswert ist die Verwendung des Weiß (Leinenfäden), das durchaus
nicht ungeschickt als Lichtfarbe gegenüber dem Gelbbraun der Schattenlagen (Gebetpult
der Madonna) verwandt ist, eine Methode, die stark von dem früheren Verfahren des
älteren Marienlebens auf Schloß Maihingen abweicht, möglicherweise aber auch die lo-
gische Farbenentwicklung unter niederländischem Einflüsse darstellt. Der ausgesprochen
malerische Charakter, der sich in der Behandlung des kleinen Stückchen Himmels (in dem
offenen oberen Teil des Fensters) so typisch bemerkbar macht, läßt es kaum zweifelhaft
erscheinen, daß der Wirkerin ein genau ausgearbeiteter, naturgroßer Karton zur Verfügung
stand. Das lockige Haar Gabriels ist in der gewohnten weichen Technik erfaßt, während
die langen Strähnen der Madonna ganz nach dem alten Verfahren der helldunklen Paral-
lellagen wiedergegeben sind. Die Modellierung der Gewandfalten erfolgte nach der Methode
der Weise-Männer-Propheten-Gruppe, durch niederländische Schraffenbildung bereichert.
Über die Darstellung ist das übliche Balkenspruchband gelegt, das, auf den Kopf gestellt,
mehrfach den alten Engelsgruß Ave maria plena dominus tecum wiederholt. Sofern der
im Material verschiedene Streifen zu dem ursprünglichen Bestände des Antependiums ge-
hört, ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Gesamtwirkerei in tieflitziger Technik
durchgeführt ist.
2. An die Verkündigung schließt sich die Heimsuchung an. Elisabeth trägt die merkwür-
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