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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 1): Die germanischen und slawischen Länder: Deutschland einschließlich Schweiz und Elsass (Mittelalter), Süddeutschland (16. bis 18. Jahrhundert) — Leipzig, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.13167#0273
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Schwabach (17. —18. Jahrhundert)

Die Bordüre mit den Regencebändern, den gefaßten Edelsteinschnitten, den Draperien und
Vasen ist eine stark verballhornte Nachempfindung der Rahmung des Stockholmer Stückes.

Die Erde wird in der gewohnten Weise durch Geres repräsentiert (Abb. 237, H. 2,95 m,
L. 4,65 m). Das Gesamtbild ist wesentlich ruhiger. Die grotesken Zwerge sind verschwun-
den, sie werden durch Affen und Seilakrobaten in den Trachten der italienischen Komödie
ersetzt. Als Abschluß ein Beispiel aus einer Jahreszeitenfolge (Abb. 238, H. 3,05 m, L. 2,90 m),
das gleichfalls der Manufaktur der Elementenserie entstammt, jedoch später anzusetzen ist
und den endgültigen Niedergang der Schwabacher Ateliers dokumentiert. Bordürenfassung
und Aufbau sind beiden Serien gemeinsam. Die Technik des „Winters" ist jedoch ungleich
schwächer. Schon die Vorlage muß recht kläglich gewesen sein, um derart verkümmerte
Katzen und Hunde durch den Wirker zutage zu bringen. In der Mitte sitzt eine Dame, die
sich fröstelnd den Pelz um die Schultern legt. Über Kohlenbecken schmoren Spanferkel —
oder sollen es Hasen sein —, bärtige Zwerge halten Scheite über die Glut. In dem Camaieux-
bild links übt sich ein Schlittschuhläufer in der Tracht um 1745, rechts zieht ein steifbeini-
ger Alter einen besetzten Schlitten.

Mit der Jahreszeitenserie dürfte die Manufaktur Schwabach endgültig ihren Abtakt gefun-
den haben. Spätere Arbeiten sind mir wenigstens nicht bekannt.

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