Literatur
Die Antwort der Schönen klingt nicht sonderlich tröstend:
„Wer • truwe ■ und ■ stede • in ■ herze ■ dreit •
find • der ■ nit ■ stede ■ das ■ ist 1 mir ■ leyt ■ "
Auf die Begrüßungsszene folgt im zweiten Bilde ein Mahl im Freien, an dem außer dem Königspaare
ein junger Wildmann mit der Blumenkrone im Haar und eine Jungfrau im Blätlerkleid teilnehmen.
Ein gezoltelter Diener trägt verdeckte Schüsseln. Aus einem Vierpaßbecken sprudelt klares Naß; ein
Hund säuft aus einem Eimer, der mit dem Schachbrettmuster, das wir bereits im ersten Friedberger
Wappenteppich kennenlernten, geziert ist. Der König hat augenscheinlich den Versuch, Herzenstrost in
Minne und höfischen Freuden zu finden, noch nicht aufgegeben; er spricht:
,,Lost • und • aller • freude ■ spei ■
des • kon ■ die ■ reynen ■ frauwe ■ fiel ■ "
Abkühlend erwidert die Königin:
„Freyde ■ mit ■ zochten ■ wol ■ behut ■
das • ist ■ den • reine ■ frauwen ■ gut ■ "
In der dritten Episode sitzt das fürstliche Paar beim Brettspiel, das wie so häufig in der mittelalterlichen
Literatur Deutschlands und Frankreichs mit symbolischem Sinne verbrämt wird.
Der König: „Ich ■ speien ■ von 1 allen • minen ■ sinen ■
abe • ich ■ och ■ dru ■ kone ■ an ■ gewinen"
Die Königin: „Wyltu ■ dru • kysen ■
so ■ kanst • du ■ nit ■ ver(gi)sen".
Nicht eben geistreich ist zwischen der zweiten und dritten Episode ein winziges Hündchen mit einem
riesigen Spruchband eingefügt, das ihm aus dem Maule ragt: „ich • hüden" (?).
Der König verläßt auf der Suche nach wahrer Treue den Hof; er reitet durch den Wald, von dem jun-
gen blütenbekränzten Wildmann begleitet, der auf einem Einhorn trabt, den Falken auf der behand-
schuhten Rechten, den spürenden Hund an der Leine:
„Bracke ■ sech ■ dich ■ vor ■
und • wise " mich ■ of ■ die ■ rechte ■ spor • "
Der Wildleuteherrscher trifft einen Einsiedler, der vor seiner Höhle sitzt, und redet ihn an:
„War • umb • bistu ■ abegescheiden ■
sogar ■ von ■ der ■ weide ■ freuden • "
Der Einsiedler, in der üblichen Klostertracht, gibt zum Bescheid:
„Der • werlde 1 freyde ■ ist klein ■
darumb • fliehen ■ ich 1 aless ■ gemeyn • "
Über den Felsen ragt eine vielgetürmte Burg.
29) Friedrich Back, Verzeichnis der Gemälde des Großh. Hessischen Landes-Museums in Darmstadt, 1914,
Nr. 11.
30) Theodor Hampe, Katalog der Gewebesammlung des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1897,
Nr. 682.
S1) Kunstdenkmäler des Großherzogtums Hessen: Bd. VI (Provinz Starkenburg, Kreis Wimpfen), S. 119,
Fig. 56.
B. Kurth, a. a. O. T. 196, 197.
s'2) B. Kurth, a. a. O. S. 150.
33) Courboin, Histoire illustree de la gravure en France, Paris 1923, Bd. I, Nr. 9.
A. Blum, Les origines de la gravure en France, Paris 1924, PI. IX.
P. A. Lemoisne, Les Xylographies du XlVe et du XVe siecle au cabinet des Estampes de la Bibliotheque
Nationale, Paris 1927, Bd. I, PI. V.
54) Otto Weigmann, Holzschnitte aus dem Gulden Püchlein von 1450 in der Graphischen Sammlung zu
München, Berlin 1918, T. XIII, Pilati Handwaschung.
35) Emile Molinier, Objets d'art du moyen-äge et de la Renaissance, Collection du Chäteau de Goluchow,
Paris 1903.
36) Vgl. den Jünger (links auf der Bank) mit der nahverwandten Figur in einem Holzschnitt (Abendmahl)
der Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen:
W. L. Schreiber, Holzschnitte des 15. Jahrhunderts in den Fürstlich Fürstenbergschen Sammlungen,
Straßburg, Heitz, 1907, Tafel 3.
37) Raymond Cox, L'Art de decorer les tissus d'apres les collections du Musee historique de la chambre de
commerce de Lvon, Paris 1900, PI. XLVIII (gute Abbildung).
38) E. Heidrich, a. a. O. Abb. 50.
39j E. Buchner & K. Feuchtmayr, Oberdeutsche Kunst der Spätgotik und Reformationszeit, Augsburg 1924.
Vgl. Abb. 29 und Abb. 67.
40) Jahresbericht des Kunstgewerbemuseums der Stadt Köln, 1909.
) A. F. Kendrick, Catalogue of Tapestries, Victoria and Albert Museum, London 1914, Nr. 54.
42) Max Creutz, XIX. Jahresbericht des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln 1909, S. 13.
Idem, Ein rheinischer Wandteppich: Die Rheinlande, 11. Jahrgang, 1911, Heft 12, S. 412 f.
B. Kurth, Ein Erzeugnis mittelrheinischer Bildwirkerkunst: Mainzer Zeitschrift, Jahrg. X, 1915, S. 87.
43) 1. die Jungfrau kniet im Gebet:
„das mir maria kindt in trew möge werden
so wil ich myn sunde bichten uf erden".
2. Der Priester nimmt die Beichte des Mädchens entgegen:
„her myn sunde vil ich uch clagen
uff das mir gots trew möge behagen,"
37 Göbel, Wandteppiche III.
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Die Antwort der Schönen klingt nicht sonderlich tröstend:
„Wer • truwe ■ und ■ stede • in ■ herze ■ dreit •
find • der ■ nit ■ stede ■ das ■ ist 1 mir ■ leyt ■ "
Auf die Begrüßungsszene folgt im zweiten Bilde ein Mahl im Freien, an dem außer dem Königspaare
ein junger Wildmann mit der Blumenkrone im Haar und eine Jungfrau im Blätlerkleid teilnehmen.
Ein gezoltelter Diener trägt verdeckte Schüsseln. Aus einem Vierpaßbecken sprudelt klares Naß; ein
Hund säuft aus einem Eimer, der mit dem Schachbrettmuster, das wir bereits im ersten Friedberger
Wappenteppich kennenlernten, geziert ist. Der König hat augenscheinlich den Versuch, Herzenstrost in
Minne und höfischen Freuden zu finden, noch nicht aufgegeben; er spricht:
,,Lost • und • aller • freude ■ spei ■
des • kon ■ die ■ reynen ■ frauwe ■ fiel ■ "
Abkühlend erwidert die Königin:
„Freyde ■ mit ■ zochten ■ wol ■ behut ■
das • ist ■ den • reine ■ frauwen ■ gut ■ "
In der dritten Episode sitzt das fürstliche Paar beim Brettspiel, das wie so häufig in der mittelalterlichen
Literatur Deutschlands und Frankreichs mit symbolischem Sinne verbrämt wird.
Der König: „Ich ■ speien ■ von 1 allen • minen ■ sinen ■
abe • ich ■ och ■ dru ■ kone ■ an ■ gewinen"
Die Königin: „Wyltu ■ dru • kysen ■
so ■ kanst • du ■ nit ■ ver(gi)sen".
Nicht eben geistreich ist zwischen der zweiten und dritten Episode ein winziges Hündchen mit einem
riesigen Spruchband eingefügt, das ihm aus dem Maule ragt: „ich • hüden" (?).
Der König verläßt auf der Suche nach wahrer Treue den Hof; er reitet durch den Wald, von dem jun-
gen blütenbekränzten Wildmann begleitet, der auf einem Einhorn trabt, den Falken auf der behand-
schuhten Rechten, den spürenden Hund an der Leine:
„Bracke ■ sech ■ dich ■ vor ■
und • wise " mich ■ of ■ die ■ rechte ■ spor • "
Der Wildleuteherrscher trifft einen Einsiedler, der vor seiner Höhle sitzt, und redet ihn an:
„War • umb • bistu ■ abegescheiden ■
sogar ■ von ■ der ■ weide ■ freuden • "
Der Einsiedler, in der üblichen Klostertracht, gibt zum Bescheid:
„Der • werlde 1 freyde ■ ist klein ■
darumb • fliehen ■ ich 1 aless ■ gemeyn • "
Über den Felsen ragt eine vielgetürmte Burg.
29) Friedrich Back, Verzeichnis der Gemälde des Großh. Hessischen Landes-Museums in Darmstadt, 1914,
Nr. 11.
30) Theodor Hampe, Katalog der Gewebesammlung des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1897,
Nr. 682.
S1) Kunstdenkmäler des Großherzogtums Hessen: Bd. VI (Provinz Starkenburg, Kreis Wimpfen), S. 119,
Fig. 56.
B. Kurth, a. a. O. T. 196, 197.
s'2) B. Kurth, a. a. O. S. 150.
33) Courboin, Histoire illustree de la gravure en France, Paris 1923, Bd. I, Nr. 9.
A. Blum, Les origines de la gravure en France, Paris 1924, PI. IX.
P. A. Lemoisne, Les Xylographies du XlVe et du XVe siecle au cabinet des Estampes de la Bibliotheque
Nationale, Paris 1927, Bd. I, PI. V.
54) Otto Weigmann, Holzschnitte aus dem Gulden Püchlein von 1450 in der Graphischen Sammlung zu
München, Berlin 1918, T. XIII, Pilati Handwaschung.
35) Emile Molinier, Objets d'art du moyen-äge et de la Renaissance, Collection du Chäteau de Goluchow,
Paris 1903.
36) Vgl. den Jünger (links auf der Bank) mit der nahverwandten Figur in einem Holzschnitt (Abendmahl)
der Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen:
W. L. Schreiber, Holzschnitte des 15. Jahrhunderts in den Fürstlich Fürstenbergschen Sammlungen,
Straßburg, Heitz, 1907, Tafel 3.
37) Raymond Cox, L'Art de decorer les tissus d'apres les collections du Musee historique de la chambre de
commerce de Lvon, Paris 1900, PI. XLVIII (gute Abbildung).
38) E. Heidrich, a. a. O. Abb. 50.
39j E. Buchner & K. Feuchtmayr, Oberdeutsche Kunst der Spätgotik und Reformationszeit, Augsburg 1924.
Vgl. Abb. 29 und Abb. 67.
40) Jahresbericht des Kunstgewerbemuseums der Stadt Köln, 1909.
) A. F. Kendrick, Catalogue of Tapestries, Victoria and Albert Museum, London 1914, Nr. 54.
42) Max Creutz, XIX. Jahresbericht des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln 1909, S. 13.
Idem, Ein rheinischer Wandteppich: Die Rheinlande, 11. Jahrgang, 1911, Heft 12, S. 412 f.
B. Kurth, Ein Erzeugnis mittelrheinischer Bildwirkerkunst: Mainzer Zeitschrift, Jahrg. X, 1915, S. 87.
43) 1. die Jungfrau kniet im Gebet:
„das mir maria kindt in trew möge werden
so wil ich myn sunde bichten uf erden".
2. Der Priester nimmt die Beichte des Mädchens entgegen:
„her myn sunde vil ich uch clagen
uff das mir gots trew möge behagen,"
37 Göbel, Wandteppiche III.
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