Heidelberger Jahrbücher der Literatur (36,1.1843)

828

Droz: Histoire de Louis XVI.

Feinden der Ausgelassenheit zu machen. Bald hernach wurde
er zum Vorsitzenden in der Nationalversammlung erwählt. In
dieser Stellung entwickelte er viel Talent, vorzüglich in der Zu-
sammenstellung des Ergebnisses der Erörterungen und in Beant-
wortung der Vorträge von Abordnungen, die vor den Schranken
der Versammlung erschienen. Einer solchen der Municipalität von
Paris, welche wegen Schulden einen Vorschuss auf Abrechnung
der Summen, die der Staat der Stadt schuldig war, begehrte, ver-
setzte er: „sie könnten wegen ihrer Schulden ruhig seyn, wenn
die Einigkeit der Bürger und die öffentliche Ruhe nicht ferner
durch falsche Gerüchte und ehrgeizige Uratriebler zerstört wür-
den. Sollte denn die Despotie des Lasters die einzige seyn, wel-
che die Stadt Paris nicht zu stürtzen vermöchte?“ Zugleich liess
Mirabeau nicht nach, auf Mittel zu sinnen, die ihm den Weg, das
Hauptorgan der königlichen Gewalt zu werden, bahnen könnten.
Damals schloss er sich Condorcet und Sieyes, die beide ins Mi-
nisterium berufen zu werden wünschten, noch näher Malouet an,
und Montmorin bemühte sich, die letztere Verbindung zu fördern.
Miiabeau’s Plan ging jetzt dahin, dass durch das Begehren der
Departemente die Auflösung der Nationalversammlung und die
Wahl einer neuen veranlasst werde, von welcher eine Revision
der Verfassung vorgenommen würde, vermöge welcher der ge-
setzgebende Körper in zwei Kammern getheilt, dem König das
unbedingte Veto, das Recht der Vertagung und Auflösung der
Kammern zugescbieden, und der Verwaltung mit verantwortlichen
Ministern gesichert würde. Nur die Grundbesitzer sollten nach
seinem Plan wählbar seyn, die lästigen Vorrechte sollten abge-
schabt, vom Kirchengut aber nur ein Drittel für das Staatsbedürf-
niss verwendet werden. Zur Vorbereitung der Ausführung soll-
ten die mit Einsicht gewählten Commissarien zur Regelung der
Departemente, Bezirke und Cantone und die Verbreitung aufhel-
lender Schriften dienen. Nach solcher Vorbereitung würde Mira-
beau mit einer lebhaften Darstellung der gegenwärtigen Unord-
nungen vor die Versammlung treten und ihre schleunige Unter-
suchung und vorläufig die Schliessung aller Klubs verlangen. Ma-
louet gefiel der Plan} nur über die Ausführbarkeit hegte er Zwei-
fel. Mirabeau wandte Alles an, sie zu beschwichtigen. Sein
Freund Lamark. hatte inzwischen aus seinen Unterredungen mit
dem König und der Königin die Vermuthung geschöpft, dass sie
Hoffnungen zu einer Flucht unterhielten, wobei sie vorzüglich auf