N°. 22
HEIDELBERGER
1843
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Dro%: Hisloire de Louis X VI.
CB e sc hlus s.)
Den Hof beschäftigte indessen ein ganz anderer, den Herr
v. Breteuil von Solothurn aus betrieb. Er wollte zur Unter-
handlung* mit den andern Höfen vom König allein bevollmächtigt
werden, während Bouille die Festung bezeichnen würde, in die
der König mit der grössten Sicherheit sich begeben könnte, uni
Alles zur Befriedigung Frankreichs anzuordnen, entweder auf dem
Wege der Güte, oder im Nothfall mit Hülfe der auswärtigen Bun-
desgenossen. Der Plan erhielt den Beifall der Königin, sodann
des Königs. Mit Bouille ward unterhandelt. Dieser machte den
klugen Vorschlag; dass der Kaiser bewogen würde, unter dem
Vorwände die Rechtsforderuugen der deutschen Fürsten zu un-
terstützen, eine Heerabtheilung an die Grenze vorrückenzu lassen;
dass Bouille dann die treuen Regimenter zur Vertbeidigung Frank-
reichs versammle, dass er die Grenzdepartemente und sein Heer
veranlassen würde, in die Nationalversammlung zu dringen, dass
der König sich an die Spitze des Heeres stelle; Mirabeau könnte
in diesem Sinne auf die linke Seite der Versammlung einwirken.
Diesem Plane wurde entgegengestellt: Die fremden Mächte woll-
ten den König frei und ausser Paris wissen, bevor sie etwas Zu-
sagen könnten. Man liess den Plan fallen. Man hätte vielleicht
besser gethan, ihn dem Kaiser mitzutheilen. Die Ausführung
hätte alle die albernen Plane der Ausgewanderten beseitigt. Diese
wollten gegen Lyon zu in Frankreich eiudringen und ihm Gesetze
vorschreiben. Ihre Eingeständnisse in Lyon wurden entdeckt.
Ludwig XVI. schrieb selbst an den König von Sardinien, dass
er den Plan seiner Gäste missbillige. Mirabeau fuhr inzwischen
fort, nach Hebung seines Ansehens zu streben, immer in der Aus-
sicht, endlich zur Gewalt aufzusteigen. Zum Vorsitz im Jakobi-
nerklub gelangt, sagte er in der Danksagungsrede: Schon sind
Franzosen Freunde der Freiheit; es erübriget nur, sie alle zu
XXXVI, Jahrg. 3 Doppelheft 22
HEIDELBERGER
1843
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Dro%: Hisloire de Louis X VI.
CB e sc hlus s.)
Den Hof beschäftigte indessen ein ganz anderer, den Herr
v. Breteuil von Solothurn aus betrieb. Er wollte zur Unter-
handlung* mit den andern Höfen vom König allein bevollmächtigt
werden, während Bouille die Festung bezeichnen würde, in die
der König mit der grössten Sicherheit sich begeben könnte, uni
Alles zur Befriedigung Frankreichs anzuordnen, entweder auf dem
Wege der Güte, oder im Nothfall mit Hülfe der auswärtigen Bun-
desgenossen. Der Plan erhielt den Beifall der Königin, sodann
des Königs. Mit Bouille ward unterhandelt. Dieser machte den
klugen Vorschlag; dass der Kaiser bewogen würde, unter dem
Vorwände die Rechtsforderuugen der deutschen Fürsten zu un-
terstützen, eine Heerabtheilung an die Grenze vorrückenzu lassen;
dass Bouille dann die treuen Regimenter zur Vertbeidigung Frank-
reichs versammle, dass er die Grenzdepartemente und sein Heer
veranlassen würde, in die Nationalversammlung zu dringen, dass
der König sich an die Spitze des Heeres stelle; Mirabeau könnte
in diesem Sinne auf die linke Seite der Versammlung einwirken.
Diesem Plane wurde entgegengestellt: Die fremden Mächte woll-
ten den König frei und ausser Paris wissen, bevor sie etwas Zu-
sagen könnten. Man liess den Plan fallen. Man hätte vielleicht
besser gethan, ihn dem Kaiser mitzutheilen. Die Ausführung
hätte alle die albernen Plane der Ausgewanderten beseitigt. Diese
wollten gegen Lyon zu in Frankreich eiudringen und ihm Gesetze
vorschreiben. Ihre Eingeständnisse in Lyon wurden entdeckt.
Ludwig XVI. schrieb selbst an den König von Sardinien, dass
er den Plan seiner Gäste missbillige. Mirabeau fuhr inzwischen
fort, nach Hebung seines Ansehens zu streben, immer in der Aus-
sicht, endlich zur Gewalt aufzusteigen. Zum Vorsitz im Jakobi-
nerklub gelangt, sagte er in der Danksagungsrede: Schon sind
Franzosen Freunde der Freiheit; es erübriget nur, sie alle zu
XXXVI, Jahrg. 3 Doppelheft 22