HEIDELBERGER
1843,
N°. 31.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
lieber die Abhängigkeit der physischen Populationskräfte von den ein-
fachsten Grundstoffen der Natur mit specieller Anwendung auf die
Bevölkerungsstatistik von Belgien. Von Br. F er din an d G obb i,
XVI. und 300 S. yr. 4. Leipzig und Paris 1842.
Schon beim flüchtigen Ueberblicke, noch mehr aber bei ge-
nauerer Einsicht, des vorliegenden Werkes gewahrt man bald die
ausnehmende Fülle von Kenntnissen, welche sich der Verf. durch
eine ausgebreitete Belesenheit erworben hat, und eine überschweng-
liche Masse von Thatsachen , welche er in Folge hiervon nament-
lich in den vielen und ausführlichen Tabellen dem Publicum mit-
theilt. Leider aber wird der Werth, welcher einer so reich aus-
gestatteten Arbeit nicht entgehen konnte, bedeutend durch einen
gelehrten Luxus geschmälert, welcher daraus erwächst, dass eine
Menge von Untersuchungen mit aufgenommen sind, die zunächst
gar gicht direct zur Sache gehören, und bei denen obendrein ge-
wisse Theorieen zum Grunde liegen , die vor der Hand nicht er-
wiesen sind, und schwerlich überall erweislich seyn dürften. Im
Anfänge der zweiten Hauptabteilung z. B. bemerkt der Verf.,
dass eine blosse hydrographische Beschreibung eines Landes den
Leser leicht ermüde, und er findet, es daher geeignet, zur Erzie-
lung grösserer Mannigfaltigkeit eine kurze Geschichte vorauszu-
schicken, die in nächster Beziehung auf Antwerpen vier Seiten
einnimmt; allein dabei ist nicht erwogen, dass der Leser eine
Geschichte Belgien’s hier nicht sucht, und durch das Lesen der-
selben unmöglich erstarkt werden kann, vielmehr mindestens mit
einiger Ermüdung sich zur hydrographischen Beschreibung des
Landes wendet, die zur Erreichung des Vorgesetzten Zieles doch
einmal nicht wegbleiben kann. Dieses, was man seinem absoluten
Gehalte nach offenbar keinen Schwall leerer Worte nennen kann,
wohl aber als übermässigen gelehrten Luxus bezeichnen darf, thut
dem dargebotenen Guten offenbar Abbruch. Es geht dieses schon
klar hervor, wenn man das Resultat berücksichtigt, wozu die Be-
trachtungen auf den ersten 102 Seiten führen, und welches in 5
XXXVI Jallig. 4- Doppelheft 3i
1843,
N°. 31.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
lieber die Abhängigkeit der physischen Populationskräfte von den ein-
fachsten Grundstoffen der Natur mit specieller Anwendung auf die
Bevölkerungsstatistik von Belgien. Von Br. F er din an d G obb i,
XVI. und 300 S. yr. 4. Leipzig und Paris 1842.
Schon beim flüchtigen Ueberblicke, noch mehr aber bei ge-
nauerer Einsicht, des vorliegenden Werkes gewahrt man bald die
ausnehmende Fülle von Kenntnissen, welche sich der Verf. durch
eine ausgebreitete Belesenheit erworben hat, und eine überschweng-
liche Masse von Thatsachen , welche er in Folge hiervon nament-
lich in den vielen und ausführlichen Tabellen dem Publicum mit-
theilt. Leider aber wird der Werth, welcher einer so reich aus-
gestatteten Arbeit nicht entgehen konnte, bedeutend durch einen
gelehrten Luxus geschmälert, welcher daraus erwächst, dass eine
Menge von Untersuchungen mit aufgenommen sind, die zunächst
gar gicht direct zur Sache gehören, und bei denen obendrein ge-
wisse Theorieen zum Grunde liegen , die vor der Hand nicht er-
wiesen sind, und schwerlich überall erweislich seyn dürften. Im
Anfänge der zweiten Hauptabteilung z. B. bemerkt der Verf.,
dass eine blosse hydrographische Beschreibung eines Landes den
Leser leicht ermüde, und er findet, es daher geeignet, zur Erzie-
lung grösserer Mannigfaltigkeit eine kurze Geschichte vorauszu-
schicken, die in nächster Beziehung auf Antwerpen vier Seiten
einnimmt; allein dabei ist nicht erwogen, dass der Leser eine
Geschichte Belgien’s hier nicht sucht, und durch das Lesen der-
selben unmöglich erstarkt werden kann, vielmehr mindestens mit
einiger Ermüdung sich zur hydrographischen Beschreibung des
Landes wendet, die zur Erreichung des Vorgesetzten Zieles doch
einmal nicht wegbleiben kann. Dieses, was man seinem absoluten
Gehalte nach offenbar keinen Schwall leerer Worte nennen kann,
wohl aber als übermässigen gelehrten Luxus bezeichnen darf, thut
dem dargebotenen Guten offenbar Abbruch. Es geht dieses schon
klar hervor, wenn man das Resultat berücksichtigt, wozu die Be-
trachtungen auf den ersten 102 Seiten führen, und welches in 5
XXXVI Jallig. 4- Doppelheft 3i