DOI Heft:
No. 38
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N°. 38.
HEIDELBERGER
1843
JAHRBÜCHER 13 Eil LITERAT UH.
Meyer: Oratoruni Romanorum fragmenla.
(Beschluss.)
Ist hier wirklich an eine Rede im Senat über einen solchen
Gegenstand zu denken, so möchten wir immerhin lieber an eine
spätere Zeit, d. h. nach dem Sturz des Antonius, also nach dem
Sieg bei Actium, und der Gefangennehmung und freiwilligen Er-
mordung des Cleopatra denken, wie auch Ellendt meint; anderseits
ist uns aber die Vermuthüng aufgestossen, ob hier nicht an einen
Abschnitt einer andern von Messala abgefassten, die Genealogie
der vornehmen römischen Geschlechter unter besonderer Rück-
sicbtsnahme auf die Imagines derselben (die ja gewissermassen
den Beweis der Ebengeburt, den Stammbaum und das Stammregister
lieferten) behandelnden Schrift De familiis Romanis zu den-
ken sey oder auch an eine andere, inhaltsähnliche, an diese sich
gewissermassen anschliessende Schrift. Noch zweifelhafter scheint
uns eine andere, hier aufgeführte Rede desselben Messala: De
vectigalium Asiae constitutione, wie das Citat bei Chari-
sius, das einzige, das wir kennen, lautet. Allein sollte hier nicht
an eine eigene Schrift, an eine Art von Memoire zu denken seyn,
worin bei der von Augustus angeordneten neuen Vermessung des
Reichs und einer neuen, darauf hin berichtigten Steuervertheilung,
Messala, der einen Feldzug selbst nach Asien gemacht hatte, dem
Kaiser seine Ansichten über die Ausführung dieser Massregel, so
weit sie Asien (d. h. die römische Provinz Asia) betraf, vorge-
tragen? dann wäre nicht sowohl eine Rede hier anzunehmen, als
eine Denkschrift, ein umfassender Bericht, wie denn von dieser
Zeit an öfters solche Berichte oder Vorträge, auch sehr umfassende,
von Seiten der Statthalter und Gouverneure einzelner wichtiger Pro-
vinzen über wichtige politische Fragen und Gegenstände der innere
Verwaltung, an die Kaiser gerichtet, Vorkommen. Man erinnere
sich nur an die Correspondenz des jungem Plinius mit Trajan,
und den Bericht des erstem über die Verhältnisse der Christem
XXXVI, Jahrg. 4. Doppelheft 38
HEIDELBERGER
1843
JAHRBÜCHER 13 Eil LITERAT UH.
Meyer: Oratoruni Romanorum fragmenla.
(Beschluss.)
Ist hier wirklich an eine Rede im Senat über einen solchen
Gegenstand zu denken, so möchten wir immerhin lieber an eine
spätere Zeit, d. h. nach dem Sturz des Antonius, also nach dem
Sieg bei Actium, und der Gefangennehmung und freiwilligen Er-
mordung des Cleopatra denken, wie auch Ellendt meint; anderseits
ist uns aber die Vermuthüng aufgestossen, ob hier nicht an einen
Abschnitt einer andern von Messala abgefassten, die Genealogie
der vornehmen römischen Geschlechter unter besonderer Rück-
sicbtsnahme auf die Imagines derselben (die ja gewissermassen
den Beweis der Ebengeburt, den Stammbaum und das Stammregister
lieferten) behandelnden Schrift De familiis Romanis zu den-
ken sey oder auch an eine andere, inhaltsähnliche, an diese sich
gewissermassen anschliessende Schrift. Noch zweifelhafter scheint
uns eine andere, hier aufgeführte Rede desselben Messala: De
vectigalium Asiae constitutione, wie das Citat bei Chari-
sius, das einzige, das wir kennen, lautet. Allein sollte hier nicht
an eine eigene Schrift, an eine Art von Memoire zu denken seyn,
worin bei der von Augustus angeordneten neuen Vermessung des
Reichs und einer neuen, darauf hin berichtigten Steuervertheilung,
Messala, der einen Feldzug selbst nach Asien gemacht hatte, dem
Kaiser seine Ansichten über die Ausführung dieser Massregel, so
weit sie Asien (d. h. die römische Provinz Asia) betraf, vorge-
tragen? dann wäre nicht sowohl eine Rede hier anzunehmen, als
eine Denkschrift, ein umfassender Bericht, wie denn von dieser
Zeit an öfters solche Berichte oder Vorträge, auch sehr umfassende,
von Seiten der Statthalter und Gouverneure einzelner wichtiger Pro-
vinzen über wichtige politische Fragen und Gegenstände der innere
Verwaltung, an die Kaiser gerichtet, Vorkommen. Man erinnere
sich nur an die Correspondenz des jungem Plinius mit Trajan,
und den Bericht des erstem über die Verhältnisse der Christem
XXXVI, Jahrg. 4. Doppelheft 38