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5H2

Meyer: Oratorum ßomann. fragmenta.

L. Cestius Pius, besprochen und werden seine gegen Cicero’s
Reden gerichteten Aufsätze oder Deelamationen, die doch eigent-
liche Reden im frühem Sinn des Wortes keineswegs waren, er-
wähnt; desgleichen S. 539 ff. unmittelbar nach diesem, der nicht
minder bekannte Rhetor, M. Porcius Latro, Seneca’s Zeitge-
nosse, von dem auch nur Declamationen erwähnt werden, die,
wenn feie auch von ihm vor einem ausgewäblten Kreise von Zu-
hörern recitirt wurden, doch darum noch keine Reden in dem en-
gem und frühem Sinne des Wortes waren, sondern eben Deela-
mationen. Sollte aber auf diese überhaupt Rücksicht genommen
werden, so hätte dann noch manches Andere aufgenommen, man-
cher andere Rhetor hier erwähnt werden müssen. Weniger auf-
fallend kann es seyn, und selbst durch das Streben nach mög-
lichst erreichbarer Vollständigkeit gerechtfertigt, wenn hei Män-
nern, die als wirkliche Redner durch wirklich gehaltene Reden
sich ausgezeichnet, nach Anführung dieser Reden auch diejenigen,
die blos die Form derselben besassen und als «olche Brochüren
oder Aufsätze in die Klasse der Declamationen fallen, nachfolgen.
So z.B. bei Fronto p. 617; bei Appulejus p 623 ff. So halten wir auch
S. 499 bei Asinius Pollio die unter nr. 10. vom Verf, aufgeführ-
ten Orationes contra maledicta Antonii für eine politische
Streitschrift, da sie als Antwort auf die Vorwürfe und Schmähun-
gen dienen sollte, welche Antonius in Briefen wider Augustus und
Messala, wie gegen den früher auf seiner Seite stehenden Asinius
Pollio, also gegen frühere, nun ihm abtrünnig gewordene Freunde
und Anhänger erhoben hatte; eine ähnliche Antwort darauf hatte
auch, wie wir aus einem Citat des Charisius ersehen, Messala
Corvinus in einer eigenen, ähnlichen Schrift versucht, die sich
daher hier gleichfalls unter den Reden des allerdings wegen seiner
Beredsamkeit von den Alten sehr hochgestellten Messala S. 518
aufgeführt findet. Ob mit Recht? Dieselbe Frage erheben wir bei
zwei andern S. 511 aufgeführten angeblichen Reden desselben
Messala, die eine De Antonii statu is, nur aus einer kurzen
Anführung bei Charisius bekannt, und vom Verf muthmasslich
auf eine im Senat nach der Spaltung zwischen Antonius (der für
einen Feind des Staats erklärt worden war) und Octavius 722 u. c.
gehaltene Berathung bezogen, ob die dem Antonius von Staats-
wegen errichteten Bildsäulen umgeworfen werden sollten.

(Per Schluss folgt.)
 
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