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HEIDELBERGER

1843

iV. 56.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Sigicart: Der Spinozismus.
(Beschluss.)
Zum Schluss überblickt der Verf. S. 182 f. das System des
Spinoza, und sagt von demselben, dass es den Ruhm der wis-
senschaftlichen Consequenz und Vollendung gar nicht verdiene,
das ihm so oft und gerne zugetheilt werde; es enthalte eine mit
vorherrschendem physischen Charakter ringende Welt- und Le-
bensansicht, führt Schell ing’s bekanntes Urtheil über dasselbe
in der Freiheitslehre als treffend und geistreich an, und sagt, dass
sich diese Ansicht vollkommen bestätige in der Rechts- und Staats-
lehre desselben, zu der nun übergegangen und so die Schrift be-
schlossen wird.
Man hat bisher zwei einseitige Richtungen durchlaufen: zu-
erst hat man den individuellen Geist vergöttert, dann hat man
das Individuum dem Weltgeist geopfert und diesen vergöttert.
Man hat diese Weltansicht für die erhabenste, grossartigste ge-
halten, und der Dichter singt:
lrn Grenzenlosen «ich zu finden
Wird gern der Einzelne verschwinden,
Da löst sich aller Ueberdruss;
Statt läst’gem Fordern, strengem Sollen,
Sich aufzugeben ist Genuss.
Dieser Rausch fängt nun an in Deutschland, wo man aus dem
Taumelbecher am meisten getrunken, vorüberzugehen, und man
geht den Systemen, welche dieses neue Evangelium verkünden,
näher auf den Grund, und findet ihre Principien sehr prosaisch.
Es ist bekannt, dass Spinoza der Vater dieses kopfüber in die
Fluthen des Weltgeistes stürzenden Pantheismus ist. Auf ihn
stützen sich nicht nur das Schelling’sche und Begel’sche System
im Allgemeinen, sondern sie sind auch im Einzelnen nur die treue
Ausführung desselben. Es ist daher dringend nothwendig, dieses
XXXVI. Jahrg. 6. Doppelheft, 56
 
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