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N«'. 41. HEIDELBERGER 1843.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Memoiren des Karl Heinrich Ritter von Lang. Skizzen aus meinem
Leben und Wirken, meiner Reisen und meiner Zeit. Erster Theil.
348 S. Zweiter Theil. 34.5 S. 8. Braunschweig. Friedrich Vie-
weg und Sohn. 1842.
Diese Denkwürdigkeiten eines im genealogisch-Iiistorisch-di-
plomatischen Fach ausgezeichneten, dem grossen Publikum aber
durch die scurrilen Ilaramelburger Reisen bekannten Geleinten und
gewandten Geschäftsmannes haben so grosses Aufsehen gemacht,
dass Ref. die Gelegenheit dieser Anzeige wahrnimmt, um auf den
sonderbaren Zustand unserer heutigen Literatur aufmerksam zu ma-
chen. Dies kann hier freilich nur unvollkommen geschehen , da Ref.
nur gelegentlich und im Vorbeigehen die Hauptsache berühren darf.
Er will nämlich blos den Eindruck beschreiben, den das flüchtige
Lesen der einzelnen Stücke des Buchs successiv auf ihn gemacht
hat, dabei ist aber sein Zweck, zu zeigen, wie gefährlich die
nackte Wahrheit werden kann, wenn der, welcher sie vorträgt,
kein moralisches Gefühl zei^t, oder jeden ernsten Grundsatz aus
den Augen verliert. Der historische Schriftsteller hat daher in
unsern Tagen, wo das Fortschreiten der Civilisation so viel Aer-
gerliche's unter den hohem Classen der Gesellschaft veranlasst,
doppelte Verpflichtung, sich des scurrilen Tons und der höhnenden
Rede zu enthalten.
Das Buch des Ritters von Lang mag viel Wahrheit, viel
Aufschlüsse über preussische und baierische Zustände und Cha-
raktere im ersten Viertel unseres Jahrhunderts enthalten; zu be-
dauern ist nichts destoweniger, dass es auf gleiche Weise und
auf gleiche Art wie die neuesten Pariser Romane Eingang fand ;
denn es ist dem Ernste und der Tugend fast eben so gefährlich
als diese. Wie sonderbar ist es, dass Jakob Böhm und sein neue-
ster Erklärer, unzählige Fanatiker, Absolutisten, fade Doctrinärs
und Faseler neben dem Extrem der Liberalität und Laxität dieser
Art Geschichte und den heissenden historisch-politischen Satyren
in Versen unter allen Büchern das grösste Publikum haben? Je-
der, der mit Paris und den grösseren deutschen Städten mit Wci-
XXXVI. Jahrg. J». Doppelheft 4)
 
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