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021

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(Cap. IV.) Höfische Lyrik, (Cap. V.) Lehrdichtung und Prosaliteratur
folgt. Hier sind allerdings einzelne Theile in einer sehr befriedigenden
Weise dargestellt; hier lag zum Theil eine Literatur vor, die gerade in
unserer Zeit einer besondern Bearbeitung und Pflege sich erfreut hat und
dem Verf., der mit sichtbarer Liebe diese Abschnitte bearbeitete, treff-
liche Hülfsmittel darbot. Ob man in Allem und in alle Wege mit ihm
einverstanden seyn wird, ist eine andere Frage, die hier wir nicht zu
beantworten unternehmen, wo es nur unsere Absicht ist, in einigen all-
gemeinen Umrissen den Charakter des Buchs zu zeichnen und dem, für
solche Werke sieh interessirenden Publicum einen richtigen BegrilT und
ein getreues Bild desselben vorzulegen. Auch an einzelnen Aeusserun-
gen kann man sich stossen, wie z. B. wenn S. 45 das bekannte, eine Um-
dichtung altdeutscher Heldensage in lateinische Verse enthaltende Ge-
dicht De prima expeditione Attilae ac de rebus gestis Wallharii etc. ge-
radezu „eine Jugendarbeit des Eckehard I. (f 973) zu St. Gallen, später
von Andern, zuletzt von Eckehard IV. (f 1024) revidirt14 genannt wird,
was doch am Ende nur auf einer Vermuthung beruht, sehr problematisch
ist, und so und nicht anders auch von Grimm genommen ward. Sonst
hat sich der Verf. an diesen Führer gern (und wer wird es nicht billi-
gen?) angeschlossen, er ist ihm namentlich, um nur Ein Beispiel zu nen-
nen, auch in dem gefolgt, was er über Entstehung und Bildung der Thier-
sage entwickelt hat und verlegt den lateinischen Reinardus Vulpes mit
Recht in eine schon spätere Zeit des zwölften Jahrhunderts. Auffallend
kann es seyn, wie im Ganzen in der Darstellung des Verf. (auch bei den
folgenden Büchern) die Rücksicht auf die poetischen Erzeugnisse der
Literatur vorwaltet (für die auch allerdings in der neaeren Zeit vorzüg-
liche Hülfsmittel vorliegen) und daher die prosaische Literatur, die oh-
nehin in der früheren Zeit gegen die poetische immerhin zurücktritt, hier
fast noch mehr in den Hintergrund gerückt erscheinen mag. Man vergl.
z. B. S. 133—137. — Im dritten Buch wird der Untergang der höfischen
Kunstdichtung, die Geltung des Volksmässigen in Poesie und Prosa vor-
gefiihrt nach vier Capiteln, in welchen insbesondere die Ausbildung der
Volksliteratur, die Reimchroniken, die geschichtliche Prosa, so wie die
didaktische, gelehrte Literatur in Vers und Prosa behandelt werden.
Mit dem vierten Buch gelangt der Verf. zu dem Zeitalter der Refor-
mation, der Ausbildung der Prosa in der neuhochdeutschen Bücherspra-
che, wobei auch eigene Abschnitte der geistlichen wie der weltlichen
Dichtung und dem Drama gewidmet wind. In der unter dem Texte in
Noten, welche auch die nöthigen Verweisungen und Belege enthalten,
angeführten Literatur ward nicht sowohl Vollständigkeit, als Anführung
des Bedeutenderen oder besonders Wichtigeren beabsichtiget: es mag
daraus erklärt werden, wenn Einzelnes, was man erwartet hätte, hier
vermisst. Anderes dagegen, was man vielleicht nicht zu finden erwartet
hatte, sich mit aufgeführt findet.

fDer Beschluss folgt.
 
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