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im Einzelnen aber doch manche Verschiedenheit übrig lassen wird. Und
dies mag denn auch von vorliegendem Handbuch und seinem Verfasser,
so gut wie von Andern, in denen Dies oft noch weit mehr hervortritt,
gelten, ohue dem Verdienste des Verf. Abbruch zu thun.
Werfen wir nun in das Buch selbst einen Blick, und betrachten
Anlage und Einrichtung desselben, so finden war das Ganze nach Perioden
in vier Büchern abgetheilt und behandelt, von denen ein jedes gewisser'
rnassen ein in sich abgeschlossenes Ganze darstellen soll. Zwar ist es
schwer, in der Literatur überhaupt, zumal in der deutschen der frühe-
ren Zeit, Alles in bestimmte Perioden, nach Jahr und Tag genau einzu-
sehliessen und abzugränzen; das fühlte auch der Verf. so gut wie fast
Jeder, der mit ähnlichen Versuchen auf dem Gebiete der Literärgeschichte
sich beschäftigt, und er bemerkt daher mit allem Recht (S. IX): ,,Strenge
Zeiteinschnitte lassen sich nicht durchführen, soll nicht das organisch
Verbundene zerschnitten werden. Einzelne Richtungen der Literatur
setzen sich oft noch lange fort, während daneben schon das Neue Stand
genommen hat.‘e Solche Wahrnehmungen bieten sich fast in jeder Lite-
ratur dar, in der deutschen noch mehr wie bei andern; und darin mag
allerdings die Rechtfertigung für den Verf. liegen, wenn er, in einzelnen
Fällen die chronologische Abtheilung verlassend, lieber das Gleichartige,
wenn auch in spätere Zeit fallende, dem Früheren, dessen Entwicklung
es ist, unmittelbar angereihet und so mit diesem zu einem Ganzen ver-
bunden hat, das nun bequem überschaut werden kann. Die durch die
chronologische Behandlungsweise unvermeidliche Zersplitterung des Stoffs
hat für den, welcher nicht blos an dem Aeussern der Literärgeschichte,
an einzelnen Notizen und dergleichen klebt, und darauf allein Werth
legt, etwas ungemein Störendes, und erschwert zugleich das, was doch
am Ende die Hauptsache ist, die Auffassung des innern, geistigen Lebens
der Nation, wie es sich in der Literatur herausstellt. Und doch ist sie
in der deutschen Literatur nicht zu umgehen, so dass die bemerkten
Missstände nur auf dem Wege eintgermassen ausgeglic hen werden kön-
nen, den der Verf. eingeschlagen hat. Anderseits ist aber auch die ge-
nauere und schärfere Ausscheidung des Stoffs kaum möglich in einer
Literatur, deren Versuche in der frühem Periode oft so in einander
fliessen, dass die einzelnen Gattungen der Poesie nicht von einander aas-
geschieden und so jede für sich nach ihren Erzeugnissen behandelt wer-
den können, ja nicht einmal die Trennung zwischen Poesie und Prosa
sieh vollständig durchführen lässt.
Das erste Buch reicht von der frühesten Zeit bis zum Beginn des
zwölften Jahrhunderts; gibt im ersten Capitel eine Darstellung der alten
Germanen, ihres Lebens und des Standes ihrer Cultur, der ältesten Lie-
der und dergleichen, an welche in einem zweiten Capitel sich anreiht:
„Geistliche und kritische Literatur bei den zum Christenthum bekehrten
germanischen Völkern“ und ein drittes Capitel: die Zeit des sächsischen
und des fränkischen Kaiserhauses. Das zweite Buch soll den Ueber-
gang der Dichtung in die Hände der Laien, die Bliithezeit des Epos und
der Lyrik in fünf Capiteln schildern, deren erstes die Dichtungen des
zwölften Jahrhunderts bringt, das zweite die Aufschrift führt: Deutsches
Nationalepos, worauf dann (Cap. III.) Blüthe des höfischen Kunstepos,
 
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