Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 55. HEIDELBERGER 1849.
JAHRBÜCHER SER LITERATUR.

Hiebei* <lie Sjaofcooiigrgaiipe.
(Schluss.)
Von diesem Gesichtspunkte aus, glaube ich, ergibt sich ganz von
selbst das Verständniss und die kunstgeschichtliche Bedeutung dieser viel-
besprochenen Stelle.
Es scheint mir unleugbar, der Hauptaccent liegt auf der nachdrück-
lichen Hervorhebung jener für den ersten Anblick seltsamen Erscheinung,
dass auch mehrere Künstler zugleich die gemeinsamen Urheber grosser
Werke sein können. Von der Hervorhebung dieser Erscheinung geht
der Salz aus, er bestätigt das nur im Allgemeinen Ausgesprochene so-
gleich durch ein ganz concretes Beispiel, nämlich eben durch den Lao-
koon. Wenn daher Plinius dann ohne Weiteres fortfährt:. Similiter
<
Palatinas domos Caesarum replevere probatissimis signis Craterus cum
Pylhodoro, Polydectes cum Hermolao, Pythodorus alius cum Artemone
et singularis Aphrodisius Trallianus, so glaube ich allerdings dieses viel-
deutige Similiter lediglich auf eben diese Gemeinsamkeit der Arbeit be-
ziehen zu müssen. Sollte denn wirklich, wie K. F. Hermann (Gesam-
melte Abhandlungen S. 333) meint, jener fatale singularis Aphrodisius
Trallianus dagegen ein so erheblicher Stein des Anstosses sein? Schwer-
lich. Offenbar durchkreuzen sich, wie das bei Plinius’’ nachlässiger Schreib-
art oft vorkommt, hier zwei Ideengänge. Einmal und zwar wie ich
glaube hauptsächlich hat er das gemeinsame Arbeiten der Künstler im
Auge. Dann aber kommt ihm, da er eben vor Erwähnung dieses Um-
standes im Aufzählen jener Kunstwerke, die jetzt die berühmtesten Zier-
den Roms sind, begriffen war, plötzlich wieder bei Erwähnung der
Kaiserpaläste jene frühere Gedankenreihe in den Sinn. Es fällt ihm ein,
dass Palatinas domos Caesarum replevere probatissimis signis nicht bloss
jene schon genannten Künstlerpaare, sondern auch Aphrodisius aus Tral-
les. Er setzt diesen daher schnell hinzu, wie er denn in der That im
folgenden Satze sogleich wieder zur früheren Gedankenreihe, zur Auf-
zählung der in Rom befindlichen Kunstwerke, übergeht. Es finden sich
bei Plinius genug solche verworrene Zusammenstellungen, die sich ohne
die mindeste Rücksicht des Zusammenhangs auf allerlei Beiläufigkeiten
XLIL Jahrg. 6« Doppelheft 55
 
Annotationen