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Literaturberichte aus Italien.

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diese Briefe herausgegeben; es sind deren 9 mit 2 spanischen Gedichten, in
welcher Sprache auch 2 dieser Briefe verfasst sind. Diese Briefe sind mit-
unter mit dem Tage des Empfanges durch ihren Freund Bembo bezeichnet,
doch sind dies nicht alle, welche während dieses genauen Verhältnisses ge-
schrieben wurden, das lange gedauert hat, so dass diese hier aufbewahrten
Briefe nur ein freundschaftliches Vernehmen andeuten. Der Herr Herausgeber
sucht den schlechten Ruf, in dem diese Herzogin steht, zu verdecken, allein
Guicciardini ist zu sehr als wahrheitsliebender Schriftsteller bekannt, als das
Hr. Gatti im Stande gewesen wäre, alle die Flecken zu vertilgen, welche
alle Zeitgenossen in dieser Person gefunden haben. Nach in einer neulich in
dem Archivio storico bekannt gemachten Chronik von Matarazzo über Alexan-
der VI. werden die Jugendsünden dieser Lucretia mit lebendigen Farben ge-
schildert; dass sie mit ihrem Vater und ihren Brüdern in sehr nahem Verhält-
nisse gestanden, und dennoch von ihrem ersten Manne geschieden worden,
weil sie unberührt gefunden sein sollte. Nach dem Tode ihres Vaters, als sie
mit ihrem vierten Gemahl, dem Herzoge Alfons I. von Este, in der gebilde-
ten Stadt Ferrara lebte, mag sie allerdings vorsichtiger gewesen sein. Der
Herausgeber würde gewiss gern zur Vertheidigung 2 Briefe angeführt haben,
die dem Einsender vor Kurzem in dem Archive zu Modena vor die Augen
kamen, wenn er sie gekannt hätte. Der eine ist ein Schreiben des Herzogs
Alfons an den Herzog Gonzaga von Modena am Todestage seiner Gemahlin
Lucretia, worin er ihren Verlust als einer innig geliebten Gattin beklagt. In
dem andern Briefe meldet ein Verwandter des Herzogs nach Modena das Be-
gräbniss dieser Herzogin mit dem Bemerken, dass sie einen sehr frommen Le-
benswandel geführt habe, seit 10 Jahren fortwährend einen Büsse-Gürtel ge-
tragen , alle Tage gebeichtet, und wöchentlich 2 bis 3 mal das Abendmahl ge-
nommen habe; solche Uebertreibungen wiegen natürlich ebensowenig die ge-
schichtlichen anderweitigen Berichte auf, wie die dichterischen Ausrufungen
Ariosts über ihre Schönheit, Tugend und ihren guten Ruf. Zwischen den Zei-
len kann man ganz etwas anderes herauslesen. Graf Pompeo Litta in seinen
Familie illustre, ein gewissenhaftes Werk, führt alle ihre Verbrechen an, und
nach ihm starb sie an einem Abort.
Eine Lebensgeschichte eines in Deutschland sehr geachteten italienischen
Gelehrten ist folgende:
Brevi nolilie della vita e delle opere di Carlo Troja, per Gaetano Trevisoni. Na^
polt 1858.
Wer kennt nicht Troja’s Geschichte Italiensim Mittelalter? besonders sind
es die Gothen, welche an ihm einen wahren Verehrer gefunden hatten, deren
Fasten er von den Uranfängen der Geschichte an von Dacien bis nach Spa-
nien und nach Dania, und nach Gothland in Schweden, deren Nachkommen
er von Norwegen nach der Normandie bis Sicilien und in das Neapolitanische
verfolgt. Dabei war dieser gründliche Gelehrte der liebenswürdigste Mensch.
Als der König von Neapel im Jahr 1848 in Verlegenheit war, ernannte er ihn
zum Minister.
Elogio funebre dell' abbale Ferrante Aporli del professore Giovanni Scavia. Torino
, 1859. Tip. Franco.
 
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