34 Ascherson:A. Böckh’s gesammelte kleine Schriften.
Ueberblicken wir zuerst ihre Reihe nach den Gelegenheiten,
bei denen sie gehalten worden sind, suchen wir zweitens die Ge-
dankenkreise heraus, in deren Bereich ihr Stoff fällt und streben
wir endlich darnach, das Charakteristische in Inhalt und Form
zu erfassen und in einzelnen Beispielen auch unsern Lesern gegen-
über zu beleben.
Die lateinischen Reden gehören durchaus Böckh’s Thätigkeit an
der Berliner Universität an und zwar sind 25 derselben an
dem Geburtstag des Königs Friedrich Wilhelm III. am 3. August,
6 zu Ehren des lebenden Königs am 15. Oktober gehalten worden;
eine (I, 4) ist die Einweihungsrede der Berliner Universität bei der
im J. 1817 gehaltenen Feier, nachdem sie bereits 1810 gestiftet
war, eine andere (1,27), ist die Trauerrede bei dem Tode Friedrich
Wilhelms III. Von den 37 deutschen Reden wurden 10 am Ge-
burtstag Friedr. Wilhelms IV. in den Jahren 1848—1858 gehalten,
eine ist Böckh’s Rektoratsrede au3 dem Jahre 1847; mit einer an-
dern (II, 12) eröffnete er im J. 1850 die Philologenversammlung
zu Berlin. Dazu kommen dann eine Anzahl (18) Reden, die in
den öffentlichen Sitzungen der Akademie derWissenschaften
von Böckh als ständigem Sekretär gesprochen sind, theils Einleitungs-
reden zu den darauffolgenden Vorträgen, theils Begrüssungen von
neueintretenden Mitgliedern. Diese öffentlichen Sitzungen feiern das
Andenken an Leibnitz, als geistigen Gründer der Akademie im
Anfang Juli, an Friedrich den Grossen Ende Januar und endlich
den jedesmaligen Geburtstag des regierenden Königs. Unter den
von Böckh feierlich Begrüssten finden wir eine Reihe von Männern, die
bereits wieder seit länger oder kürzer aus diesem Kreise und überhaupt
von ihrer irdischen Laufbahn abgerufen sind, so Steffens, Neander,
v. d. Hagen, Wilhelm Grimm, Dieterici, andere, wie Trendelenburg,
Haupt, Schott, Dirksen, E. Curtius, Weber, Parthey, Th. Mommsen,
die noch heute in rüstiger Kraft in der Corporation wirken.
Epideiktische oder Festreden — und als solche müssen wir doch
die hier uns gesammelt vorgelegten Reden bezeichnen — haben
ihre grossen Schwierigkeiten schon für den vorübergehenden Zeit-
moment, für den sie bestimmt sind und gegenüber einer Zuhörer-
menge mit den verschiedensten Erwartungen und Ansprüchen, noch
viel mehr steigert sich diese Schwierigkeit, wenn sie, wie die vor-
liegenden, losgelöst von Zeit und Gelegenheit, ja selbst von der
Generation, der sie bestimmt worden, einem späteren nüchternen
Leserkreis dargeboten werden. Liegt diese Schwierigkeit in der Wieder-
kehr derselben Gelegenheit, der Eine Persönlichkeit immer neue
Seiten abgewinnen soll, in den zarten Grenzen des Anstandes und
der Schicklichkeit, besonders dem regierenden Herrscher gegenüber,
in der Nothwendigkeit eine gewisse Allgemeinheit in der Behandlung
des Festgegenstandes festzuhalten, so kann man sich kaum wun-
dern, wenn ein immer von Neuem erwählter Sprecher entweder auf
eine Anzahl mehr und weniger passender Gedanken sich beschränkt
Ueberblicken wir zuerst ihre Reihe nach den Gelegenheiten,
bei denen sie gehalten worden sind, suchen wir zweitens die Ge-
dankenkreise heraus, in deren Bereich ihr Stoff fällt und streben
wir endlich darnach, das Charakteristische in Inhalt und Form
zu erfassen und in einzelnen Beispielen auch unsern Lesern gegen-
über zu beleben.
Die lateinischen Reden gehören durchaus Böckh’s Thätigkeit an
der Berliner Universität an und zwar sind 25 derselben an
dem Geburtstag des Königs Friedrich Wilhelm III. am 3. August,
6 zu Ehren des lebenden Königs am 15. Oktober gehalten worden;
eine (I, 4) ist die Einweihungsrede der Berliner Universität bei der
im J. 1817 gehaltenen Feier, nachdem sie bereits 1810 gestiftet
war, eine andere (1,27), ist die Trauerrede bei dem Tode Friedrich
Wilhelms III. Von den 37 deutschen Reden wurden 10 am Ge-
burtstag Friedr. Wilhelms IV. in den Jahren 1848—1858 gehalten,
eine ist Böckh’s Rektoratsrede au3 dem Jahre 1847; mit einer an-
dern (II, 12) eröffnete er im J. 1850 die Philologenversammlung
zu Berlin. Dazu kommen dann eine Anzahl (18) Reden, die in
den öffentlichen Sitzungen der Akademie derWissenschaften
von Böckh als ständigem Sekretär gesprochen sind, theils Einleitungs-
reden zu den darauffolgenden Vorträgen, theils Begrüssungen von
neueintretenden Mitgliedern. Diese öffentlichen Sitzungen feiern das
Andenken an Leibnitz, als geistigen Gründer der Akademie im
Anfang Juli, an Friedrich den Grossen Ende Januar und endlich
den jedesmaligen Geburtstag des regierenden Königs. Unter den
von Böckh feierlich Begrüssten finden wir eine Reihe von Männern, die
bereits wieder seit länger oder kürzer aus diesem Kreise und überhaupt
von ihrer irdischen Laufbahn abgerufen sind, so Steffens, Neander,
v. d. Hagen, Wilhelm Grimm, Dieterici, andere, wie Trendelenburg,
Haupt, Schott, Dirksen, E. Curtius, Weber, Parthey, Th. Mommsen,
die noch heute in rüstiger Kraft in der Corporation wirken.
Epideiktische oder Festreden — und als solche müssen wir doch
die hier uns gesammelt vorgelegten Reden bezeichnen — haben
ihre grossen Schwierigkeiten schon für den vorübergehenden Zeit-
moment, für den sie bestimmt sind und gegenüber einer Zuhörer-
menge mit den verschiedensten Erwartungen und Ansprüchen, noch
viel mehr steigert sich diese Schwierigkeit, wenn sie, wie die vor-
liegenden, losgelöst von Zeit und Gelegenheit, ja selbst von der
Generation, der sie bestimmt worden, einem späteren nüchternen
Leserkreis dargeboten werden. Liegt diese Schwierigkeit in der Wieder-
kehr derselben Gelegenheit, der Eine Persönlichkeit immer neue
Seiten abgewinnen soll, in den zarten Grenzen des Anstandes und
der Schicklichkeit, besonders dem regierenden Herrscher gegenüber,
in der Nothwendigkeit eine gewisse Allgemeinheit in der Behandlung
des Festgegenstandes festzuhalten, so kann man sich kaum wun-
dern, wenn ein immer von Neuem erwählter Sprecher entweder auf
eine Anzahl mehr und weniger passender Gedanken sich beschränkt