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Nr. 6. HEIDELBERGER 1860.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien. — Philo-
sophisch-historische Klasse. Jahrg. 1858. 29. Bd. p. 302 — 314.
Geber ein althochdeutsches Schlummerlied. "Von dem, c. M. Georg
Zappert. (Mit einem photographierten Facsimile).
Der unlängst verstorbene, als fleissiger Sammler und achtens-
werther Kenner der mittelalterlichen Literatur bekannte Wiener Pri-
vatgelehrte Georg Zappert fand im Jahre 1852 auf demRücken
einer im Jahre 1435 geschriebenen Papierhandschrift einen Perga-
mentstreifen angeklebt, dessen sichtbares Ende (sic) altdeutsche
Worte enthielt. „Gewinnung näherer Einsicht in dieses Fragment
hätte jedoch ein damals unausführbares bewaffnetes Vorgehen gegen
den rothledernen der Handschrift gleichzeitigen Einband unerläss-
lich gemacht.“ — Als Z. aber 1858 die Handschrift acquiriert
batte, stand „jenem operativen Verfahren“ weiter kein Hinderniss
im Wege.
Das Denkmal enthält in 5 Zeilen auf einem ungefähr zwei
Quadratzoll grossen Pergamentstreifen 36 deutsche Worte, in denen
die Vocale a, e, i aus unten zu besprechenden Gründen theilweise
durch die hebräischen Vocalzeichen ausgedrückt sind. Ueber den-
selben stehen in einer Zeile hebräische Worte, welche einem Vo-
cabular anzugehören scheinen, und unter drei ahd. Wörtern finden
sich hebräische Glossen.
Z. gibt zuerst einen buchstäblichen Abdruck des deutschen In-
halts des Fundes mit Auflösung der hebräischen Vocalzeichen. Im
Verlaufe wird ein zweiter buchstäblicher Abdruck mit Belassung der
hebräischen Vocalzeichen gegeben (wahrscheinlich zufällig ist es, dass
im ersten Abdruck allemal s, im zweiten alle Mal ein langes f steht),
dem auch die hebräische Zeile am Anfänge und die hebräischen
Glossen beigegeben sind. Wohl besser wäre die Reihenfolge dieser
Abdrücke umgekehrt worden.
Der Abhandlung ist eine aus der Hof- und Staatsdruckerei
hervorgegangene photographische Abbildung des Fundes beigegeben,
welche, wie Z. sagt: „mit photographisch-knechtiger Treue auch alle
Schmutzflecken des Originals wiedergibt. Da dieses Gewölk an manchen
Stellen die täuschende Gestalt von Buchstabenzügen annimmt, so
entsteht in Facsimile ein Gewirr von Linien, das jedoch im Original,
wo die Schriftzüge sich scharf abheben, keinen beirrenden Einfluss zu
üben vermag.“ — Aus dieser etwas sonderbaren Beschreibung geht
so viel deutlich hervor, dass das Facsimile nicht genau und verlässlich
LIII. Jahrg. 2. Heft. ' 6
 
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