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Nr. 4. HEIDELBERGER 1860-
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Mi sie desupos. Die Fabeln des Sophos, syrisches Original der
griechischen Fabeln des Syntipas, in berichtigtem vocalisirtem
Texte zum ersten Mal vollständig herausgegeben, nebst Glossar
und einleitender Untersuchung über das Vaterland der Fabel.
Von Dr. Julius Landsberger, Rabbiner (in Posen, jetzt
in Darmstadt). Posen bei Merzbach 1859. CXLIV. u. 186 S. 8.
Vorliegendes Werk ist eine Frucht vieljähriger Arbeit, gewisser-
massen die treu und sorgsam gepflegte Jugendliebe des Verf. Im
Jahre 1846 nämlich wählte er aus dem gerade damals bekannt ge-
wordenen einzigen syrischen Codex 21 Fabeln zum Gegenstände
seiner Habilitationsschrift und liess sie unter dem Titel Fabulae
aliquot aramaeae, correctae et explicatae Berlin b. Sitten-
feld drucken; im J. 1848 schrieb er über die aramäischen
Fabeln derGaonim eine grössere Abhandlung, die in Fürst’s
Literaturblatt zum Orient, Leipz. b. Fritzsche Nr. 4—6 erschien; im
J. 1857 hielt er über die Fabeln des Syntipas in der Philo-
logenversammlung zu Breslau einen Vortrag, der in der Zeitschrift
der deutschen Morgenl. Ges. XII., 149 abgedruckt ist; und nun
liegt der syrische Aesop mit vollständigem Apparat vollendet, auch
äusserlich hübsch ausgestattet, vor uns. Das Buch verdient,
dass wir ihm eine kurze Besprechung widmen; und zwar nimmt es
ein dreifaches Interesse in Anspruch: ein didactisch es, ein eri-
tisches und ein literaturhistorisches.
1. Fabeln bildeten schon bei Griechen und Römern einen be-
liebten Lese-, Memorier- und Compositionsstoff für Schüler, mit
Fabeln beginnen unsere lateinischen und griechischen Elementar-
bücher, an Locmans Fabeln übt sich der Jünger im Arabischen, an
Hitopadesa der Sanskritaner. So, meint der Verf., dürfte auch seine
Ausgabe des syrischen Aesop das erste Lesebuch des Anfängers im
Syrischen werden. Wir stimmen seinem Wunsche von Herzen bei,
können aber dabei das Bedenken nicht unterdrücken, dass der he-
bräische Schriftcharakter und die talmudische Vocalisation diejenigen
Lehrer abschrecken dürfte, welche ihre Schüler in das Studium der
syrischen Sprache und Schrift einführen wollen. Offenbar hat
der Verf. vorzugsweise an solche Glaubensgenossen gedacht, die
sich dem Talmudstudium widmen. Sonst hätte er sich vielleicht
entschlossen, eine Transcription in das Syrische nach Consonanten
und Vocalen, ja selbst nach dem grammatischen Sprachbau conse-
quent zu vollziehen. Freilich mochte dies seine Schwierigkeiten
Haben, da nach S. CXLI. der Text der syrischen Fabeln von einem
LIII. Jahrg. 1. Heft. 4
 
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