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Nr. 29. HEIDELBERGER 1860.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Aubert u. Wimmer: Aristoteles von den Thieren.

(Schluss.)
Wir begreifen es daher und entschuldigen darum auch denUeber-
setzer, wenn er z. B. das Wort Övvaiug nicht immer durch Kraft
wiedergegeben, sondern dafür, nach den Umständen, auch die Aus-
drücke Vermögen, Fähigkeit, Möglichkeit angewendet hat.
Aehnlich wird es sich mit Ausdrücken, wie svetvysLa, Mvryjis, app]
(d. i. Anfang, Ursprung, Princip u. s. w.), Gcopa (Kör-
per und Stoff) und manchen andern verhalten, bei welchen der
Uebersetzer sich nicht auf einen Ausdruck beschränken kann, gerade
um der Deutlichkeit willen, mit der er den in fremder Sprache aus-
gedrückten Gedanken wiedergeben und dadurch eben recht ver-
ständlich machen soll. Dieser Forderung der Deutlichkeit, die aller-
dings schon mit dem Zweck und der Bestimmung dieser üeber-
setzung gegeben war, ist hier möglichst entsprochen; auch der des
Griechischen Unkundige wird ohne Anstoss in derselben sich zu-
recht finden und Sinn und Gedanken des grossen Hellenischen
Meisters leicht erfassen: dass aber dieser Sinn durchaus richtig und
getreu wiedergegeben ist, dafür kann schon der Name derer, die
das Werk unternommen, hinreichende Bürgschaft geben. Wir wollen
als Probe der Uebersetzung den Anfang des fünften Buches mit-
theilen :
Es wird nun von den besonderen Eigenschaften, worin sich die
Theile der Thiere unterscheiden, gehandelt werden müssen. Ich
meine solche Eigenschaften, wie die blaue und schwarze Farbe der
Augen und die Höhe und die Tiefe der Stimme, und die Unter-
schiede in der Farbe, den Haaren oder Federn. Manche derselben
sind ganzen Klassen eigen, manche zeigen sich zufällig und ohne
feste Regel, wie dies besonders bei den Menschen der Fall ist.
Ferner nach dem Wechsel der Lebensalter kommen einige allen
Thieren auf gleiche Weise zu, andere auf entgegengesetzte, wie es
mit der Stimme und der Farbe der Haare der Fall ist. Manche
Thiere z. B. werden im Alter nicht merklich grau, dagegen der
Mensch diess mehr erfährt als die andern Thiere. Und einige zei-
gen sich gleich nach der Geburt, andere werden erst mit fortschrei-
tenden Jahren in hohem Alter sichtbar. In Betreff dieser und aller
solcher Dinge darf man nicht ein und dieselbe Art von Ursachen
zu Grunde legen wollen: denn was nicht allgemeine Eigenschaften
der Natur oder Eigenthümlichkeiten der einzelne» Thierarten sind,
LUI. Jahrg. 6. Heft. . 29
 
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