Nr. 20. HEIDELBERGER 1860-
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Klemm: Die Frauen.
(Schluss.)
In dem zweiten Bande führt uns der Verfasser „die europäischen Frauen
in Familie und Gesellschaft“ vor; er gibt uns hier eine ganze Geschichte der
Trachten und des Schmuckes, wie beides im Laufe der Zeiten bei der Frauen-
welt in Europa sich gestaltet hat, und welchen Veränderungen beides unterwor-
fen war, nicht ohne vielfache Streiflichter auf die Sitte, wie sie in den ver-
schiedenen Perioden der neueren Zeit, zumal seit dem nahenden Ende des
eigentlichen Mittelalters in Europa sich gestaltet, und ihren Einfluss selbst
auf die äussere Erscheinung in Kleidung und Tracht geltend gemacht hat. Aber
darauf beschränkt sich keineswegs die Aufgabe des Verfassers, der auch die
übrigen Seiten des weiblichen Lebens der gleichen Betrachtung unterstellt hat;
er schildert uns die Frau in der Familie und die Erziehung der Töchter in
den verschiedenen Anstalten zur Förderung weiblicher Bildung: er führt uns
die zur Jungfrau herangewachsene Tochter vor, wie sie dann zur Ehefrau und
Mutter wird, so wie zur Wittwe. Aber auch solche, die keine Ehen ein-
gehen, oder als Krankenpflegerinnen u. dgl. andern Diensten und Geschäften
sich widmen, werden nicht übergangen und zum Abschluss des Ganzen die
Frau überhaupt dargestellt, als die Zierde der Gesellschaft, wie auch nach
ihren Schattenseiten. So bringt uns dieser Band eine reichhaltige, in alle Ver-
hältnisse des weiblichen Lebens eingehende Schilderung.
Der dritte Band behandelt die Frauen im öffentlichen Leben.
Der Verfasser geht bis in das frühe Alterthum zurück und beginnt mit der
Sage von den Amazonen, der er ähnliche Sagen anderer Völker an die Seite
stellt, er geht dann über auf die Frauen der griechischen und römischen Welt;
die römischen Königsfrauen, wie die Frauen der republikanischen Zeit, die
hervorragenden Frauen der römischen, wie der byzantinischen Kaiser werden
geschildert, daran schliessen sich Italienische Fürstinnen, Königinnen von Spa-
nien und Portugal und Frankreich; dass die germanischen Fürstinnen, denen
am Schlüsse noch einige nordische Fürstinnen angereiht sind, darauf mit be-
sonderer Vorliebe und in grösserem Umfang (S. 240 ff.) behandelt werden, wird
man nur billigen können; welch’ eine Reihe von interessanten Persönlichkei-
ten der Frauenwelt aber auch in diesem Bande vorgeführt wird, mag man
auch ohne unsere ausdrückliche Erwähnung, leicht begreifen.
Mit dem vierten Bande treten die Frauen in der Kirche vor uns;
der Verfasser nimmt auch hier seinen Ausgang von der alt-classischen Welt
und deren weiblichen Gottheiten, er geht dann über zu den Frauen des alten
Testamentes wie des neuen, schildert uns einzelne der Märtyrinnen, so wie
diejenigen Frauen, die als Freundinnen oder Schülerinnen ausgezeichneter Kir-
LIII. Jahrg. 4, Heft. 20
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Klemm: Die Frauen.
(Schluss.)
In dem zweiten Bande führt uns der Verfasser „die europäischen Frauen
in Familie und Gesellschaft“ vor; er gibt uns hier eine ganze Geschichte der
Trachten und des Schmuckes, wie beides im Laufe der Zeiten bei der Frauen-
welt in Europa sich gestaltet hat, und welchen Veränderungen beides unterwor-
fen war, nicht ohne vielfache Streiflichter auf die Sitte, wie sie in den ver-
schiedenen Perioden der neueren Zeit, zumal seit dem nahenden Ende des
eigentlichen Mittelalters in Europa sich gestaltet, und ihren Einfluss selbst
auf die äussere Erscheinung in Kleidung und Tracht geltend gemacht hat. Aber
darauf beschränkt sich keineswegs die Aufgabe des Verfassers, der auch die
übrigen Seiten des weiblichen Lebens der gleichen Betrachtung unterstellt hat;
er schildert uns die Frau in der Familie und die Erziehung der Töchter in
den verschiedenen Anstalten zur Förderung weiblicher Bildung: er führt uns
die zur Jungfrau herangewachsene Tochter vor, wie sie dann zur Ehefrau und
Mutter wird, so wie zur Wittwe. Aber auch solche, die keine Ehen ein-
gehen, oder als Krankenpflegerinnen u. dgl. andern Diensten und Geschäften
sich widmen, werden nicht übergangen und zum Abschluss des Ganzen die
Frau überhaupt dargestellt, als die Zierde der Gesellschaft, wie auch nach
ihren Schattenseiten. So bringt uns dieser Band eine reichhaltige, in alle Ver-
hältnisse des weiblichen Lebens eingehende Schilderung.
Der dritte Band behandelt die Frauen im öffentlichen Leben.
Der Verfasser geht bis in das frühe Alterthum zurück und beginnt mit der
Sage von den Amazonen, der er ähnliche Sagen anderer Völker an die Seite
stellt, er geht dann über auf die Frauen der griechischen und römischen Welt;
die römischen Königsfrauen, wie die Frauen der republikanischen Zeit, die
hervorragenden Frauen der römischen, wie der byzantinischen Kaiser werden
geschildert, daran schliessen sich Italienische Fürstinnen, Königinnen von Spa-
nien und Portugal und Frankreich; dass die germanischen Fürstinnen, denen
am Schlüsse noch einige nordische Fürstinnen angereiht sind, darauf mit be-
sonderer Vorliebe und in grösserem Umfang (S. 240 ff.) behandelt werden, wird
man nur billigen können; welch’ eine Reihe von interessanten Persönlichkei-
ten der Frauenwelt aber auch in diesem Bande vorgeführt wird, mag man
auch ohne unsere ausdrückliche Erwähnung, leicht begreifen.
Mit dem vierten Bande treten die Frauen in der Kirche vor uns;
der Verfasser nimmt auch hier seinen Ausgang von der alt-classischen Welt
und deren weiblichen Gottheiten, er geht dann über zu den Frauen des alten
Testamentes wie des neuen, schildert uns einzelne der Märtyrinnen, so wie
diejenigen Frauen, die als Freundinnen oder Schülerinnen ausgezeichneter Kir-
LIII. Jahrg. 4, Heft. 20