Nr. 2. HEIDELBERGER 1860-
JAHRBÜGHER DER LITERATUR.
Schreiber: Geschichte von Freiburg im Breisgau.
(Schluss.)
So theilte der academische Senat (9. December 1565) dem Be-
vollmächtigten der vorderösterreichischen Regierung in Ensisheim,
Junker Simon v. Pfirt, mit: „Es wolle sich gar ansehen lassen,
als ob die von Freiburg gern von der alten katholischen Religion fallen
und neugläubig werden wollten. Denn man sage viel und es erzeige
sich zum Theil also. So haben auch die von Freiburg sectische
Stadtschreiber, Advokaten, Medicos, Fürsprecher und seien sonst
so viel neugläubig, die den Samen des Unkrauts wohl säen mögen.
Das will die Universität also der Regierung angezeigt und die
Regierung ermahnt haben,' dass das Fiirkommen abgestellt werde“
(S. 36). Auch die Büchervisitationen, welche die Universität
durch wiederholte Beschuldigungen des Stadtrathes ganz in ihre Hände
zu bringen suchte, wurden wieder eifriger als jemals vorgenommen
(S. 37).
Die nachtheiligen Folgen dieses Verfahrens konnten nicht aus-
bleiben. Schon im Jahre 1575 beklagte sich die Universität bei
der Regierung, „dass so wenig Studenten nach Freiburg kom-
men, also die Zahl der Studiosen von Jahr zu Jahr vermindert
werde.“ Zugleich bat sie das Mandatum des Kaisers Ferdinand,
dass „des Hauses Oestreich Unterthanen und Landsassen und Ver-
wandte“ nur in Wien, Ingolstadt oder Freiburg studiren dürften, zu
erneuern; ungeachtet, dass diese Bitte unerfüllt blieb, so hörte sie
dennoch nicht auf, nach bisheriger Weise vorzufahren und ihre Zuhörer
selbst zu verscheuchen (S. 38. 39). Dabei war sie aber stets
bemüht, der Regierung gegenüber als selbstständige Körper-
schaft sich zu erhalten und als im 16. Jahrhundert die Kirchen-
verbesserung, welche den Unterthanen des Erzhauses Oesterreich
fern bleiben sollte, Erzherzog Ferdinand für die Universität einen
Superintendenten bestellen wollte (Mai 1524), durch welchen
die Universität gegen alle Ketzerei gesichert wurde, erklärte sie
(16. Juni 1524): „Wie sie es seither gethan habe, so werde sie
auch künftig ihre Lehrstellen, Geschäfte und Anderes“ selbst be-
sorgen (S. 41—46).
Nachdem der Herr Verf. in eingehender Weise die Universität
in ihrem Verhältniss zur Reformation und in ihrer Stellung zur Lan-
desregierung und zur Stadt Freiburg geschildert, berichtet er in den
LIII. Jahrg. 1. Heft. 2
JAHRBÜGHER DER LITERATUR.
Schreiber: Geschichte von Freiburg im Breisgau.
(Schluss.)
So theilte der academische Senat (9. December 1565) dem Be-
vollmächtigten der vorderösterreichischen Regierung in Ensisheim,
Junker Simon v. Pfirt, mit: „Es wolle sich gar ansehen lassen,
als ob die von Freiburg gern von der alten katholischen Religion fallen
und neugläubig werden wollten. Denn man sage viel und es erzeige
sich zum Theil also. So haben auch die von Freiburg sectische
Stadtschreiber, Advokaten, Medicos, Fürsprecher und seien sonst
so viel neugläubig, die den Samen des Unkrauts wohl säen mögen.
Das will die Universität also der Regierung angezeigt und die
Regierung ermahnt haben,' dass das Fiirkommen abgestellt werde“
(S. 36). Auch die Büchervisitationen, welche die Universität
durch wiederholte Beschuldigungen des Stadtrathes ganz in ihre Hände
zu bringen suchte, wurden wieder eifriger als jemals vorgenommen
(S. 37).
Die nachtheiligen Folgen dieses Verfahrens konnten nicht aus-
bleiben. Schon im Jahre 1575 beklagte sich die Universität bei
der Regierung, „dass so wenig Studenten nach Freiburg kom-
men, also die Zahl der Studiosen von Jahr zu Jahr vermindert
werde.“ Zugleich bat sie das Mandatum des Kaisers Ferdinand,
dass „des Hauses Oestreich Unterthanen und Landsassen und Ver-
wandte“ nur in Wien, Ingolstadt oder Freiburg studiren dürften, zu
erneuern; ungeachtet, dass diese Bitte unerfüllt blieb, so hörte sie
dennoch nicht auf, nach bisheriger Weise vorzufahren und ihre Zuhörer
selbst zu verscheuchen (S. 38. 39). Dabei war sie aber stets
bemüht, der Regierung gegenüber als selbstständige Körper-
schaft sich zu erhalten und als im 16. Jahrhundert die Kirchen-
verbesserung, welche den Unterthanen des Erzhauses Oesterreich
fern bleiben sollte, Erzherzog Ferdinand für die Universität einen
Superintendenten bestellen wollte (Mai 1524), durch welchen
die Universität gegen alle Ketzerei gesichert wurde, erklärte sie
(16. Juni 1524): „Wie sie es seither gethan habe, so werde sie
auch künftig ihre Lehrstellen, Geschäfte und Anderes“ selbst be-
sorgen (S. 41—46).
Nachdem der Herr Verf. in eingehender Weise die Universität
in ihrem Verhältniss zur Reformation und in ihrer Stellung zur Lan-
desregierung und zur Stadt Freiburg geschildert, berichtet er in den
LIII. Jahrg. 1. Heft. 2