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Kirchnör: Die speculativen Systeme.

aus.“ Schelling ist die absolute Identität auch die absolute To-
talität, das Universum selbst, das ihm in dieser Anschauung in der
Periode seiner Identitätsphilosophie mit Gott gleich bedeutend ist.
Nichts ist ihm äusser dieser Ganzheit, welche das All ist, und wenn
man etwas äusser der Ganzheit des Alls, welches Gott ist, erblickt,
so findet dieses nur durch eine willkürliche Trennung des Einzelnen
vom Ganzen statt. Der Abfall vom Absoluten, welcher die Iden-
tität oder Einerleiheit Gottes und des Alls authebt, und eine Kluft
zwischen dem Unendlichen und Endlichen voraussetzt, und welchen
der Hr. Verf. S. 28 u. 29 als zur Identitätslehre gehörig entwickeln
will, gehört nicht dieser, sondern einer andern Gestalt der Schel-
ling’schen Philosophie, der mystischen, an den Neuplatonismus an-
knüpfenden an, und man kann darum auch nicht mit dem Hrn.
Verf. (S. 83) Schellings Schrift, „Philosophie und Religion“
(1804) zur Periode seiner eigentlichen Identitätslehre zählen, da in
jener bereits seine Trennung Gottes und der Welt und die Ablei-
tung der Zweiheit des Gegensatzes in der Endlichkeit als wesent-
lich vom Absoluten verschieden durch die Annahme des sogenann-
ten „Abfalles der Ideen“ beginnt. Ref. kann dem Hrn. Verf. eben
so wenig beistimmen, wenn er in „Bau“ und „Anlage“ S. 32 eine
„Verwandtschaft“ zwischen der Fichte’schen und S ch eil in g’schen
Philosophie erblickt. Wenn es auch allerdings wahr ist, was S. 32
behauptet wird, dass „in beiden das Erste und Höchste das einfache
Wesen sei, dem keine andere Bestimmung zukomme, als die der
reinsten Identität mit sich selbst, dass in beiden die eingeborene
Form dieser reinen Identität die der Selbstanschauung sei, dass „in
beiden die Einheit in der Wirklichkeit dualistisch auseinandertrete“,
dass als das „vollendete Abbild der ursprünglichen Selbstanschauung
des Seins“ „die denkende Vernunft“ betrachtet werden müsse, die
„das Reich der Erscheinung in das Ewige zurückversenke“, so wird
dieses Alles die behauptete Uebereinstimmung beider Systeme in
„Bau“ und „Anlage“ nicht rechtfertigen. Der Bau ist wesentlich
verschieden. Fichte geht überall dialektisch zu Werke und seine
Methode findet sich wohl in der Hegel’sehen Philosophie, nicht
aber in der Schelling’s wieder, der mehr ein phantasiereicher,
neue Anschauungsweisen leicht und gewandt entwickelnder Geist, als
ein scharf dialektischer Kopf ist. In dieser Hinsicht finden sich viel
mehr Vergleichungspunkte zwischen Fichte und Hegel, als zwi-
schen dem ersteren und Schelling. Im Princip aber zeigt sich
eine grössere Uebereinstimmung zwischen Schelling und Hegel,
als zwischen Fichte und dem letztem. Beide verlassen die Schran-
ken der Subjectivität, sie lassen den Geist sich objectiviren, um durch
Aufhebung der entgegengesetzten Schranken zur absoluten Idee auf-
zusteigen, während sich Fichte in seiner eigentlichen Wissen-
schaftslehre immer nur in den Schranken des subjectiven Geistes
oder des Ichs bewegt, und dadurch alle Dinge zu blossen Modifi-
cationen, Selbstbeschränkungen der an sich und ursprünglich abso»
 
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