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Wachsmuth: De Cratete Maliota.
tigkeit, namentlich sein Verhältniss zu Aristarchus und der Alexan-
drinischen Schule betrifft. Von dem Leben des Mannes, der jeden-
falls aus der Schule der Stoa hervorgegangen war, wissen wir wenig:
die beiden einzigen Momente, die von Bedeutung hervortreten, sind
seine Sendung nach Rom und der dort gegebene Anstoss zu gram-
matischen Studien, sowie sein Gegensatz zu Aristarchus: diesem
schön im Alterthum viel besprochenen Gegenstände hat der Ver-
fasser S. 4—31 eine eingehende Untersuchung gewidmet, welche
die eigentlichen Objecte des Streites näher darzulegen bemüht ist.
Es drehte sich aber dieser Streit ebensowohl um die Principien der
grammatischen und kritischen Wissenschaft, wie um die Anwendung
derselben bei der Behandlung der alten Schriftsteller, der exegeti-
schen wie der kritischen: und wenn in grammatischen Dingen
Crates gegen das übertriebene und daher oft verfehlte Regelwerk
des Aristarchus auftrat, obwohl als Stoiker den Grundsätzen der
Analogie, aber auf vernünftige Weise huldigend, so trennte ihn in
der Erklärung der alten Schriftsteller, insbesondere des Homerus,
seine stoische Ansicht von der nüchternen Behandlungsweise des
Aristarchus und der ihm anhängenden Alexandriner, und führte ihn
selbst zur Allegorie, wie auch zu manchen Abweichungen in der
Erklärung einzelner Worte u. dgl., wie in andern Punkten; gingen
doch beide selbst in der Bestimmung des Zeitalters des Homerus
auseinander, das Aristarchus nach der Zeit der jonischen
Wanderung, Crates aber sechzig Jahre nach der Zerstörung Troja’s
ansetzte. Der Verfasser hat alle die einschlägigen Data, die
sich hier erheben lassen, mit Sorgfalt zusammengestellt, und ist
dadurch zu den bemerkten Resultaten gelangt. Er knüpft daran
eine Besprechung der einzelnen Schriften des Crates, soweit sie aus
der Angabe des Suidas und anderen Stellen uns noch einigermassen
bekannt sind, und lässt dann die Bruchstücke selbst wohl geordnet
in ihrem mit aller kritischen Sorgfalt und Genauigkeit behandelten
Texte folgen. Eine Inhaltsübersicht und Register fehlen der wohl-
geschriebenen Abhandlung nicht. Nur mit der Interpunction ist der
Verfasser gar zu spärlich verfahren. Die äussere Ausstattung ist
eine in jeder Hinsicht vorzügliche zu nennen.
Wachsmuth: De Cratete Maliota.
tigkeit, namentlich sein Verhältniss zu Aristarchus und der Alexan-
drinischen Schule betrifft. Von dem Leben des Mannes, der jeden-
falls aus der Schule der Stoa hervorgegangen war, wissen wir wenig:
die beiden einzigen Momente, die von Bedeutung hervortreten, sind
seine Sendung nach Rom und der dort gegebene Anstoss zu gram-
matischen Studien, sowie sein Gegensatz zu Aristarchus: diesem
schön im Alterthum viel besprochenen Gegenstände hat der Ver-
fasser S. 4—31 eine eingehende Untersuchung gewidmet, welche
die eigentlichen Objecte des Streites näher darzulegen bemüht ist.
Es drehte sich aber dieser Streit ebensowohl um die Principien der
grammatischen und kritischen Wissenschaft, wie um die Anwendung
derselben bei der Behandlung der alten Schriftsteller, der exegeti-
schen wie der kritischen: und wenn in grammatischen Dingen
Crates gegen das übertriebene und daher oft verfehlte Regelwerk
des Aristarchus auftrat, obwohl als Stoiker den Grundsätzen der
Analogie, aber auf vernünftige Weise huldigend, so trennte ihn in
der Erklärung der alten Schriftsteller, insbesondere des Homerus,
seine stoische Ansicht von der nüchternen Behandlungsweise des
Aristarchus und der ihm anhängenden Alexandriner, und führte ihn
selbst zur Allegorie, wie auch zu manchen Abweichungen in der
Erklärung einzelner Worte u. dgl., wie in andern Punkten; gingen
doch beide selbst in der Bestimmung des Zeitalters des Homerus
auseinander, das Aristarchus nach der Zeit der jonischen
Wanderung, Crates aber sechzig Jahre nach der Zerstörung Troja’s
ansetzte. Der Verfasser hat alle die einschlägigen Data, die
sich hier erheben lassen, mit Sorgfalt zusammengestellt, und ist
dadurch zu den bemerkten Resultaten gelangt. Er knüpft daran
eine Besprechung der einzelnen Schriften des Crates, soweit sie aus
der Angabe des Suidas und anderen Stellen uns noch einigermassen
bekannt sind, und lässt dann die Bruchstücke selbst wohl geordnet
in ihrem mit aller kritischen Sorgfalt und Genauigkeit behandelten
Texte folgen. Eine Inhaltsübersicht und Register fehlen der wohl-
geschriebenen Abhandlung nicht. Nur mit der Interpunction ist der
Verfasser gar zu spärlich verfahren. Die äussere Ausstattung ist
eine in jeder Hinsicht vorzügliche zu nennen.