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359

Serbſtblätter.

Du blickſt umſonſt voraus, in's Leben,
Durch das Du wandelſt, unbekannt;
Denn welche Zukunft ihm gegeben,
Enthüllt Dir keine Menſchenhand.
Bald leuchtet Dir die Sonne heiter,
Bald wird es wieder Nacht darin;
So ziehſt Du weiter, immer witer,
Und immer fragt Dein Herz: Wohin?

Das Schickſal geht an Deiner Seite
Und geht Dir gar geheimnißvoll
Auf jedem Wege das Geleite,
Das Dich zum Ziele führen ſoll.
Stumm führt es Dich auf dorn'gen Pfaden
Durch dieſes Lebens Irrſal hin,
Mühſelig bleibſt Du und beladen,
Und immer fragt Dein Herz: Wohin?

Was Du gewinnſt auf dieſer Reiſe,
Du weißt nicht, ob es dauernd bleibt,
Und welches Spiel des Wechſels Weiſe,
Der Sturm des Lebens damit treibt.
Des Glückes irdiſche Geſtalten,
Sie weilen nicht, Du ſiehſt ſie fliehn —
Umſonſt ſuchſt Du ſie feſtzuhalten,
Fragt ſie Dein Herz: Wohin? Wohin

So bleibt Dir ungelöſt die Frage,
Und dunkel dieſes Lebens Gang;
So zählſt Du ſchmerzlich Deine Tage
Und harrſt und hoffeſt, ſchwer und bang!
Der Frühling kommt, der Frühling gehet,
Die Roſe welkt, die blüht darin —
Das letze Blatt im Herbſt verwehet,
Und traurig blickſt Du nach: Wohin?

So wandelſt Du bis an das Ende,
Zu dem Dein Leben ſicher geht,
Denn wie ſich auch Dein Schickſal wende,
Dies Ziel ſteht feſt, früh oder ſpät.
Drum hab Geduld! Auch Du wirſt kommen
Zum Tag, au dem Du gehſt dahin —
Dann fragt Dein Herz ſchwer und beklommen,
Zum letzten Mal: Wohin? Wohin?

„N. Peſter Journal“
Ratürlich „authentiſche“

[Der Feuilleto
erzählt die folgende kleine“

— Geſchichte: „Es war in Aner Miniſterrathsſitzung,

ihn aufforderte,
ſeine Meinung zu ſagen.

in welcher der Kaiſ er präſidirte. Wichtige und viel-

fältige Gegenſtände waren bereits erledigt, als die

Reihe an einen Gegenſtand kam, der zum Reſſort des
Grafen .... gehörte. Der gute Graf war nichts

weniger als ein Fachmann, und als er zum Miniſter
ernannt wurde, hatte er auch kein Hehl daraus gemacht,

daß er ſein Reſſort erſt — ſtudiren müſſe. Die Sitz-

ung fand im Hochſommer ſtatt, und im Conferenzſaale

brütete eine faſt unerträgliche Hitze. In der „Hitze“
der Discufſion war nun dem Grafen das Malheur
paſſirt, einzuſchlummern. Er ſchlug erſt die Augen auf
als die Stimme des Kaiſers an ſein Ohr ſchallte, der
über den vorliegenden Gegenſtand
Man kann ſich die Verlegen-
heit der guten Excellenz denken, die abſolut keine Ah-
nung davon hatte, von welchem Gegenſtand eigentlich
die Rede fei. In ſeiner Verwirrung wußte ſich der
perplexe Miniſter nicht anders zu helfen, als daß er
die Erklärung abgab, in dieſer Frage ſtimme er voll-
ſtändig mit ſeinem geehrten Vorredner überein. Zum
Unglück hatte aber noch kein einziger Miniſter in dieſer
Angelegenheit das Wort ergriffen. Der Kaiſer lä-
chelte.“ ö

[Eine nicht üble Anekdotel erzählt „Ueſtekös“
vom Grafen Emanuel Andraſſy. Als der Graf
aus dem ſüdlichen Aſien zurückgekehrt war und ſeine
Freunde ihn zu einer Jagd einluden, ſagte er: „Bah,
meine Freunde, ich bin jetzt ſo gewohnt auf Tiger zu
jagen, daß eine Jagd, die nicht lebensgefährlich, kein
Intereſſe mehr für mich hat.“ „Nun dann kannſt ge-
troſt mit mir kommen“, verſetzte einer der Jäger, „denn
ich habe geſtern erſt auf der Jagd meinen Schwager
angeſchoſſen.“ ͤ

[Den König der Reclamel hat ein Reiſender
in San Francisco getroffen. Es iſt ein Reſtaurateur,
der kein geringeres Werk als die Bibel zur Empfeh-
lung ſeines Geſchäftes benutzt. Der gute Amerikaner
recitirt nach dem heiligen Buch wie folgt: „Und Joſef

weinte und ſprach zu ſeinen Brüdern: Lebt mein Va-

ter noch immer? Und die Brüder antworteten ihm:

Gewiß, und er beſindet ſich ſehr wohl, denn er früh-

ſtückt und dinirt jeden Tag im — Cosmopolitan

Hotel.“ ‚

IIJ e. nachdem.] „Wie viel trinken Sie denn im-

mer Abends von dem Bier?“ — „Gewöhnlich vier, hie
und da fünf, aber meiſtens ſechs Maß.“

Die Buchruckerei von G. Geisendörfer

in Heidelberg CShifgahe —0

empfiehlt eich in allen in dieses Geschft einschlagenden

Arbeiten, namentlich im Druck von Visiten-, Verlobungs- und
Adress-Karten, Rechnungen, Circularen etc. ete.
 
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