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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0054
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I. Baubeschreibung.

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verschiednen Stücke lassen sich in drei Gruppen ordnen. Die erste und zweite zeigen auf jeder Seite
neun Kanneluren mit scharfkantigen Stegen, die dritte, kleinste, deren nur sieben.

Die erste Gruppe umfaßt die Reste von fünf Freipfeilern (Nr. IO, II, (7, 17), 6, 5) und zwei
Wandpfeilern (Nr. 8, 9), die entsprechend der Bildung des Kapitells Nr. 15 nur auf zwei Seiten kanne-
liert sind und mit den beiden Rückseiten in die Mauer einbanden. Die Gruppe gehört ihrer Größe
nach (U. D. 0,385, O. D. 0,335—0,348 m) zweifellos dem Untergeschoß an.

Von der zweiten kleinern Ordnung des Mittelgeschosses hat sich nur ein Fragment (Nr. 12 U. D.
0,365 m) nachweisen lassen, während von der dem obersten Geschoß angehörigen Gruppe Reste von
drei Pfeilern (Nr. (3,4), 1,2; U. D. 0,31—0,311; O. D. 0,277) vorhanden sind.

Zu diesen kannelierten Pfeilern kommen drei Fragmente und ein ganzes Exemplar von Pfeilern
ebenfalls quadratischen Querschnitts, deren Seiten von reichem Rankenwerk in Relief überzogen sind.
(Vergl. auch Tafel 37.) Fuß und Hals sind wie dort profiliert, ein die Kanten des Schaftes bildender
Rahmen aus Plättchen und Kyma umzieht die vertieften, von dem Relief gefüllten Wandungen. Zwei
Fragmente (Nr. 13 u. 15) gehören ihren Abmessungen nach zur untersten Ordnung, das dritte Frag-
ment und der vollständige 2,072 m hohe Schaft (Nr. 16, 14) zum obersten Geschoß. Bei dem einen
Untergeschoßfragment (Nr. 13) bedeckt der Ornamentschmuck alle vier Flächen, während die drei an-
dern Stücke diesen nur auf drei Seiten zeigen und auf ihrer vierten Seite einfach glatt bearbeitet sind.
Die Anordnung des Ornamentes ist bei allen Pfeilern die gleiche: aus zwei übereinander gestellten
Reihen von je drei Akanthusblättern am Pfeilerfuß entwickelt sich eine aufwärts fortlaufende Akanthus-
ranke mit im Gegensinne wechselnd eingerollten Blattvoluten mit_ verschiednen Mittelblüten und Blät-
tern, deren letzte Krümmung unter dem Hals mit einer Halbpalmette abschließt. Die Ausführung ist
jedoch sehr verschieden: während bei den Stücken der untern Ordnung, — wohl mit Rücksicht auf
ihre bessere Sichtbarkeit —, eine, trotz der starken Zerstörung noch erkennbare, kräftige Behandlung
des Laubwerkes mit tiefen Bohrrinnen und Unterschneidungen angewendet ist, zeigt der ganz erhaltne
Pfeiler des Obergeschosses eine harte und kantige Bearbeitung ohne lebendigere Modellierung; das
kleine Fragment Nr. 16 scheint dagegen wieder besser gearbeitet zu sein.

Während die genannten Pfeilerschäfte aus dem gewöhnlichen weißen Marmor wie die sonstigen Bau-
glieder bestehen, sind die wenigen erhaltnen Fragmente der unkannelierten Säulenschäfte aus einem
fleischfarbigen, rötlich-gelb geäderten oder geflammten Brecciamarmor hergestellt, dessen in der Politur
sehr schöner Ton in der Rekonstruktion Tafel 63 wiedergegeben ist. Von den Fragmenten gehören
zwei zu Säulen des Untergeschosses (Nr. 18, ig), während die andern der obersten Ordnung zuzuweisen
sind, unter diesen drei anpassende, einen bis auf das Halsstück vollständigen Schaft bildende Bruch-
stücke (Nr. 20). Fuß und Halsglied bestehen aus Kehle, Plättchen und Wulst, Verjüngung und Entasis
sind vorhanden und bei Nr. 20 meßbar, wobei der bei Säulen der Kaiserzeit öfter vorkommende Be-
arbeitungsfehler bemerkenswert ist, daß der Durchmesser über dem Fußglied etwas kleiner als der am
Ende des untern Drittels der Schafthöhe ist.

c. Basen. (Tafel 37.)
Von den Basen des untersten Geschosses ist keine einzige mehr gefunden worden, was sich da-
durch erklärt, daß sie nach dem Untergang des Baues gerade über dem Niveau der Verschüttung wohl
noch meist an ihrem Platze standen und daher bei dem Stein- und Bleibraub noch mehr der Zer-
störung ausgesetzt waren als die in den Trümmerhaufen begrabnen Werkstücke, ein Umstand, der sich
auch an andern antiken Ruinen beobachten läßt.
 
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