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Cichorius, Die stadtische Verwaltung'.

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nur aus dem Jahre 215 oder 216 stammen — ist Caracalla dargestellt in militäri-
scher Tracht vor einem brennenden Altare stehend, während eine Frau mit Mauer-
krone (die Stadtgöttin) ihm einen Kranz bietet. Das Medaillon könnte eben aus
Anlafs eines Besuchs des Caracalla in Hierapolis geprägt sein.

Aus der späteren Geschichte von Hierapolis wird dann wieder ein Erdbeben
unter Alexander Severus erwähnt, Orac. Sibyll. X 280. Sonst wissen wir nur noch
von einem Aufenthalt des Valens in Hierapolis im Jahre 370, der von hier aus
unter XIV. Kai. Oct. und XVI. Kai. Nov. die Gesetze Cod. Theodos. VII 13, 6 und
XVI 2, 19 erliefs. Da nämlich der Kaiser vom Sommer bis Herbst des Jahres in
Kleinasien weilte (z. B. am 6. Juli in Nikomedien), so kann hier nur das phrygische
Hierapolis gemeint sein14.

Noch in byzantinischer Zeit wird Hierapolis als blühende Bischofsstadt, später
als Metropolis, mehrfach erwähnt, beispielsweise in der Bischofsliste aus der Zeit
Leos des Weisen (886—912) an einundvierzigster Stelle unter neunzig Städten. Die
weitere Geschichte der Stadt unter den Byzantinern, Seldschukken und Türken, zu-
mal während der Kreuzzüge, ihre Besetzung durch Timur u. s. w. liegen aufserhalb
des Rahmens unserer Darstellung.

Die städtische Verwaltung.

Etwas mehr als über die Geschichte von Hierapolis wissen wir durch die
Inschriften und die Münzen über die Stadtverwaltung und die städtischen Beamten,
die im Wesentlichen dieselben sind wie die der übrigen griechischen Städte
Kleinasiens.

Die Bevölkerung wird repräsentiert und vertreten durch 5r(aoc und ßouXifj.
Der Demos, seit Caracalla 6 vswxöpoc or^oc, umfafst die Gesamtheit der Bürger
und begegnet uns nur zusammen mit ßotAv; und den städtischen Korporationen bei
Ehrungen für vornehme oder verdiente Männer, z. B. 31—34; 36 f. u. ö. Auf
Münzen ist der Kopf des Demos als jugendlichen Mannes mit Diadem dargestellt
Mionnet, Descr. 593 — 595; Suppl. 372 u. 373; Wien. Nura. Zeitschr. 21, 169.

Die Bule ist der Rat der Stadt, der die städtischen Geschäfte führt; sie er-
scheint auf den meisten der eben citierten Inschriften neben dem Demos; auf den
Münzen finden wir sie als verschleierte mit Lorbeer bekränzte Frau7 Mionnet,
Descr. 602; St/ppl. 374 und eine eigene Priesterin der Bule, die Espst« tr(s xpauSTrjs
ßouXr(s wird 113 genannt. Dem Rate präsidiert ein ßouXctp^o; (39), seine Mitglieder
werden aus den angesehensten Bürgern genommen, so der vornehme C. Ageleius
Apollonides (32) und der Purpurhändler M. Aurelius Alexander (156); weitere noch
163 und 145. Dafs die Buleutenwürde, wenigstens im dritten Jahrhundert, als be-
sondere Ehre auch Fremden verliehen werden konnte, zeigt der Fall des xvjpuS Va-

H) In allen übrigen Fällen allerdings, wo im Codex
Theodosianus Gesetze von Hierapolis aus er-
lassen werden, ist, wie der Zusammenhang zeigt,

das syrische Hierapolis gemeint, als das Haupt-
quartier der Kaiser bei den kriegerischen Unter-
nehmungen gegen die Perser im vierten Jahrhundert,
 
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