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Robert Eisler
über Asien1 und heute noch sind diese heiligen Tiere in Teichen
bei der großen Moschee von Edessa Gegenstand der hergebrachten
Verehrung2. Ebenso ist der Fisch auch bei den westlichsten Semiten,
denPuniern von Karthago der Muttergöttin 'Anna3 geheiligt4, während
ihre östlichsten Stammesbrüder im Zweistromland seit unvordenklichen
Zeiten eine Fruchtbarkeitsgöttin geradezu unter dem Namen Ish-
hanna = »Haus des Fisches«5 verehren, wobei mit »Haus« nach
ursemitischer Vorstellung6 die Göttin selbst als »Wohnung« des
heiligen Fisches gedacht ist, und zwar in einer ganz sinnfälligen
Auffassung, die sehr gut durch ein orientalisierendes, archaisches
boiotisches Vasenbild7 veranschaulicht wird, auf dem der Fisch
geradezu im Leibe einer sogenannten Artemis rtörvia 'ihqQOiv dar-
Fig. 3. Das Symbol des »Fischhauses« Fig. 4. Babylonisches Ideogramm
auf augusteischen Münzen der punischen (= Haus des Fisches) für die Göttin
Siedelung Abdera in Hispanien. Ishanna <nadh F. Hommel).
gestellt erscheint. Endlich wird eine, der Überlieferung nach aus
Indien stammende chinesische, von den Buddhisten als einer der
, 1 Bei Athen. VIII 37, p. 346. Vgl. Lucian, de dea Syria c. 14,- Lagrange,
Etudes sur les relig. semit. Paris 1903, p. 130,- Dölger, 1XQYC 132 f.
2 Sachau, Reise in Syrien 1883, p. 196 ff., Lord Warkworth, Diary in
Asiatic Turkey, London 1898, p. 242,- Cumont, relig. Orient, p. 285 u. 35.
3 Daß 'Anna nur ein anderer Name ist für die karthagische Göttin Dido
<— doäali = 'Geliebte”> Elissa <== arab. Elusa, Halasa — der Venusstern, ZDMG
38, 647 f.) hat schon O. Roßbach in Pauly^Wissowas Realenc. I 2223 richtig
erkannt.
4 Vgl. die Denkmäler bei Dölger IX0YC, p. 431 ff.
5 Hommel, Die Schwurgöttin Esh=hanna, Anhang zu The Reverend Samuel
B. Mercer, the Oath in Babylonia, Paris <Geuthner 1912). Vgl.das »Haus derFische«
auf Münzen des punischen Abdera in Spanien aus der Zeit des Augustus. (Fig. 3.)
6 Eisler, Kuba-Kybele, im Philologus LXVIII, VI.
7 Paul Wolters, Ephemeris archaiologiJce 1892, p. 222ff. pinax i. (Fig. 5.)
Robert Eisler
über Asien1 und heute noch sind diese heiligen Tiere in Teichen
bei der großen Moschee von Edessa Gegenstand der hergebrachten
Verehrung2. Ebenso ist der Fisch auch bei den westlichsten Semiten,
denPuniern von Karthago der Muttergöttin 'Anna3 geheiligt4, während
ihre östlichsten Stammesbrüder im Zweistromland seit unvordenklichen
Zeiten eine Fruchtbarkeitsgöttin geradezu unter dem Namen Ish-
hanna = »Haus des Fisches«5 verehren, wobei mit »Haus« nach
ursemitischer Vorstellung6 die Göttin selbst als »Wohnung« des
heiligen Fisches gedacht ist, und zwar in einer ganz sinnfälligen
Auffassung, die sehr gut durch ein orientalisierendes, archaisches
boiotisches Vasenbild7 veranschaulicht wird, auf dem der Fisch
geradezu im Leibe einer sogenannten Artemis rtörvia 'ihqQOiv dar-
Fig. 3. Das Symbol des »Fischhauses« Fig. 4. Babylonisches Ideogramm
auf augusteischen Münzen der punischen (= Haus des Fisches) für die Göttin
Siedelung Abdera in Hispanien. Ishanna <nadh F. Hommel).
gestellt erscheint. Endlich wird eine, der Überlieferung nach aus
Indien stammende chinesische, von den Buddhisten als einer der
, 1 Bei Athen. VIII 37, p. 346. Vgl. Lucian, de dea Syria c. 14,- Lagrange,
Etudes sur les relig. semit. Paris 1903, p. 130,- Dölger, 1XQYC 132 f.
2 Sachau, Reise in Syrien 1883, p. 196 ff., Lord Warkworth, Diary in
Asiatic Turkey, London 1898, p. 242,- Cumont, relig. Orient, p. 285 u. 35.
3 Daß 'Anna nur ein anderer Name ist für die karthagische Göttin Dido
<— doäali = 'Geliebte”> Elissa <== arab. Elusa, Halasa — der Venusstern, ZDMG
38, 647 f.) hat schon O. Roßbach in Pauly^Wissowas Realenc. I 2223 richtig
erkannt.
4 Vgl. die Denkmäler bei Dölger IX0YC, p. 431 ff.
5 Hommel, Die Schwurgöttin Esh=hanna, Anhang zu The Reverend Samuel
B. Mercer, the Oath in Babylonia, Paris <Geuthner 1912). Vgl.das »Haus derFische«
auf Münzen des punischen Abdera in Spanien aus der Zeit des Augustus. (Fig. 3.)
6 Eisler, Kuba-Kybele, im Philologus LXVIII, VI.
7 Paul Wolters, Ephemeris archaiologiJce 1892, p. 222ff. pinax i. (Fig. 5.)