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Dr. Geza Roheim
»Inmitten dieser Herrlichkeit,
Stand eine Säule, groß und breit,
Da sah er, was er nie gesehen,.
Die Lande sich im Spiegel drehen,
Sah Berg und Tal vorübergleiten
Und Leute stehn und gehn und reiten.«
Arnive erklärt Gawan den Ursprung und die Rätsel der spiegelnden
Säule:
»Es sei Geflügel, sei Getier,
Wer fremd, wer heimisch im Revier,
Zu Wasser und Gefilde,
Erscheint im Spiegelbilde« K
Es scheint, als ob die Einleitung des neugriediisdien Märchens, laut
welchem der König einen soldten Spiegel hat, der ihn alle dem
Reiche nahenden Feinde anzeigt, ein Widerhall der byzantinischen
Sage wäre, Einmal hatte ein Orkan den Spiegel fortgeweht und
der »Drakos« hängte ihn in seinem Garten auf einen großen ApfeD
baum, damit, wenn jemand Äpfel stehlen käme, der Spiegel die
Wäditer rufe. Der jüngste Prinz geht zur Mittagszeit, als der
Dradte schläft, zu dem Baume hin, doch als er den einen Apfel
berührt, erklingt der Spiegel 1 2.
1 Parzival übers. W. Hertz: 1914. XII. 310, 311. Vgl. die Übersetzung
von Pannier: Parzival Reclam. XII. 589—592. S. 187—189. <Der Ursprung aus
dem Lande des Feirefis zeigt die Einwirkung der Sage von dem mythischen
orientalisdien Herrsdier, dem Presbyter Johannes auf die Gralsage, <VgI. Oppert:
Der Presbyter Johannes. 1870. 2.19 > Gewiß befand sidi unter den Regaiia des
Herrsdiers von Karakhitai, der bei den angrenzenden Herrsdiern in Ost«, Süd«
und Mittelasien nachgewiesene Spiegel. Im Zusammenhang mit dem hispanisdien
Sdiauplatz der Gralssagen <VgI. Oppert: I. c. 203.) erscheint die arabisdre Sage,
beaditenswert die den Tisdi Salomonis nadi einem Palast in Spanien verlegt. Neben
dem aus Gold angefertigten mit kostbaren Steinen gesdimüdcten Tisdi befindet sich
der Zauberspiegel, der die sieben Weltgegenden zeigt. Carra de Vaux: L'Ab*
rege des Merveilles. 1898. 122.
2 I. G. v. Hahn: Griediische und albanisdie Volksmärchen. 1864.1. 284—286.
Vgl. zum Parallelismus zwisdien Apfel und Spiegel folgendes aus dem Briefe
des Presbyter Johannes: »In extremitatibus vero super culmen pallacii sunt duo
poma aurea, in unoquoque sunt duo carbunculi ut splendeat aurum in die et
carbunculi luceant in nocte. 161 — 164 s. Oppert: I. c. 174. Vgl. nodi Apfel
und Spiegel im Liebeszauber, ferner oben den goldenen Apfel des Jesuskindes.
Dr. Geza Roheim
»Inmitten dieser Herrlichkeit,
Stand eine Säule, groß und breit,
Da sah er, was er nie gesehen,.
Die Lande sich im Spiegel drehen,
Sah Berg und Tal vorübergleiten
Und Leute stehn und gehn und reiten.«
Arnive erklärt Gawan den Ursprung und die Rätsel der spiegelnden
Säule:
»Es sei Geflügel, sei Getier,
Wer fremd, wer heimisch im Revier,
Zu Wasser und Gefilde,
Erscheint im Spiegelbilde« K
Es scheint, als ob die Einleitung des neugriediisdien Märchens, laut
welchem der König einen soldten Spiegel hat, der ihn alle dem
Reiche nahenden Feinde anzeigt, ein Widerhall der byzantinischen
Sage wäre, Einmal hatte ein Orkan den Spiegel fortgeweht und
der »Drakos« hängte ihn in seinem Garten auf einen großen ApfeD
baum, damit, wenn jemand Äpfel stehlen käme, der Spiegel die
Wäditer rufe. Der jüngste Prinz geht zur Mittagszeit, als der
Dradte schläft, zu dem Baume hin, doch als er den einen Apfel
berührt, erklingt der Spiegel 1 2.
1 Parzival übers. W. Hertz: 1914. XII. 310, 311. Vgl. die Übersetzung
von Pannier: Parzival Reclam. XII. 589—592. S. 187—189. <Der Ursprung aus
dem Lande des Feirefis zeigt die Einwirkung der Sage von dem mythischen
orientalisdien Herrsdier, dem Presbyter Johannes auf die Gralsage, <VgI. Oppert:
Der Presbyter Johannes. 1870. 2.19 > Gewiß befand sidi unter den Regaiia des
Herrsdiers von Karakhitai, der bei den angrenzenden Herrsdiern in Ost«, Süd«
und Mittelasien nachgewiesene Spiegel. Im Zusammenhang mit dem hispanisdien
Sdiauplatz der Gralssagen <VgI. Oppert: I. c. 203.) erscheint die arabisdre Sage,
beaditenswert die den Tisdi Salomonis nadi einem Palast in Spanien verlegt. Neben
dem aus Gold angefertigten mit kostbaren Steinen gesdimüdcten Tisdi befindet sich
der Zauberspiegel, der die sieben Weltgegenden zeigt. Carra de Vaux: L'Ab*
rege des Merveilles. 1898. 122.
2 I. G. v. Hahn: Griediische und albanisdie Volksmärchen. 1864.1. 284—286.
Vgl. zum Parallelismus zwisdien Apfel und Spiegel folgendes aus dem Briefe
des Presbyter Johannes: »In extremitatibus vero super culmen pallacii sunt duo
poma aurea, in unoquoque sunt duo carbunculi ut splendeat aurum in die et
carbunculi luceant in nocte. 161 — 164 s. Oppert: I. c. 174. Vgl. nodi Apfel
und Spiegel im Liebeszauber, ferner oben den goldenen Apfel des Jesuskindes.