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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 5.1917-1919(1919)

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Jekels, Ludwig: Shakespeares "MacBeth"
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https://doi.org/10.11588/diglit.25679#0180

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Dr. Ludwig Jekels

Shakespeares »Macbeth «.

Von Dr, LUDWIG JEKELS <Wien>.

Die vorliegende Abhandlung versudrt es einer Forderung
nadrzukommen, weldie der bekannte Shakespeare-Forsdier

Gervinus in nadistehender Weise formuliert: ».ließe

sich zwisdhen Beidem, Shakespeares innerem Leben und seinerDichtung,
auch nur mit wenigen spredienden Zügen eine Brücke bauen, ein
Verhältnis zeigen, welches erwiese, daß bei Shakespeare wie bei
jeder reidien Dichternatur nidrt äußere Schule und poetische Kon-
venienz, sondern innere Erlebnisse und Bewegungen aes Ge-
mütes der tiefe Q,uell seiner Dichtung waren, — dar.n erst
würde wahrhaft erreicht sein, was uns unseren Liebling recht nahe
stellen würde: wir würden die Summe seiner persönlichen Existenz
ziehen, ein volles Bild, eine lebensvolle Anschauung von der Ge-
stalt dieses Geistes gewinnen können.«

Gemessen aber an diesem in seiner Richtigkeit wohl kaum
anzuzweifelnden Postulat muß zugestanden werden, daß uns die
bisherigen MacbethQJntersudiungen dies psychologische Problem kaum
irgendwie aufgeklärt haben. Denn z. B. aus der das Ehrgeizmotiv
weit hintansetzenden Auffassung Uiricis', dem Drama liege »ein
allgemeiner Gesichtspunkt, nämlich das Verhältnis zwischen der
Außenwelt und der mensdhlichen Willens= und Tatkraft« zu-
grunde, können wir ein »inneres Erlebnis« Shakespeares ebenso»
wenig konkret erschließen, wie aus den Erläuterungen der übrigen
Autoren, die die Verwicklungen der Tragödie und die Charakter«
gestaltungen ihrer Helden meistens als durch den Konflikt zwischen
deren Ehrgeiz und Gewissen gegeben, annehmen.

Nicht als ob wir damit sagen wollten, der seelischen Klaviatur
des Dichters habe der Ehrgeiz gefehlt,- wir erwarten im Gegenteile
mit Bestimmtheit, nach einer genauen Analyse auch diesem, durch
die Worte Macbeths und der Lady übrigens so deutlich betontem
seelischem Element, zu begegnen. Wir bestreiten lediglidi die ihm für
gewöhnlich eingeräumte zentrale Stellung im psychologischen Gefüge der
Handlung. Und zwar nicht etwa allein aus der Erwägung heraus, daß
zur Zeit der Schöpfung des »Macbeth« der Dichter bereits auf der
Höhe des Erfolges stand und demnach sein Ehrgeiz kaum mehr die
gewaltige Hodhspannung besessen haben dürfte, wie wir sie doch nach
der ungeheuren Wucht des Stüdces voraussetzen miißten. Vielmehr
darum, weil uns Macbeths Ehrgeiz zwar zureichend erklären kann
die Ermordung Duncans, zur Not noch die mit ihr wenn auch nur
im mittelbaren Zusammenhange stehende Verfolgung Macduffs,- doch
versagt diese Motivierung bereits vollauf bei dem Versuche an der
 
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