Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 7.1921

DOI article:
Róheim, Géza: Das Selbst, [3], Eidolon: eine vorläufige Mitteilung
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28545#0317
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Das Seibst

311

(die Entfernung ist genau bestimmt in dem Grad der Differenzierung
der »Körperseele-x vom Körper), sie würde, wenn auA von der
obersten psychischen Instanz angenommen, zu einer Hypertrophie des
IAs führen. Im Bewußtsein sind aber auA andere Einzelwesen als
Vorstellungen da, und die Summe derjenigen, von denen ein äußerer
Widerstand gegen die rü&sichtslose Durchsetzung der Ichliebe aus-
geht, heißt die Gesellschaft. Schon in der Ambivalenz der auto-
erotisAen Triebe ist aber ein Element des Widerstandes in den
FurAtregungen und Hemmungen der passiv^magisAen Einstellung
vertreten und auf diesen Widerstand regrediert nun die Realitäts-
funktion, das anpassungsfähige IA, um eine stufenweise Loslösung
der psyAosexuellen Libido vom Körper durAzuführen. An Stelle
des Körpers als Kultobjekt tritt der SAatten, an Stelle des Dinges
die Vorstellung. Man wünsAt den eigenen Körper zu lieben, infolge
des Widerstandes begnügt man siA aber mit dem Abbild. NaA
der Summierung der Triebe in der Körperseele erfolgt die
Eiection in einen von der Außenwelt dargebotenen Rahmen und
als solAer eignen siA vor allem die dem Bedürfnis des SiAvisualh?
sierens entspreAenden ErsAeinungen des Schattens und des
Spiegelbildes. Rank, der als erster den Zusammenhang zwisAen
der Vorstellung eines narzißtisAen Doppelgängers und der Seele
naAgewiesen hat, betont als erster diesen sekundären Kompromiß-
Aarakter des eigentliAen Animismus. »Der Todesgedanke ist er^-
trägliA gemaAt dadurA, daß man siA naA diesem Leben eines
zweiten in einem Doppelgänger versiAert.^ »Erst bei der Apper^
zeption der Todesvorstellung und der aus dem bedrohten Narzißmus
folgenden Todesangst tauAt der UnsterbliAkeitswunsA als solAer
auf, der eigentliA den ursprüngliAen, naiven Glauben an die ewige
Fortexistenz in einer teilweisen Akkommodation an die inzwisAen
apperzipierte Todeserfahrung wiederbringt h Ein ewiges Leben wird
also niAt mehr dem IA, sondern dem Abbild des IAs zugesArieben^
und an Stelle des IAs gilt dieses »Bidolon« als verehrungswürdig.
Eine psyAotisAe Parallele zu den SAatten und Spiegelbildseelen
der Primitiven gibt Kaplan: »Ein Kandidat, der erst aus dem
Irrenhaus entlassen war, saß am Abhange des Ufers, wo ein vorüber-
gehender Strom eine Krümmung bildete. Es sAien, als beobaAtete
er seinen SAatten, den der glatte Spiegel des Stromes in der Sonne
zurüAwarf. ,Sie sAeinen in tiefes NaAdenken versunken?' So redete
ein Vorübergehender ihn an. ,IA weiß niAt', sagte er in langsam
abgemessenem Tone, ,bin iA das im Strome dort, oder das (indem

* Rank: Der Doppeigänger. Imago, 1914. 163. Vg). ebenda 158. Es muß
atierdings hervorgehoben werden, daß die Todesvorsteüung nidht erst aus der Er^
fahrung, sondern aus der Todesangst, weiche wiederum der Urqueüe aiier Angst,
der Geburt (Freud), entstammt, abzuieiten ist.
s Weiter unten siehe über eine andere, bioiogische QueHe dieser Vor-
steiiung.
 
Annotationen