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Dr. Geza Roheim
er auf siA deutete), was hier in den Strom sieht'«*. Die Phiiosophie
hat siA mit der!ei Probiemen noA immer niAt abgefunden, der
Primitive erledigt den Zwiespalt durA die Theorie einer körper-
SAattensede. liAen und einer SAattenexistenz. Über das Aussehen der Seele
befragt, erklärt ein Oberhäuptling der Banjangs: »IA kann meine
Seele jeden Tag sehen, iA stelle miA einfaA gegen die Sonne, der
SAatten ist meine Seele, sie geht mit dem Tode ab, denn sobald
einer tot ist, wirft er keinen SAatten mehr« 2. Während hier also
gerade die SAattenseele zur negativen, rationalistisAen Beantwortung
der Frage naA der UnsterbliAkeit dient, ist es in Nias gerade die
SAattenseele, die im Jenseits weiter lebt und zum Totengeist wird.
Die SAattenseele kann der gewöhnliAe SterbliAe nur bei Sonnen-
oder LagerfeuerliAt leiAt sehen, der Priester jedoA zu jeder ZeiF.
Auf Halmahera fragte Kruijt, ob auA ein totgeborenes Kind eine
Seele besitze, man antwortete ihm darauf:, »NatürliA, wenn man
das Kind zur Lampe hält, sieht man seine Seele« (den SAatten)*.
Gerade auf Halmahera sAeint aber das SymbolisAe, die »Ais ob«^
Natur dieser Vorstellung, durAzusAimmern. Sie nennen nämliA den
SAatten s-uneigentliAe Seele« und erzählen: Wenn ein Priester zum
Himmelsherrn kommt, um die Seele des Kranken zurüAzuholen,
gibt dieser ihm erst dreimal den SAatten. Er darf aber diesen niAt
annehmen/ dann gibt ihm der Himmelsherr das viertemal die eAte
Seele". In Neu=MeAlenburg heißt tanua-na^ri »Seeie von Jemand«,
an erster Stelle SAatten, dann aber auA Seele, Geist,- der Neu-
Me&lenburger stellt siA die Verstorbenen vor wie eine natürliAe
MensAengestalt mit Händen und Füßen, aber es ist ein SAeinbild,
ein Spiegelbild oder ein verkörperter SAatten, ein SAattenmensA^.
Die Baining nennen den Geist des lebenden MensAen »a nemki«.
Dasselbe Wort bedeutet auA »Namensvetter«, »SAattenbiid«T Der
»Namensvetter« weist darauf hin, daß der SAatten seine Bedeutung
eben als »Namensvetter«, als Doppelgänger, als Abspaltung des
MensAen gewinnts. Es ist wie in der Kaitish Sage: Aus dem
1 L. Kaplan: Hypnotismus, Animismus und PsyAoanalyse. 1917. 93. Nach
Rheill: Rhapsodien über die Anwendung der psychischen Kurmethode auf Geistes-
Störungen. Hall. 1903. 72, 73.
2 A. Mansfeld: Urwalddokumente. 1908. 220.
s E. Crawley: The Ideaofthe Soul. 120. G. A. Wilken: De Verspreide
Geschäften. HI. 7. Kruijt: HetAnimisme. 177, 179. Kleiweg de Zwaan: Die
Heilkunde der Niasser. 1913. 260. Dazu, daß der Schatten dem Priester stets sichte
bar ist, vgl. Roheim: Spiegelzauber. 1919. 49.
* Kruijt: 1. c. 69.
Kruijt: 1. c. 70.
'' P. G. Peekel: Religion und Zauberei auf dem mittleren Neu-Me&len-
bürg. (Anthropos-Bibliothek. I. 3.) 1910. 14, .15.
? F. Burger: Die Küsten- und Bergvölker der Gazellehalbinsel. (Studien
und Forschungen zur Menschen- und Völkerkunde. XH.) 1913. 62.
^ Vgl. Rank: Der Doppelgänger. Psychoanalytische Beiträge zur Mythen^
forschung. 1919. 273.
Dr. Geza Roheim
er auf siA deutete), was hier in den Strom sieht'«*. Die Phiiosophie
hat siA mit der!ei Probiemen noA immer niAt abgefunden, der
Primitive erledigt den Zwiespalt durA die Theorie einer körper-
SAattensede. liAen und einer SAattenexistenz. Über das Aussehen der Seele
befragt, erklärt ein Oberhäuptling der Banjangs: »IA kann meine
Seele jeden Tag sehen, iA stelle miA einfaA gegen die Sonne, der
SAatten ist meine Seele, sie geht mit dem Tode ab, denn sobald
einer tot ist, wirft er keinen SAatten mehr« 2. Während hier also
gerade die SAattenseele zur negativen, rationalistisAen Beantwortung
der Frage naA der UnsterbliAkeit dient, ist es in Nias gerade die
SAattenseele, die im Jenseits weiter lebt und zum Totengeist wird.
Die SAattenseele kann der gewöhnliAe SterbliAe nur bei Sonnen-
oder LagerfeuerliAt leiAt sehen, der Priester jedoA zu jeder ZeiF.
Auf Halmahera fragte Kruijt, ob auA ein totgeborenes Kind eine
Seele besitze, man antwortete ihm darauf:, »NatürliA, wenn man
das Kind zur Lampe hält, sieht man seine Seele« (den SAatten)*.
Gerade auf Halmahera sAeint aber das SymbolisAe, die »Ais ob«^
Natur dieser Vorstellung, durAzusAimmern. Sie nennen nämliA den
SAatten s-uneigentliAe Seele« und erzählen: Wenn ein Priester zum
Himmelsherrn kommt, um die Seele des Kranken zurüAzuholen,
gibt dieser ihm erst dreimal den SAatten. Er darf aber diesen niAt
annehmen/ dann gibt ihm der Himmelsherr das viertemal die eAte
Seele". In Neu=MeAlenburg heißt tanua-na^ri »Seeie von Jemand«,
an erster Stelle SAatten, dann aber auA Seele, Geist,- der Neu-
Me&lenburger stellt siA die Verstorbenen vor wie eine natürliAe
MensAengestalt mit Händen und Füßen, aber es ist ein SAeinbild,
ein Spiegelbild oder ein verkörperter SAatten, ein SAattenmensA^.
Die Baining nennen den Geist des lebenden MensAen »a nemki«.
Dasselbe Wort bedeutet auA »Namensvetter«, »SAattenbiid«T Der
»Namensvetter« weist darauf hin, daß der SAatten seine Bedeutung
eben als »Namensvetter«, als Doppelgänger, als Abspaltung des
MensAen gewinnts. Es ist wie in der Kaitish Sage: Aus dem
1 L. Kaplan: Hypnotismus, Animismus und PsyAoanalyse. 1917. 93. Nach
Rheill: Rhapsodien über die Anwendung der psychischen Kurmethode auf Geistes-
Störungen. Hall. 1903. 72, 73.
2 A. Mansfeld: Urwalddokumente. 1908. 220.
s E. Crawley: The Ideaofthe Soul. 120. G. A. Wilken: De Verspreide
Geschäften. HI. 7. Kruijt: HetAnimisme. 177, 179. Kleiweg de Zwaan: Die
Heilkunde der Niasser. 1913. 260. Dazu, daß der Schatten dem Priester stets sichte
bar ist, vgl. Roheim: Spiegelzauber. 1919. 49.
* Kruijt: 1. c. 69.
Kruijt: 1. c. 70.
'' P. G. Peekel: Religion und Zauberei auf dem mittleren Neu-Me&len-
bürg. (Anthropos-Bibliothek. I. 3.) 1910. 14, .15.
? F. Burger: Die Küsten- und Bergvölker der Gazellehalbinsel. (Studien
und Forschungen zur Menschen- und Völkerkunde. XH.) 1913. 62.
^ Vgl. Rank: Der Doppelgänger. Psychoanalytische Beiträge zur Mythen^
forschung. 1919. 273.