Psychologische Beobachtungen an griechischen Philosophen 1 5
Br. VIII, 46: Denn es gibt kein Sein, das es, sich zusammenzuschließen,
Hindern könnte noch kann ein Sein hier mehr als ein andres
Sein, dort weniger:^ jeglicher Minderung ist's gänzlich entzogen:
Nur ein einziges (Sein) stößt, allseits gleich, an die Grenzen! 34-
77/. TGz/w
Von diesem Teil ist der Anfang noch erhalten, der an den Schluß
der „Wahrheit" unmittelbar anschließt:
Br. VIII, 50: Und hier end' ich dir nun die verläßliche Lehre, der Wahrheit
Sich're Erkenntnis: von nun an vernimm der Sterblichen Irrwahn,
Wie ihn dir der trügliche Bau meiner Worte verkündet!33
Zwei Gestalten36 beschloß der Mensch mit Namen zu nennen —37
gg) Ich übersetze den Text, wie ihn v. Wilamowitz und Kranz (a. a. O. S. 1176)
hergestellt haben, glaube aber auch VIII, 46 das als erstes Wort überlieferte owe
gegen jede Änderung schützen zu dürfen: owe yap ..." ow'^öv ^ort, TO xer ycauot . . .
oüt'ecrrr OJtog eb) xev, „Denn weder — (noch): weder gibt es ein Sein, das ver-
hinderte . . . noch ist es möglich, daß ein Sein . . .". Parmenides unterscheidet zwei
Fälle: zwischen mehreren Seienden könnte nur entweder nichts liegen oder etwas
der zweite Fall übrig; allein daß es nicht verschiedene Grade des Seins geben kann,
wurde auch schon gezeigt (VIII, 2g); folglich ist das II, 2 ff. erörterte Bedenken, das
Seiende könnte sich auf mehrere Körper verteilen, widerlegt.
54) TOtyap statt ot ydp gewiß richtig Zeller, Ph. d. Gr. I 1^, 6gg*. er yuüpoot
xhpet = ?tetpaOtr Die „Unvollendbarkeit" oder „Vollständigkeit" des Seienden,
d. h. die völlige Ausfüllung der kugelförmigen Grenzfläche (der Himmelskugel) durch
das Seiende ist endgültig erwiesen und damit die Lehre vom Seienden, die Darlegung
der „Wahrheit" von Seite der Göttin überhaupt zu Ende geführt.
gg) Daß es sich bei den „Irrlehren der Sterblichen" (Üo^cu i?poTEmf) um eine
fehlerhafte Gesamtanschauung, einen „Irrwahn" handelt, geht aus dem Inhalt der
folgenden Darlegungen auch für uns noch deutlich hervor. — „Trüglich" sind natür-
lich nicht die Worte der Göttin selbst, diese Bezeichnung verdient vielmehr der
Wahn, dessen Inhalt sie mit diesen Worten wiedergibt.
g6) Gestalt oder Gebilde de^tctg — VIII, gg und gg), nicht etwa Ding,
Stoff, Element! /roptpi) bezeichnet nicht nur überhaupt die äußere Erscheinung, sondern
insbesondere auch die wechselnde und täuschende (Aeschyl.Frg. g04, g Nauck; Sophocl.
Trach. 10; Eurip. Frg. 8gg, 14 N.), ja sogar die Truggestalt (des Traumes: Aeschyl.
Prom. 449). Licht und Dunkel, aus denen sich für den menschlichen Wahn die Welt
zusammensetzt, sind — so dürfen wir die Meinung des Parmenides ziemlich genau
wiedergeben — „Erscheinungen": etwas, das in Wahrheit „nicht ist", indes den
Menschen in ihrem Irrwahn zu „sein" scheint.
gy) Der Mensch, denn er ist aus ^poretug VIII, gi als Subjekt zu ergänzen. Darin,
daß die Menschen bloße Erscheinungen, ein in Wahrheit Nichtseiendes, benannten
Br. VIII, 46: Denn es gibt kein Sein, das es, sich zusammenzuschließen,
Hindern könnte noch kann ein Sein hier mehr als ein andres
Sein, dort weniger:^ jeglicher Minderung ist's gänzlich entzogen:
Nur ein einziges (Sein) stößt, allseits gleich, an die Grenzen! 34-
77/. TGz/w
Von diesem Teil ist der Anfang noch erhalten, der an den Schluß
der „Wahrheit" unmittelbar anschließt:
Br. VIII, 50: Und hier end' ich dir nun die verläßliche Lehre, der Wahrheit
Sich're Erkenntnis: von nun an vernimm der Sterblichen Irrwahn,
Wie ihn dir der trügliche Bau meiner Worte verkündet!33
Zwei Gestalten36 beschloß der Mensch mit Namen zu nennen —37
gg) Ich übersetze den Text, wie ihn v. Wilamowitz und Kranz (a. a. O. S. 1176)
hergestellt haben, glaube aber auch VIII, 46 das als erstes Wort überlieferte owe
gegen jede Änderung schützen zu dürfen: owe yap ..." ow'^öv ^ort, TO xer ycauot . . .
oüt'ecrrr OJtog eb) xev, „Denn weder — (noch): weder gibt es ein Sein, das ver-
hinderte . . . noch ist es möglich, daß ein Sein . . .". Parmenides unterscheidet zwei
Fälle: zwischen mehreren Seienden könnte nur entweder nichts liegen oder etwas
der zweite Fall übrig; allein daß es nicht verschiedene Grade des Seins geben kann,
wurde auch schon gezeigt (VIII, 2g); folglich ist das II, 2 ff. erörterte Bedenken, das
Seiende könnte sich auf mehrere Körper verteilen, widerlegt.
54) TOtyap statt ot ydp gewiß richtig Zeller, Ph. d. Gr. I 1^, 6gg*. er yuüpoot
xhpet = ?tetpaOtr Die „Unvollendbarkeit" oder „Vollständigkeit" des Seienden,
d. h. die völlige Ausfüllung der kugelförmigen Grenzfläche (der Himmelskugel) durch
das Seiende ist endgültig erwiesen und damit die Lehre vom Seienden, die Darlegung
der „Wahrheit" von Seite der Göttin überhaupt zu Ende geführt.
gg) Daß es sich bei den „Irrlehren der Sterblichen" (Üo^cu i?poTEmf) um eine
fehlerhafte Gesamtanschauung, einen „Irrwahn" handelt, geht aus dem Inhalt der
folgenden Darlegungen auch für uns noch deutlich hervor. — „Trüglich" sind natür-
lich nicht die Worte der Göttin selbst, diese Bezeichnung verdient vielmehr der
Wahn, dessen Inhalt sie mit diesen Worten wiedergibt.
g6) Gestalt oder Gebilde de^tctg — VIII, gg und gg), nicht etwa Ding,
Stoff, Element! /roptpi) bezeichnet nicht nur überhaupt die äußere Erscheinung, sondern
insbesondere auch die wechselnde und täuschende (Aeschyl.Frg. g04, g Nauck; Sophocl.
Trach. 10; Eurip. Frg. 8gg, 14 N.), ja sogar die Truggestalt (des Traumes: Aeschyl.
Prom. 449). Licht und Dunkel, aus denen sich für den menschlichen Wahn die Welt
zusammensetzt, sind — so dürfen wir die Meinung des Parmenides ziemlich genau
wiedergeben — „Erscheinungen": etwas, das in Wahrheit „nicht ist", indes den
Menschen in ihrem Irrwahn zu „sein" scheint.
gy) Der Mensch, denn er ist aus ^poretug VIII, gi als Subjekt zu ergänzen. Darin,
daß die Menschen bloße Erscheinungen, ein in Wahrheit Nichtseiendes, benannten