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Internationale
^ammler^ßifunj
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich..
10. Jahrgang. Wien, 1. März 1918. Nr. 5.

Bilder aus der Sammlung Oppenheim.

Die Gemäldesammlung des Freiherrn Albert von
Oppenheim, die am 19. März bei Rudolf Lepke in
Berlin unter dem Hammer kommt, ist in diesem Blatte
bereits gewürdigt worden*) ; heute bringen wir einige
der bedeutendsten Bilder der Sammlung , in Repro-
duktionen.

Von Th.de K eyser, dem reifsten Amsterdamer Maler
vor Rembrandt, führen wir das Bild eines junges
Mannes (Fig. 2) und seiner Gattin (Fig. 3) vor, von denen
Bode sagte: „De Keyser hat vollendetere und anzie-
hendere Bilder als diese nicht gemalt.“ Beide Porträts
-sind Kniestücke, der Mann steht an einem Tisch, auf

Fig. 1 zeigt Quinten
Massys ,, Geldwechsler“,
ein Gemälde, das, wie Bode
erzählte, Anlaß zu einer
interessanten Kontroverse
gegeben hat. Aus der Im
schrift auf dem Buche „Le
roi doiet a maistre Cornile
de la (Chapelle)“ hatte man
nämlich schließen wollen,
daß Meister Corneille de
Lyon der Maler des Bildes
sei; andere wieder nannten
Marinus von Römers-
walde als den Künstler,
doch hat die Forschung sich
für Massys entschieden.
An einem mit hell-
grünem Tuche bedeckten
I ische sieht man einen
älteren Mann in pelzver-
brämtem Mantel und mit
Edelsteinagraffe geziertem
Scharlachbarett, der mit
der Rechten in ein Buch
schreibt, während die Linke
Goldstücke zählt. Ein
anderer Mann mit grüner
Kappe und rotem Mantel
stützt den rechten Arm
auf die Schulter des zuerst
Beschriebenen und zieht
eine Grimasse, indem er
mit der Hand auf die Gold-

dem Papierrollen ausge-


breitet sind, die Frau, in
■schwarzem Gewände, Mühl-
steinkragen, weißem Häub-
chen und Spitzenman-
schetten, sitzt an einem
Tisch in geschnitztem Lehn-
stuhl. Ihre Rechte ruht
im Schoße, die Linke auf
der. Lehne des Stuhles. Auf
dem. Tische Arbeitskörbchen
und Handschuhe.
Von den beiden Teni ers
der Sammlung Oppenheim
geben wir die „Zwei Bett-
ler“ (F’g. 4), wieder, von
denen der Katalog folgende
Beschreibung gibt: „Alter,
bärtiger Mann mit kahler
Stirn, in grauem Kittel, den
Hut .mit beiden Händen
zum Empfang von Almosen
haltend,, auf einem Stuhle
sitzend. Rechts neben ihm
stehend eine Frau mit Filz-
hut, einem Korb am Arme,
die Hände unter der Schürze
verborgen. Neben ihr ein
bellendes Hündchen.“ Inder
linken hinteren Ecke des
Bildes befindet sich die

Fig. 1.
Quinten Massys; Die Geldwechsler.

Sgnatur: „D. Teniers f.“
Aus Anlaß der bevor-
stehenden Auktion erzählt

stücke hinweist. Auf dem Tische liegen Schreibuten-
silien und ein kostbares Schmuckstück mit . Rubin und;
Perlen; auf einem Wandbrett, über, den Köpfen der
beiden, gewahrt man Leuchter, Lichtscheere, ver-
siegelte Pergamente und anderes.
*)-Siehe Nr. 1 des. laufenden Jahrganges, ,,'Die Genlälde-
i’Qnmlung . des Freiherrn von Oppenheim von Dr. Wilhelm
°de, Wirklicher Geheimer Rat (J3erlin),“

Houbraken, der alte Biograph der niederländischen
Meister, eine hübsche Künstleranekdote. Darnach hat
Van Dyck bei seiner Reise nach England im Jahre
1632 seinen Weg über Harle-m genommen , wo er seinen
berühmten Kollegen Frans Hals in seinem Atelier
aufsuchte. Dieser kannte ihn nicht. Van Dyck aber bat
ihn, ihn zu malen. Als das Bild vollendet war, sprach
er Hals seinen Beifall aus, äußerte aber, es scheine ihm
 
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