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Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.

10. Jahrgang. Wien, 1. November 1918. Nr. 20.

Wie sammle ich?

Der neueste Band der „Bibliothek für Kunst- und
Antiquitätensammler“ betitelt sich „Alt-Holländische
Bilder“ und hat den als hervorragenden Kenner alt-
holländischer Gemäldekunst allseits anerkannten und
geschätzten Direktor der königlichen Gemäldegalerie
Mauritshuis im Haag, Professor Dr. W. Martin*,
zum Verfasser. Wer aber nach dem Titel in dem ge-
schmackvoll ausgestatteten Werkcnen einen Abriß
der Geschichte der niederländischen Malerei zu finden
vermutet, wird sich irren. Professor Martin bietet
nichts dergleichen, auch kein erschöpfendes Handbuch
zum Bestimmen oder Restaurieren alter Bilder; das
Buch soll dem Sammler von Gemälden die erste
Orientierung bringen, namentlich ihm auch zeigen,
in welcher Weise etwaige Schwierigkeiten der Sammler-
tätigkeit zu überwinden sind. So gibt er zum Beispiel
auf die Sammlern naheliegende Frage „Wie sammle
ich“? folgende kluge Antwort:
„Wie erwirbt man sich seine Bilder ? Für Geld
ist ja vieles, sehr vieles zu haben, nur nicht Kenner-
blick und wahre Liebe für Kunst. Ein geschmack-
volle2 Ganzes, eine Sammlung, die feinen Kunstsinn
verrät, kann also in keiner anderen Weise zustande
kommen als durch persönliche Erfahrung des Samm-
lers selber. Natürlich wird er sich dabei auch von
Kennern und Händlern raten, aber niemals seine
Sammlung nur durch diese allein zusammenbringen
lassen; denn dann würde sie ja nicht das Ergebnis
seines eigenen Schaffens und Kunstsinnes, sondern
ausschließlich seines Geldes. Wer wirklichen Genuß
an seinen Bildern haben will, darf der Schönheit im
eigenen Hause nicht als völlig Fremder gegenüber-
stehen. Sonst kaufe er lieber anderes wie Kunst-
werke.
Die erfreulichste und zudem meist praktische Art
des Sammelns fand ich immer diejenige, wobei der
Sammler hauptsächlich seinen eigenen Augen folgt,
es gleichzeitig aber niemals versäumt, soviel wie mög-
lich den Meinungsaustausch mit anderen zu pflegen,
die gleichviel oder schon mehr Erfahrung besitzen
wie er. Denn gerade dieser Meinungsaustausch der
Sammler untereinander oder mit Kennern (das heißt
Händlern, Experten, Museumsbeamten usw.) ist eine
*) Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler.
Band 13. Altholländische Bilder von Prof. Dr. W. Martin,
Direktor der königl. Gemäldegalerie (Mauritshuis im Haag).
Mit 127 Abbildungen. Berlin W 62. Richard Schmidt &
Co., 1918.

der anziehendsten und gleichzeitig meist lehrreichen
Seiten des Sammler wesens.
Jeder Anfänger kennt sicherlich einen oder mehrere
zuverlässige Personen aus diesen Kreisen. Ihrer Leitung
vertraue er sich zuerst einigermaßen an, vergesse
aber dabei nicht, schon vom Anfang an möglichst
selbständig zu kaufen. Er wird dann — unvermeidlich
— damit beginnen, Fehler zu machen, aber gerade
dadurch wird er lernen. Ich bin überzeugt, daß ein
Sammler überall in Kennerkreisen auf das weitest-
gehende Entgegenkommen zählen kann, wenn man
doch sieht, daß es ihm ernst ist und er auf guten
Rat hören will. Wie viele wollen das ja.niemals!
Daneben ist dann aber auch bei einem angehenden
Sammler das Selbststudium unerläßlich; er muß mit
eigenen Augen sehen lernen. Das geschieht am besten
durch Reisen und das Besuchen der Museen. Die bei
dieser Gelegenheit gekauften Kataloge und Photo-
graphien helfen ihm, das Gesehene daheim wieder
lebendig vor Augen zu halten und die auswärtigen
Eindrücke zu verarbeiten. Nicht minder lehrreich ist
die Besichtigung von Ausstellungen und das Besuchen
von Auktionen.
So geschult, wird man allmählich gefeit gegen die
unerlaubten Tricks im Kunsthandel, gegen Fälschungen
und all die vielen, gefährlichen Klippen einer Sammler-
laufbahn. Und speziell auch da ist die Möglichkeit, be-
trogen zu weiden, das heißt zu teure, kranke, ver-
putzte, falsch getaufte oder sogar gefälschte Bilder
anzukaufen, für den selbstunterrichteten Sammler
viel kleiner als für denjenigen, der, ohne jegliche eigene
Erfahrung, seinen Entschluß einzig auf die Katalog-
benennung und Herkunft eines Bildes abstellt.
Jeder Sammler, der wirklich von ganzem Herzen
bei der Sache ist, kann —- es sei nochmals betont —
überzeugt sein, daß er sowohl den Museums beamten
und Kennern wie auch den anständigen Händlern
jederzeit willkommen ist. Denn alle lernen sie ja von
einander, genießen zusammen und beschützen sich
auch gegenseitig vor den stets vorhandenen Ge-
fahren von Seiten skrupelloser Spekulanten. Solche
Menschen haben ja von jeher so manchem Sammler
Unsummen entlockt und ihm dafür ganz wertlose
Stücke geliefert.“
Für diese. Behauptung bleibt Professor Martin
den Beweis übrigens nicht schuldig. Er erzählt als
große Warnung, aber nicht als entmutigendes oder
gar abschreckendes Beispiel, die eigentümliche Qe-
 
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