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Seite 64

Nr. 8

Internationale

Sammler -Zeitun

g

Berühmte Frauen als Münzensammlerinnen.
Von Hofrat Konstantin Danhelovsky, (Wien).
(Schluß)*

Um aber auf das Thema zurückzukommen, sei
berichtet, daß die Entstehung der berühmten Münzen-
kollektion der Königin Christine in das Jahr 1652 fällt,
also in die Zeit ihres Thronverzichtes, da sie in Schweden,
bedrängt von politischen Wirren und Glaubenszweifeln,
sich entschlossen hatte, ihr Leben dem Kulte der Wissen-
schaften und Künste zu weihen. Ihr stark entwickelter
Sinn für antike Münzen, besonders für römische, trieb
sie zur Anlage einer Münzensammlung, die sie, wie
gesagt, auf allen ihren Reisen mitführte, vermehrte
und mit Heranziehung von Gelehrten — nach ihrem
jeweiligen Aufenthaltsorte — bestimmen und sichten
ließ. Als die Königin ihren schon oben erwähnten Auf-

pfänden. Erst in Jahre 1695, also sechs Jahre nach dem
Tode Christinens, hat der schwedische König Karl XI.
diese Schätze, die mittlerweile nach Amsterdam ge-
kommen waren, eingelöst. Während ihres Verweilens in
Straßburg kaufte die Königin-Sammlerin eine große
Münzensammlung von den Erben des Forschers Luckh.
Aus dem Gesagten geht zur Genüge hervor, daß
Christinens luxuriöse Reisen viel Geld verschlangen und
daß der vom schwedischen Volke schon vorher erhobene
Vorwurf der Verschwendungssucht der Königin nicht
unzutreffend war. Allerdings wurzelte dieser blind-
wütige Trieb zum Geldausgeben in ihrer unbezähm-
baren Lust, immer wieder die prächtigsten Antiken


Fig. 2. Ruysdael, Strand von Scheveningen.
Galerie Stumpf, Berlin.

enthalt in Innsbruck nahm, begab sie sich zu Pferde, i
von einem glänzenden Kavalierstroß begleitet, in feier- ;
lichem Zuge, mit zwei Heerpaukern und mit Trompetern
an der Spitze, nach Schloß Amras, um dessen Kunst-
schätze und die Bibliothek in Augenschein zu nehmen.
Christine interessierte sich ausnehmend für die von
Erzherzog Ferdinand II. angelegte Münzensammlung
und unterhielt sich zumeist mit dem Internuntius
Holftenius „absonderlich da ain Antiqitet hervor
khumete, vor denen Ihr. Mayestät mit Verwunderung
der Umbstehenden ex fundamento discurirte“. (S. den
s. g. „Bayer. Bericht“ 1655 und Gualdo Priorato,
Seite 96).
Vor der Ankunft in Innsbruck verbrachte Christine
volle neun Monate in Brüssel. Die Übersiedlungsreise
von Schweden nach Rom, im allgemeinen recht behaglich,
gestaltete sich stellenweise auch ärgerlich, wie zum Bei-
spiel eben in Brüssel, wo die stets in den Sternen-
regionen pirschende „Pallas suecica“, von ihrem unge-
treuen Kustos Dufresne bestohlen, in solche Geldver-
legenheiten geraten ist, daß sie sich gezwungen sah, ihre
geliebten römischen Münzen und auch Juwelen zu ver-
*) Siehe Nr. 7 der ..Internationalen Sammler-Zeitung“.

Gemälde und Münzen anzukaufen. Schon 1651 betraute
Christine den Philologen Nikolaus Heinsius damit,
in Italien Kostbarkeiten verschiedenster Art für ihre
Kunstsammlungen und ihre Bücherei, besonders aber
römische Münzen anzukaufen. Der auch als Staatsmann,
dann durch große Gelehrsamkeit, poetisches Talent
und Phantasiereichtum hervorstechende Einkaufs-
kommissär widmete drei Jahre (1651 bis 1653) zur Aus-
führung des erhaltenen Auftrages. Eine herrliche Mission
fürwahr! Uneingedämmt von philiströsen Schranken
kleinlicher Sparrücksichten, für eine kunstsinnig6
Königin Einkäufe besorgen zu dürfen, welch] ein Ver-
gnügen! Fast größer als dasjenige des fernweilenden
Bestellers, dem das Wonnesame der Erstehungsumstände
verloren geht, das Aufspüren des Objektes, das Sich-
erwärmen für dessen Reiz und der oft mühselige Sieg
über den Verkäufer, wenn dieser als Wardein seines
Vorteils dem Kauflustigen durch Geschäftskniffe und
Preistreiberei die Stunde zu trüben versucht.
Wie fest die Vorliebe für Münzen ihre Fäden um das
Empfindungsleben Christinens wob, erhellt auch daraus,
daß die Königin beabsichtigte, die Geschichte ihres
Daseins in Schaumünzen ausprägen zu lassen, gleichwie
dies Ludwig XIV., dann der große Kurfürst und Kaise
 
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