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Seite 98

Internationale Sammler-Zeitung

Nr. 11

So hat Thannhauser in München einen ganzen Saal
voll schöner Hodler hängen, für die er in diesen Jahren
keinen, auch nur in Frage kommenden Käufer tand.
Es ist nun die Frage, ob dieses durch Hodlers
politischen Fehler vollständig erloschene Interesse der
deutschen Sammler für Hcdlers Werk eine Berech-
tigung sachlicher Natur in sich birgt oder ob es durch
den Tod des Malers eine neue Belebung erfahren wird.
Eine objektive Betrachtung von Hodlers Schaffen, die
von der nie sehr sympathischen und auch im Frieden eine

auf den persönlichen Vorteil gerichteten Persönlichkeit
des Malers absieht, wird feststellen müssen, daß mit
Hodler einer der ganz Großen der neuen europäischen
Malerei dahingeschieden ist. Und mit dieser Fest-
stellung ist es auch eigentlich schon gegeben, daß die
Interesselosigkeit des deutschen Sammlertums' wahr-
scheinlich nicht auf die Dauer anhalten wird, und daß
wir in den nächsten Jahren vielleicht doch mit einer
starken Aufwärtsbewegung der Preise für Hodlers
Gemälde werden rechnen müssen.


Die Galerie Gaston v. Mallmann.

Die Galerie des vor Jahresfrist verstorbenen Gaston
Ritter von Mallmann gelangt am 12. und 13. Juni


Fig. 2.
Joos van Cleve, Zwei Altarflügel.
(Galerie Gaston v. Mallmann.)
d. J. in Rudolph Lepkes Kunstauktionshaus in
Berlin zur Versteigerung.
Die Sammlung Mallmann war ursprünglich eine
Privatgalerie, die sich ihr Besitzer auf seinem böh-
mischen Gute Blaschkow angelegt hatte. Erst bei
seiner Übersiedlung nach Berlin wandelte Mallmann
die Galerie in eine Kunsthandlung um. Sie umfaßt
zirka 160 hervorragende italienische, deutsche, nieder-
ländische, spanische, englische und französische Gemälde
vom 14. bis 18. Jahrhundert. Unter den italienischen
Werken sind vor allem das ausdrucksvolle Bildnis einer
Frau von Francesco Francia, eine heilige Familie
von Pinturichio und das Doppelbildnis zweier Sena-
toren von Tintoretto zu nennen. Ein Hauptstück
ist eine Madonna von. Giovanni Bellini. Bedeutende
Werke von Giampitrino, Bart. Vivarini, Boni-
facio Veronese und anderen schließen sich an.

Den Hauptstock der Sammlung bilden die Nieder-
länder. Unter den zahlreichen Primitiven ragen zwei


Fig. 3.
Reynolds, Entwurf zu einem Herrenbildnis.
(Galerie Gaston v. Mallmann.)
Altarflügel mit Stifterbildnissen von Joos van Cleve,
zwei Bildnisse von Pourbus und eine schöne Madonna
des Jan van Hennessen hervor. Die Rubensschule
ist besonders vielseitig und glänzend vertreten. Auch
von Teniers sind mehrere Bilder vorhanden, darunter
manches altberühmte Stück. Unter den Holländern
findet man fast alle Gebiete der Malerei: Stilleben von
Jan Weenix, von den beiden Ostade, de Hoem,
Heda, Aelst, ein Geflügelstück von Jacomo Victor,
Marinebilder von Backhuysen, van de Cappelle,
van de Velde usw. Eine reizende Ruinen- und Schloss-
ansicht von Jan van de Heyden, eine stimmungs-
volle Landschaft von Aelbert Cuyp, Landschaften vor
C. Decker und dem Harlemer Vermeer wären
besonders hervorzuheben. Die drei Ruysdael, Vater,
Sohn und Neffe, sind mit charakteristischen
Werken vertreten. Von Jacob van Ruysdael ist
 
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